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Hubbe-Hof Hubbe-Hof: Kreuzgewölbe freigelegt

Von Daniela Kainz 22.01.2002, 19:15

Krosigk/MZ. - Auf dem Taubenturm vom Hubbe-Hof dreht sich die Wetterfahne im Wind. Mal schlägt das Schaf - und nicht etwa wie sonst üblich die Hahnenfigur - mit seinem Kopf die nördliche und mal die südliche Richtung ein. Im ausgebauten Dachgeschoss sitzt Brigitte Prüfer an einem Tisch und schaut aus den hohen Fenstern. Von hier oben hat sie den besten Blick auf das Gutsgelände, das sie mit ihrem Mann gekauft hat.

Die Krosigkerin hat ganz genaue Vorstellungen, wie die Stallgebäude eines Tages aussehen und genutzt werden sollen. Unerschöpflich scheint ihre Phantasie. Von ihr stammt auch die Idee für die ausgefallene Wetterfahne auf dem inzwischen sanierten Taubenturm - quasi zu Ehren ihrer beiden Lieblingsschafe. "Ich besitze ein weißes und ein schwarzes", erzählt die Tierfreundin. Jede freie Minute verbringt die ehemalige Galeristin auf dem rund 100 Jahre alten Hubbe-Hof. Der letzte Besitzer des Anwesens hieß so.

Seit Jahren nagt nun der Zahn der Zeit an den verwaisten Gebäuden. Frau Prüfer will dem weiteren Verfall ein Ende bereiten. Dass dieser Anspruch nicht von heute auf morgen zu verwirklichen ist, weiß sie. So spricht die Krosigkerin dann auch von einer "Lebensaufgabe". Ihre Augen beginnen vor Freude zu funkeln, wenn sie ihre Pläne vorstellt. Einen Treffpunkt für Künstler mit Werkstatt und Galerie stellt sich Frau Prüfer vor. Sechs Wohnungen mit jeweils 200 Quadratmetern Grundfläche könnten im früheren Kuhstall entstehen. Und Platz genug sei auch für Büros in den Backsteingemäuern auf der anderen Seite des Hofes. Die Entwürfe dafür hat Frau Prüfer im Taubenturm an die Wand gepinnt.

Warum sie sich ausgerechnet das riesige Gut im Krosigker Ortsteil Kaltenmark ausgesucht hat, erklärt sie in wenigen Worten. Ihr lag zum einen am Herzen, dass der Schandfleck im sonst recht ansehnlichen Ortsbild verschwindet. Und zum anderen wollte sie eine der noch wenigen erhaltenen geschlossenen Hofanlagen retten.

Von ihrer Begeisterung ließ sich auch Freundin Barbara Furak anstecken. Wann immer es ihre Zeit erlaubt, packt sie bei den Arbeiten mit an. Denn alles, was nicht unbedingt von Fachleuten ausgeführt werden muss, erledigen die beiden Frauen selbst. Tagelang klopften sie beispielsweise den Putz von den Wänden und der Decke im alten Schafstall. Blutergüsse und geschwollene Hände hinderten sie nicht an ihrem Tatendrang. So manches interessante Detail kam zum Vorschein - zum Beispiel ein Kreuzgewölbe oder klassische Säulen. Fast möchte man meinen, in einem Kirchengang und nicht in einem ehemaligen Stall zu stehen.

Wie kostbare Schätze bergen Brigitte Prüfer und ihre Freundin alte landwirtschaftliche Gerätschaften, die sie auf dem Gehöft in dunklen Ecken oder auf verstaubten Dachböden finden. Die Stücke sollen später aufgearbeitet werden und den Hof schmücken. Als ungeheuerer Kraftakt erwies sich beispielsweise der Transport von zwei Mühlrädern. Mit einer alten Sackkarre schleppten sie die Steine mühsam Meter für Meter quer über den Hof. Wer vermutet, die Frauen wären an dieser schweißtreibenden Aktion verzweifelt, der irrt. "Wir haben uns fast krank gelacht", erinnern sie sich. Zudem verstehen sie sich, Ziele zu setzen.

"Jeder fertige Bauabschnitt wird mit einem Fest gefeiert", sagt Frau Prüfer. Das war auch so, als die erste wichtige Etappe - die Sanierung des Taubenturms - hinter den Frauen lag. Das Gebäude mit seiner geschwungenen Holztreppe und zwei Büros ist jetzt Anlaufstelle für Handwerker und Ideenschmiede. Hier grübeln die Guts-Retter oft Stunden über Details nach. Eben auch darüber, wie der Wetterfahne ein unverwechselbares Aussehen gegeben werden kann.