Jugendwerkstatt Frohe Zukunft Jugendwerkstatt Frohe Zukunft: Blaues Band soll bald flattern
Halle/MZ. - Kein Meer, kein Fluss, nicht einmal ein Bach ist in der Nähe - doch die Jugendwerkstatt Frohe Zukunft bekommt mehr und mehr den Charme einer Werft: Während Schüler dort Segel-Jollenbauen (die MZ berichtete), werkeln 20 Arbeitslose im Handwerkerhof am Nachbau eines historischen Fluss-Seglers. Der fertige 15-Meter-Kahn - unter anderem finanziert von der Industriegewerkschaft (IG) Metall - soll ab Juli auf den Flüssen Sachsen-Anhalts schippern und für das Tourismus-Projekt "Blaues Band" werben.
Eine Kreissäge kreischt, die Luft ist stickig. David Maschek steht in einer kleinen Halle im Handwerkerhof, schiebt sich den Schirm seiner Baseballkappe etwas höher und reibt sich über die Stirn: "Das ist eine interessante Aufgabe hier. Ich habe noch nie ein Boot gebaut."
Der 21-Jährige hat nach seiner Ausbildung zum Zimmermann erst Zivildienst geleistet - und wurde dann arbeitslos. Über Monate hat er vergeblich eine Stelle gesucht. Das Angebot der Agentur für Arbeit, an dem Projekt teilzunehmen, habe er gerne angenommen. "Einfach nur herumzusitzen, das bringt mir doch gar nichts." Maschek hofft, dass seine Mitarbeit am Kahn hilfreich sein könnte bei der Jobsuche. Steffen Kohlert, Bereichsleiter in der Jugendwerkstatt, ist jedenfalls davon überzeugt: "Wir haben einen sehr hohen Qualitäts-Anspruch, mit der Teilnahme an so einem Projekt kann man werben."
Neben Maschek bauen in der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme neun weitere Jugendliche und zehn Arbeitslose, alle älter als 50 Jahre, am Kaffenkahn mit. Einst waren diese so genannten Kaffenkähne die Lasttiere der Flüsse, transportierten unter anderem auf der Saale Salz und waren über Jahrhunderte nicht wegzudenken aus dem Wirtschaftsleben der Region.
Doch längst werden Lasten meist von Lkw, per Bahn oder gar mit Flugzeugen transportiert - die Kaffenkähne sind ausgestorben. "Solch einen Kahn gibt es hier in der Region gar nicht mehr", sagt Steffen Kohlert. Für David Maschek ist der Bau am Kaffenkahn deshalb kein Projekt wie jedes andere. "Das ist schon etwas, wo man später stolz sagen kann: Dabei habe ich mitgemacht."