"Sprachklassen sind ihr Herzstück" "Ich bin mir der Ehre bewusst": Berufsschulpädagogin aus Halle ist geehrt über Deutschen Lehrerpreis

Halle (Saale) - Den Satz, den Schüler mit Kreide an die Tafel geschrieben haben, hat Skadi Schlesinger stehenlassen: „Wir gratulieren Sie von ihre gewonnenen Preis.“ Die 43-Jährige ist Fachlehrerin für Deutsch in Sprachklassen und Kosmetik an der Berufsschule BbS V in Halle. Im vergangenen Schuljahr hatten die Jugendlichen der Pädagogin das größte Kompliment gemacht, das ein Lehrer bekommen kann: Die Schüler nominierten die dreifache Mutter, die mit ihrer Familie im Saalekreis wohnt, in der Kategorie „Schüler zeichnen Lehrer aus“ für den Deutschen Lehrerpreis. In Berlin hatte sie unlängst die Auszeichnung überreicht bekommen.
Dritter Deutscher Lehrerpreis für die Berufsschule in Halle
„Ich wusste nicht, dass mich die Schüler für den Preis vorgeschlagen haben. Und als ich dann erfahren habe, dass ich ausgezeichnet werde, konnte ich es nicht glauben“, sagt die Lehrerin. Engagement, Humor, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl und der individuelle Umgang: Das sind die Eigenschaften, die die jungen Leute an ihrer Lehrerin schätzen. Schulleiterin Kerstin Pilz ist stolz auf ihre Kollegin und auf die ganze Schule. „Es ist jetzt das dritte Mal seit 2009, dass der Deutsche Lehrerpreis an unsere Berufsschule geht. Das zeigt, mit welchem Herzblut die Lehrer hier bei der Sache sind und dass unsere Philosophie erfolgreich ist.“
1550 Mädchen und Jungen lernen an der BbS V, die stark berufsbezogen arbeitet und auf die soziale Komponente setzt. Interessante Anekdote am Rande: Skadi Schlesinger hatte von 1994 bis 1996 die BbS V selbst als Schülerin besucht und als staatlich geprüfte Kosmetikerin beendet - Kerstin Pilz war vor 25 Jahren übrigens ihre Physiklehrerin. Seit 1997 unterrichtet Schlesinger selbst an der Berufsschule.
„Ich respektiere die Werte meiner Schüler und diese Wertschätzung erhalte ich auch zurück.“
„Der Preis wird mich durch mein Berufsleben tragen. Ich bin mir der Ehre bewusst“, sagt die beliebte Lehrerin. Die Auszeichnung ist umso bemerkenswerter, weil sie von Schülern aus der Sprachklasse eingereicht worden war: 14 junge Menschen aus neun Nationen, viele von ihnen traumatisiert. Die meisten können anfangs kein Wort deutsch. „Für 90 Prozent der Schüler ist der Weg nach Deutschland kein Spaziergang gewesen. Viele stammen aus Kriegsgebieten. Bei einem Probealarm an unserer Schule sind fast alle aus Angst unter die Tische gekrochen“, erzählt Schlesinger.
Doch sie schafft es, das Eis zu brechen und auch unterschiedliche Kulturen zusammenzuführen. „Ich respektiere die Werte meiner Schüler und diese Wertschätzung erhalte ich auch zurück.“ Dieses Miteinander zahlt sich aus. Die Migranten kommen gern zum Unterricht. Schulschwänzer sind selten.
Tägliche Arbeit ist Motivation für die Berufsschulpädagogin
„Der Ehrgeiz von Frau Schlesinger ist vorbildlich. Die Arbeit mit den Sprachklassen ist ihr Herzstück. Wie man mit diesen Schülern am besten umgeht, kann man nicht studieren. Dieses Wissen hat sie sich durch Weiterbildungen und Qualifikationen selbst angeeignet“, sagt die Schulleiterin. Skadi Schlesinger ist der Rummel indes fast schon etwas zu groß.
Was sie sich wohl wünscht? „Die schönsten Taten sind die, die leise im Unterrichtsraum passieren“, meint sie. Es ist die tägliche Arbeit, aus der die Lehrerin ihre Motivation zieht. Schlecht gelaunt hat man sie an der BbS V noch nicht gesehen. Und was ist mit dem sprachlich etwas verunglückten Glückwunsch an der Tafel? „Wir haben darüber gesprochen, wie der Satz richtig lauten muss“, sagt sie lächelnd. (mz)