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Judo Judo: Bei Luise Malzahn ist "alles eine Kopfsache"

Von enrico werner 10.12.2014, 05:41
Luise Malzahn beim Training mit einer Puppe in Halle
Luise Malzahn beim Training mit einer Puppe in Halle archiv/Schulz Lizenz

halle (Saale) - Ganz leise klang die Stimme von Luise Malzahn gestern am Telefon. War es die Müdigkeit? War es die Enttäuschung? Beides wäre durchaus nachvollziehbar.

Zum Einen die Enttäuschung, weil beim Grand Slam am Wochenende in Tokio schon in der ersten Runde das Aus kam. „Ich habe mir mein letztes Turnier im Jahr 2014 anders vorgestellt“, berichtet sie geknickt. Zum Anderen die Müdigkeit, weil der Judoka vom SV Halle eine Odyssee in den Knochen steckte. Jetlag inklusive bei acht Stunden Zeitunterschied.

„Elf Stunden dauerte der Flug am Montag von Tokio nach Amsterdam“, erzählt die 24-jährige Polizeikommissarin. „Danach ging’s noch eine Stunde nach Berlin.“ Dort sei sie halb neun ins Bett gegangen. Total erledigt. Letzten Endes war es also wohl eine Mischung aus beidem.

Krafttraining und Regenerationsübungen

Für Malzahn war es der letzte Wettkampf des Jahres. Natürlich trainiert sie noch weiter. „Krafttraining und Regenerationsübungen stehen noch auf dem Programm“, erzählt sie. Die Judojacke wird also nicht ganz im Schrank verbannt.

Nach zahlreichen Wettkämpfen hat sie sich aber ein bisschen Entspannung verdient, wie der Blondschopf selbst findet. Und dann erhellt sich die Stimme plötzlich: „Ich freu mich total aufs Plätzchenbacken“, bekennt die Naschkatze. Auch ein Gang über den Weihnachtsmarkt ist fest eingeplant.

Doch zwischen den Weihnachtsgefühlen wird die eine oder andere Stunde bleiben, um das Jahr in Gänze einzuordnen.

Positiv: Siebenmal trat sie bei Grand Prix der weltbesten Judoka an. Immer stand sie auf dem Podest. Der sportliche Höhepunkt war der Grand Slam in Abu Dhabi im November, wo sie erstmals einen solchen Wettkampf gewann. Malzahn war 2014 so gut wie fast nie. Der Lohn: Platz drei der Weltrangliste, die maßgeblich für Olympia 2016 ist. „Mein Resümee ist super positiv. Das ist ein gutes Polster für die Olympiaqualifikation“, so Malzahn.

Nerven versagten

Aber es gab auch Schattenseiten. Denn in den entscheidenden Momenten bei EM und WM versagten die Nerven. „Das ärgert mich total. Eine Medaille dort wäre tausendmal wichtiger gewesen. Das ist Kopfsache.“ Um dieses Problem zu beheben, hat sie einen Sportpsychologen herangezogen. „Wir sprechen über Erwartungen und Ängste beim Wettkampf. Es geht darum, negative Energie in positive umzuwandeln.“

Denn den Traum von einer Medaille hat sie natürlich nicht aufgegeben. „Es geht weiter! Immer weiter“, schrieb Malzahn am Sonntag bei Facebook. Das galt natürlich dem frühen Aus in Tokio, kann aber auch als Motto für 2015 gelten. Da gibt es bei der EM in Glasgow im April und der WM in Astana im August neue Chancen auf Medaillen. Und der Kopf soll dann nicht mehr als Ausrede herhalten. (mz)