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Insolvente SKV Kita gGmbH Insolvente SKV Kita gGmbH: Kinder sollen Druck auf Stadträte machen

Von Gert Glowinski 18.01.2017, 10:05
Kita Juri Gagarin in Halle
Kita Juri Gagarin in Halle Thomas Meinicke

Halle (Saale) - Die Diskussion um die Zukunft des pleite gegangenen Kita-Betreibers SKV wird zur Schlammschlacht. Betriebsrat und Gewerkschaften rufen vor der kommenden Stadtratssitzung am nächsten Mittwoch zu einer Großdemo vor dem Stadthaus auf, an der sich Erzieher beteiligen wollen. Dafür schließen Einrichtungen sogar vorzeitig. In Aushängen bittet man bei den Eltern um Verständnis, Kinder sollten am Nachmittag zu Hause betreut werden. Mehr noch: Auch die Eltern sollten mit ihren Kindern zum Marktplatz kommen und für den Erhalt von SKV demonstrieren.

Hintergrund ist eine bevorstehende Entscheidung im Stadtrat über die Zukunft des größten privaten Kita-Trägers in Halle. Entweder können die Stadträte dem Insolvenzplan von SKV zustimmen und damit den Träger erhalten, oder die Einrichtungen werden an einen anderen Betreiber verkauft. Offenbar soll mit der Kundgebung Druck auf die Stadträte gemacht werden. Die endgültige Entscheidung trifft allerdings die Gläubigerversammlung, denn SKV hat nicht nur hohe Schulden bei der Stadt. SKV betreut derzeit in Halle 1.900 Kinder in 14 Einrichtungen.

Aussichtsreichstes Kaufangebot kommt von der Volkssolidarität aus Querfurt

Das aussichtsreichste Kaufangebot kommt von der Volkssolidarität aus Querfurt. Das Unternehmen betreibt bereits Kindereinrichtungen vor allem im Saalekreis und will expandieren. Das Angebot sieht vor, alle 250 SKV-Mitarbeiter zu gleichen Konditionen wie bisher auf Dauer zu übernehmen - nur der derzeitige Geschäftsführer Bodo Meerheim, gleichzeitig Chef der Linksfraktion im Stadtrat, und seine Co-Geschäftsführerin würden nicht übernommen. „Wir sichern zu, dass wir den derzeit gültigen Tarifvertrag bei SKV übernehmen würden“, so Volkssolidaritäts-Geschäftsführer Dirk Jürgens. Mehr noch: Jürgens möchte auch am pädagogischen Konzept von SKV festhalten. Er denkt sogar darüber nach, es auf die bereits bestehenden Einrichtungen der Volkssolidarität zu übertragen.

Dennoch sind zahlreiche Erzieherinnen von SKV offensichtlich verunsichert. Nach MZ-Informationen haben viele von ihnen im Falle einer Übernahme durch die Volkssolidarität intern erklärt, nicht beim neuen Träger zu bleiben, sondern zu kündigen. Diese Aussagen haben aber Tragweite, denn im neuen Insolvenzplan sind bereits hohe Abschlagszahlungen eingeplant, sollte es zum Verkauf kommen. Rein rechnerisch kommt so ein sechsstelliger Betrag zu Stande, der der SKV als Argument gegen eine Übernahme durch beispielsweise die Volkssolidarität dienen könnte. Ob dann tatsächlich Mitarbeiter bei einem Verkauf kündigen würden, ist völlig offen - rechtlich bindend sind die Absichtserklärungen natürlich nicht.

CDU-Stadtrat: „Ich finde es verwerflich, dass Eltern und Mitarbeiter mit falschen Informationen gefüttert werden.“

„Ich finde es verwerflich, dass Eltern und Mitarbeiter mit falschen Informationen gefüttert werden“, so CDU-Stadtrat Ulrich Peinhardt nach Gesprächen mit betroffenen Erzieherinnen. Sie würden bewusst darüber im Unklaren gelassen, dass bei einem Verkauf nur der Name des Trägers wechseln würde, Gehaltsgefüge und Betreuungskonzept aber beibehalten würden.

Auch Dirk Jürgens spricht von gezielter Falschinformation der SKV-Mitarbeiter. Rechtsanwalt Stefan Ettelt, der die SKV durch den Insolvenzprozess begleitet, weist das zurück. Die Mitarbeiter seien ordentlich informiert worden, niemand sei verängstigt worden. Ettelt verweist zudem darauf, dass die Demo von Mitarbeitern, Betriebsrat und Gewerkschaften organisiert würde und nicht von der SKV-Geschäftsführung. „Die Mitarbeiter wollen klarmachen, dass sie hinter ihrem Unternehmen stehen.“ (mz)