1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Jägergasse in Halle: Jägergasse in Halle: Neubau mit altem Barockportal

Jägergasse in Halle Jägergasse in Halle: Neubau mit altem Barockportal

Von Michael Falgowski 14.10.2015, 08:38
In der Jägergasse 1 soll ein Neubau die Lücke schließen (linke Häuserfront, Mitte).
In der Jägergasse 1 soll ein Neubau die Lücke schließen (linke Häuserfront, Mitte). Montage: ThomAs nehring Lizenz

HALLE (Saale) - Vom Haus Jägergasse 1 in Halle ist heute nur noch ein altes Portal übrig. Als vor zweieinhalb Jahren das baufällige Haus der früheren „Melodia“-Bar zwischen Großer und Kleiner Ulrichstraße abgerissen werden musste, war die Rettung des rund 250 Jahre alten Barockportals die Forderung des Denkmalschutzes. Seither bietet die leere Kiesfläche mit dem barocken Portal, das nur noch wie durch ein Wunder zu stehen scheint, einen einigermaßen kuriosen Anblick. Nun soll diese Lücke in der historischen Altstadt geschlossen werden. Bis Ende nächsten Jahres oder Anfang 2017 ist dort der Bau eines Wohnhauses geplant.

Große Nachfrage

In der recht schmalen Lücke der ebenso schmalen Jägergasse soll ein Haus mit fünf Eigentumswohnungen entstehen, alle zwischen 100 bis 140 Quadratmeter groß. Besonderer Wert wird dabei auf die Barrierefreiheit und die behindertengerechte Ausstattung gelegt. Das Haus ist ein echter Lückenfüller: Große Wohnungen sind gesucht. Und ebenso Parkplätze. Interessant deshalb: Die Stellplätze für die Autos entstehen im Erdgeschoss des Neubaus.

Im Gestaltungsbeirat der Stadt wurde das geplante ungewöhnliche Neubau-Projekt - die Verbindung eines modernen Baus mit einem barocken Portal - jetzt vorgestellt. Das Expertengremium berät Investoren und Kommune bei Bauprojekten von öffentlichem Interesse. Ziel ist es, durch Expertise einen möglichst hohen Standard der Baukultur in der Stadt zu halten beziehungsweise zu erreichen. Die Architekten-Runde begrüßte den geplanten Lückenschluss in der Altstadt im Allgemeinen und den vorgelegten Entwurf von Planer Thomas Nehring im Besonderen. Man empfahl lediglich, den geplanten Giebel über dem Portal wegzulassen: Das prächtige barocke Bauelement habe diese Akzentuierung nicht nötig, hieß es. Auch die Farbgebung könnte - einschließlich dem Sockel - homogener sein. „Prinzipiell haben wir aber großes Vertrauen in Bauherren und Architekten, die schon bei der Sanierung des Intecta-Kaufhauses sehr verantwortungsvoll im Denkmalbereich gebaut haben“, sagte Sonja Beeck, die Vorsitzende des Gestaltungsbeirats. Bauherr ist eine Gesellschaft, die aus dem Intecta-Projekt hervorgegangen ist.

Das Haupt der Medusa

Das nun erhaltene, rund 250 Jahre alte Portal, das übrigens ein steinernes Haupt der Medusa ziert, hat schon zwei Häuser überlebt. Es stammt noch aus dem Vorgängerbau des 2013 abgerissenen Jugendstilhauses. Vielen Hallensern ist das Gebäude noch als „Melodia-Bar“ bekannt, die Mitte der 1980er Jahre schloss. Ein Vergnügungslokal war es aber schon länger: 1909 eröffnete „Zum Oberpollinger“, später war es Kabarett und Varieté „Kochs Künstlerspiel“. Nach 1933 hieß es „Laterne“ und danach wurde im „Unionsbräu“ gezapft. Ab 1967 firmierte es als „Kulturhaus der Handelsorganisation (HO)“ und ab 1975 als „Jugendtanzhaus“. Sein Abriss war bedauerlich. Denn das Gebäude stand seit 2011 auf der „Roten Liste“ der ebenso wertvollen wie besonders bedrohten Baudenkmale Halles. Bis heute ist die Jägergasse 1 das einzige Denkmal auf der 26 Objekte umfassenden Roten Liste, das endgültig verloren ging. (mz)