Hufeisensee Hufeisensee Halle: Taucher klagen über Badeverbot

Halle (Saale) - Henrik Mantek ist derzeit nicht gut auf die Stadt Halle zu sprechen. Den Vorsitzenden des TC Orca Halle stört das Badeverbot am Hufeisensee. Denn an dessen Ufer hat der Verein seinen Hauptsitz. Seit vor acht Wochen publik wurde, dass die Stadt - anders als noch im vergangenen Jahr angekündigt - das Baden in Halles größtem See nicht gestattet, herrsche bei den Tauchern Verunsicherung.
Rufschädigung für Wassersportvereine
Zahlreiche Gäste würden ihn besorgt anrufen, ob sie überhaupt noch kommen können, berichtet Mantek: „Für die Wassersportvereine ist das rufschädigend.“ Er schätzt, dass die Zahl der Badegäste am See in diesem Jahr um 80 Prozent zurückgegangen sei.
Mantek ärgert das vor allem, weil er das Verbot als unnötig erachtet. Die Stadt hält jedoch daran fest, weil bei Wasserproben regelmäßig Vinylchlorid gefunden wird. Dessen Konzentration liegt über dem Grenzwert für Trinkwasser, den die Stadt in Ermangelung einer gesetzlichen Vorgabe für Badegewässer anwendet. Aufgrund der Verschmutzung möchte die Verwaltung die Verantwortung für das Bad im Hufeisensee nicht übernehmen. Unterstützung bekam sie dafür etwa vom Leiter der Gesundheitsabteilung des Bundesumweltamtes Andreas Gies. Er riet bei vorhandenem Vinylchlorid ausdrücklich vom Baden ab.
Der Chef des Tauchvereins weist jedoch darauf hin, dass der giftige Stoff nicht im ganzen See vorkomme: „Das Wasser hat an fünf von sechs Stellen Trinkwasserqualität, nur an einer Stelle ist die Vinylchloridkonzentration zu hoch.“ Ein Umstand, den die Stadt auf Nachfrage bestätigt. Diese Stelle befinde sich im Nordosten des Sees, der Sitz des Tauchvereins hingegen im entgegengesetzten Ende, erklärt Mantek. Er hält es für unwahrscheinlich, dass sich der giftige Stoff so weit verteilt, denn er sei unter natürlichen Bedingungen schnell flüchtig und die Strömungsgeschwindigkeiten im Hufeisensee gering: „Eh er sich im See ausgebreitet hat, ist er weg.“
Badeverbot auf verschmutzte Seeregion beschränken?
Als Indiz für die Ungefährlichkeit des Badens und Tauchens im See führt Mantek die Fauna an: „Wir haben hier Fische und auch Süßwassergarnelen, die nur in sauberen Gewässern vorkommen.“ Deshalb wünscht er sich von der Stadt, das Badeverbot auf die verschmutzten Seeregion zu beschränken. Ein Vorschlag den ähnlich auch Norbert Labuschke, der am Westufer gerade einen Golfplatz bauen lässt, unlängst gegenüber der MZ geäußert hatte.
Die Stadtverwaltung lehnt dies jedoch ab: „Der Schutz der Bevölkerung hat oberste Priorität, Baden ist verboten“, erklärte Sprecher Drago Bock auf Anfrage.
Der Hufeisensee, ein Tagebaurestloch, gehört seit 2003 der Stadt. Seit Jahrzehnten sind dort Wassersportvereine beheimatet. Die Stadt will in den nächsten zehn bis 15 Jahren Euro an seinen Ufern 4,5 Millionen investieren. Geplant sind etwa ein Rundweg, Parkplätze, ein Campingplatz sowie ein Rettungszentrum der DRK-Wasserwacht. Als Quelle für den Vinylchlorideintrag sieht die Stadtverwaltung unter anderem einen ehemaligen Chemiehandel an der Reideburger Straße. (mz)
