Katharina Brederlow ist Sozialdezernentin Katharina Brederlow ist Sozialdezernentin: Echte Hallenserin wird Chefin ihrer bisherigen Kollegen

Halle (Saale) - Viel Zeit zum Feiern bleibt nicht. „Ein Glas Wein und ein gutes Essen - zu mehr war am Abend keine Zeit“, sagt Katharina Brederlow, die am Mittwoch vom Stadtrat überraschend deutlich zur neuen Sozialdezernentin in Halle gewählt worden ist. Denn schon am Tag danach hat sie der Alltag als Fachbereichsleiterin für Bildung und Jugend wieder. Die Flüchtlingssituation in der Stadt fordert das Organisationstalent der 53-Jährigen. „Derzeit bin ich mindestens zwölf Stunden am Tag im Einsatz.“
Dass sie derart in die Alltagsarbeit in der Verwaltung eingebunden ist, macht die Wahl von Brederlow so besonders. Zudem ist sie ein Eigengewächs des halleschen Rathauses. Denn die bisherigen Dezernenten kamen zumeist von außen, waren vorher nicht Mitarbeiter in der Stadtverwaltung. Brederlow arbeitet dagegen seit dem Jahr 2002 im Rathaus, ist gebürtige Hallenserin. „Natürlich ist es eine Herausforderung, in die neue Rolle zu schlüpfen“, gibt sie zu.
Eine Mammutaufgabe
Denn aus Kollegen werden ab dem 1. Januar 2016 Mitarbeiter. Brederlow wird den größten Geschäftsbereich in der Stadtverwaltung führen: Über 600 Mitarbeiter, mehr als 200 Millionen Euro Budget. „Das ist eine Mammutaufgabe. Dennoch habe ich große Lust darauf.“
Klare Vorstellungen hat Brederlow, was sie im Vergleich zu ihrem Vorgänger Tobias Kogge (CDU) anders machen will. „Ich will kooperativer sein, mehr das Gespräch mit den Stadträten suchen.“ Dazu gehöre, die Kommunalpolitiker früher in Entscheidungen einzubinden. Dabei werde sie aber nicht vor Konflikten zurückscheuen. „Mein Motto war schon immer: Wenn etwas leicht geht, dann ist es nichts für mich.“
Ausbildung zur Erzieherin
Das gilt auch für ihr eigenes Leben. Brederlow hat zu DDR-Zeiten eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht. Erst über den zweiten Bildungsweg kam sie zum Sozialpädagogikstudium nach Hildesheim Anfang der 90er Jahre. 1995 kehrte sie nach Halle zurück, arbeitete zunächst für einen Freien Träger. Parallel saß Brederlow von 1999 bis 2002 für die SPD im Stadtrat. „Ich wollte jetzt wieder stärker politisch arbeiten“, sagt sie.
Denn inhaltlich hat sich Brederlow einiges vorgenommen. Eine ihrer Prioritäten ist, dass mehr Geld in die Schulen und Kitas in Halle investiert wird. Dazu will sie versuchen, auch neue Fördermöglichkeiten auszuschöpfen. Ziel sei, den Investitionsstau an den Bildungseinrichtungen von derzeit über 200 Millionen Euro deutlich zu senken. Auch im Sozialbereich will Brederlow neue Akzente setzen. „Wir müssen stärker dort investieren, wo der Bedarf ist.“ Das gelte für die Stadtteile mit hoher Kinderarmut und Arbeitslosigkeit, aber auch für die einzelnen Familien und Kinder.
Künftig weniger Freizeit
Bei diesen Zielen ist schon abzusehen, dass Brederlow künftig weniger Freizeit haben wird - und damit auch weniger Zeit für ihren 14 Jahre alten Mischlingshund. Der begleitet sie des Öfteren beim Joggen - wenn die Strecke nicht zu lang ist. „Ich gehe zwei- bis dreimal die Woche laufen, immer eine Stunde“, sagt sie. Auch bei ihrem Hobby hat Brederlow klare Ziele. Im kommenden Jahr will sie die zehn Kilometer beim Mitteldeutschen Marathon laufen. Einen langen Atem wird sie auch dabei brauchen. (mz)