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Kein ganzer Abschied Kein ganzer Abschied: Seelsorger am Elisabethkrankenhaus geht in den Ruhestand

Von Silvia Zöller 27.10.2020, 15:00
Reinhard Feuersträter, hier in der Kapelle des Elisabethkrankenhauses, wird am Mittwoch verabschiedet.
Reinhard Feuersträter, hier in der Kapelle des Elisabethkrankenhauses, wird am Mittwoch verabschiedet. Silvio Kison

Halle (Saale) - Schon vor zwei Jahren hätte Reinhard Feuersträter, Seelsorger am Elisabethkrankenhaus und katholischer Diakon mit Leidenschaft, eigentlich in den Ruhestand gehen können. Doch er verlängerte seinen Vertrag um zwei Jahre und wird nun am Mittwoch mit einem Gottesdienst und einer Feier aus dem Amt verabschiedet. Doch der 67-Jährige denkt keineswegs daran, dann einfach nichts zu machen: „Ich werde noch einige ehrenamtliche Projekte für das Krankenhaus weiterführen“, sagt er.

17 Jahre lang, ab 2003, kümmerte sich der gebürtige Münsterländer um die Sorgen und Nöte der Kranken, aber auch um Menschen außerhalb der Klinik. Wie sehr seine Arbeit auch in die Gesellschaft strahlt, macht eine Zahl deutlich: Als Diakon darf er auch Beerdigungen durchführen. Von rund 600 in 17 Jahren waren nur zwei konfessionell, berichtet er: „Das ergab sich vor allem durch die Sterbebegleitung im Krankenhaus“, erklärt er.

„Wir wollen den Menschen helfen, einen Sinn im Leben zu finden“

Für den gläubigen Katholiken sei es immer wichtig gewesen, „den Menschen zu sehen und nicht die Frage, ob er einer Kirche angegehört“. Und so ist er besonders froh, dass die gemeinsamen Überlegungen mit der Krankenhausleitung zur Einrichtung einer Krankenhaus-Seelsorgeambulanz geführt haben: Jeder, nicht nur Patienten, können sich jederzeit an das fünfköpfige Seelsorgeteam wenden. Manchmal ist ein Gespräch sofort möglich, manchmal wird ein Termin vereinbart. „Wir wollen den Menschen helfen, einen Sinn im Leben zu finden“, so Feuersträter.

Bekannt ist der studierte Sozialpädagoge in Halle vor allem durch die Lebenswende-Feiern, die er zwar nicht erfunden hat - aber stark vorangebracht hat. Gab es mit seinem Amtsantritt im Jahr etwa 20 solcher Feiern, die Kindern aus nicht-religiösen Familien eine Alternative zur Jugendweihe boten, so wuchs die Zahl bis auf 700 im Jahr an. Mittlerweile gibt es vom katholischen Bistum aufgrund der riesigen Resonanz eine eigene Stelle für das Projekt. Feuersträter hat es gerne begleitet: „Ich habe viel erfahren von der Lebenswelt der Jugendlichen.“

„Ich hatte drei Pässe“

Und genau Jugendliche waren es auch, die den 67-Jährigen vor mehr als 30 Jahren zur Ausbildung als Diakon gebracht haben. Als junger Mann war er für die „Christliche Arbeiterjugend“ im Münsterland aktiv und arbeitete sich als Sozialpädagoge bis in die Bistums- und Bundesebene des Verbandes hoch. „Es waren diese Jugendlichen, die wollten, dass jemand aus ihren Reihen als Diakon dabei ist“, erinnert er sich.

Mit 35 Jahren wurde er dann nach seiner Ausbildung im Dom zu Münster geweiht. Parallel war Feuersträter damals auch im Vorstand des Bundes katholischer Jugend engagiert und besuchte darüber mehrfach die damalige DDR - auch Halle. „Ich hatte drei Pässe“, berichtet er: So sollten die häufigen Einreisen und die damit verbundenen Stempel im Pass ein wenig kaschiert werden. „Doch irgendwann flog ich mit Westgeld in der Hosentasche auf und durfte nicht mehr in die DDR einreisen“, sagt er.

Deswegen folgten dann Reisen nach Ungarn oder in die Tschechoslowakei. Fremdes Terrain hat er durch seinen Wechsel von Münster nicht betreten. Aber Feuersträter sagt ohnehin: „Die Menschen sind hier so wie die in Münster.“ (mz)