Jubiläum Jubiläum: Wie die Hallumination, nur anders
HALLE/MZ. - Muss er natürlich trotzdem machen - und wahrscheinlich erklärt sich Gengelbachs Profession ohnehin am besten anhand eines Beispiels: Zumal seine aktuelle Arbeit zugleich eine seiner interessantesten Herausforderungen sein dürfte.
Zeitreise in 20 Minuten
Bernd Gengelbach setzt die Franckeschen Stiftungen ins rechte Licht. Gemeinsam mit dem Medienkünstler Alex Grobkorn tüftelt der 46-Jährige seit Wochen an einem Film, der in einer Woche - am 11. September, zum 20. Jahrestag der "Wiederauferstehung" der Stiftungen - im Lindenhof an drei Fassaden der Anlage projiziert wird. Erstmals zu sehen ist es für die geladenen Gäste nach dem großen Festakt am Samstag, anschließend können auch die Hallenser über das Werk staunen.
Klingt vom Prinzip her, wie die in Halle weltberühmte Hallumination, die alljährlich über die Stadthaus-Fassade flimmert. Gengelbach nickt - und schmunzelt: "Wie die Hallumination, nur anders."
Vergangenheit und Zukunft sollen in dem rund 20-minütigen Film versinnbildlicht werden. Es beginnt mit einem Blick auf die grüne Wiese. Vor den Augen der Zuschauer sollen sich dann die Gebäude aufbauen; ihr Verfall zu DDR-Zeiten wird ebenso sichtbar, wie die Sanierung. Auch einen "Röntgenblick" durch die Fassade, mit dem beispielsweise das Fachwerk freigelegt wird, wollen die Illuminatoren simulieren.
Drei synchronisierte Videos
Modernste Lichttechnik und drei synchronisierte Videos lassen den Film auf der Rückseite des Hauptgebäudes und den beiden Seitengebäuden sichtbar werden. In diesen Filmen steckt vor allem jede Menge Kleinarbeit: Die Fassadenteile, die zur Leinwand werden, wurden fotografiert, "danach nehmen wir die Bilder auseinander", sagt Gengelbach. Computertechnik macht dann das Gesamtbild möglich.
Für den Leipziger Bernd Gengelbach ist es übrigens nicht die erste Arbeit für die Stiftungen: Zur Nacht der Museen hatte er bereits mehrfach den Lindenhof auf spektakuläre Weise illuminiert. Der neue Film hat freilich eine andere Dimension. Auch eine Musikspur wird noch unter den Film gelegt: Zu hören sein werden Klänge des kambodschanischen Cellisten Sonny Thet, dem Mitbegründer der legendären Band Bayon.
Die Rettung der Franckeschen Stiftungen - wie dramatisch die Situation zur Wende war, zeigt unter anderem eine Beschwerde, die der damalige Archivar Jürgen Storz an offizielle Stellen richtete: "Es muss nicht sein, dass Fensterscheiben im Festsaal seit Jahren zerschlagen sind oder - wie in Haus 7, Rückfront - einfach mit Stroh zugestopft werden wie bei einem alten Kuhstall."
100 Millionen Euro sind bereits in die Sanierung der Stiftungen geflossen; die derzeitigen Bauvorhaben schlagen mit 30 Millionen zu Buche. Weitere 20 Millionen Euro sind nötig, um das gesamte Ensemble dauerhaft zu schützen.