Jung idyllisch Kleingarten Jung idyllisch Kleingarten: Was spricht für eine Parzelle?

Halle (Saale) - Der zehnjährige Louis greift nach einem Halm Schnittlauch, der auf dem Tisch unter dem Laubenvordach liegt. Dann verputzt er ihn. Roh? Er grinst und nickt. Seine Mutter lacht. „Deshalb habe ich extra ein paar mehr abgeschnitten“, sagt sie. Nicole Schmohl und ihre Familie haben seit 15 Jahren eine Parzelle in der Kleingartenanlage „Kasseler Straße“ im Süden Halles. „Als wir sie gekauft haben, war unser großer Sohn gerade ein Jahr alt“, erinnert sich die 38-Jährige. Inzwischen ist Lucas 15 und im vergangenen Jahr haben die Eltern eine zweite Parzelle gepachtet - für ihn.
Es treibt immer mehr jüngere Menschen in die Gartenvereine. Das bestätigt auch Barbara Grobstich vom Stadtverband der Gartenfreunde. „Überwiegend jüngere Familien mit Kindern zeigen Interesse an einem Kleingarten“, so Grobstich. Und auch Iduna Gurgel, Vorsitzende des Vereins „Kasseler Straße“, bekommt immer wieder Anfragen von jungen Leuten.
300 Quadratmeter ist die durchschnittliche Größe einer Parzelle
So zum Beispiel auch im vergangenen Herbst von der 34-jährigen Steffi Richter und ihrem Mann. Und es hat geklappt. Denn inzwischen turnt die neunjährige Tochter Melina auf der Schaukel in der Parzelle herum. Seit rund drei Wochen können sie die Parzelle am Rand der Gartenanlage die ihre nennen. Ungefähr 300 Quadratmeter umfasst sie. Das sei auch die durchschnittliche Größe, so Grobstich. „Ich hab mich direkt in das Grundstück verliebt“, so Richter. Vor allem freut sie sich über den Magnolienbaum, der in der Mitte des Gartens steht und in kräftigem Rosa blüht.
Direkt nebenan werkelt Stefanie Giehler auf ihrem Grundstück. Die junge Mutter hat sich im vergangenen Jahr für die Parzelle entschieden. „Ich habe mir einen Ort gewünscht, in dem ich herumbasteln kann“, so die 31-Jährige. Bei der Auswahl des Gartens habe ihr Freund geholfen, ansonsten sei es aber ihr eigener Ort. Worauf sie sich in diesem Jahr am meisten freue? „Die Himbeeren und die Sauerkirschen“, sagt sie. In einer Sache sind sich alle drei Familien einig: Das Gartengrundstück bedeutet ein Ausgleich zum Alltag. Er ist ein Ort, an dem sie zur Ruhe kommen können. Raus aus der Stadt.
„Wenn wir hier im Garten abends zusammensitzen, dann ist das unsere Familienzeit. Wir spielen dann Mensch-ärgere-dich-nicht oder Rommé, Das schaffen wir so nicht zu Hause. Da verschwindet jeder in seinen eigenen Bereich“, so Nicole Schmohl.
Zu einem Kleingarten gehören aber auch Pflichten
Zu einem Kleingarten gehören aber auch Pflichten. Das betont Iduna Gurgel. „Wir sind ein Verein und in einem Verein sollte sich jeder engagieren“, so die Vorsitzende. In der „Kasseler Straße“ heißt das beispielsweise zehn Stunden Arbeitseinsatz pro Jahr für jede Parzelle. Aber auch abseits des Muss: Es gehe darum sich einzubringen, sagt die Vorsitzende. Nicole Schmohl beispielsweise kümmert sich nicht nur um den eigenen Garten, sondern betreut auch den gemeinschaftlichen Kräutergarten.
127 Kleingartenvereine sind im Stadtverband der Gartenfreunde in Halle organisiert. In Parzellen heißt das: Rund 12.200 gibt es insgesamt, wovon derzeit knapp 11.160 verpachtet sind. Im Durchschnitt koste ein Kleingarten zwischen 150 und 200 Euro, so Grobstich. „Also ein lohnendes und kostenverträgliches Hobby“, sagt sie. „Wir freuen uns immer über neue Mitglieder“, so Gurgel. (mz)