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Hochwasserschutz am Gimritzer Damm Hochwasserschutz am Gimritzer Damm in Halle: Eine Mauer für die Neustadt

Von Dirk Skrzypczak 23.02.2018, 13:15
So sieht es am Gimritzer Damm heute aus. Die geplante Schutzwand als Stahlbeton soll direkt am alten Deich errichtet werden, der zwischen den Baumreihen in der rechten Bildhälfte verläuft.
So sieht es am Gimritzer Damm heute aus. Die geplante Schutzwand als Stahlbeton soll direkt am alten Deich errichtet werden, der zwischen den Baumreihen in der rechten Bildhälfte verläuft. Holger John

Halle (Saale) - Die Trumpfkarte spielt der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) zum Schluss. Eine Stunde hatten Vertreter des LHW zuvor in der Ulrichskirche die Vorzugsvariante für den Hochwasserschutz am Gimritzer Damm vorgestellt, der im wesentlichen auf einer Stahlbetonwand am vorhandenen Deich beruht. Doch so richtig vorstellen mochte sich niemand in der gut besetzten Konzerthalle, wie so eine Mauer denn aussehen könnte.

Doch dann startete der LHW mit Hilfe der halleschen Firma „imp“ und ihrer 3D-Technologie einen virtuellen Rundflug über den Gimritzer Damm, wie er nach den Bauarbeiten einmal aussehen könnte. Und diese Visualisierung war derart realistisch und detailreich, dass der Großteil der interessierten Leute die Kirche beeindruckt verließ - mit einem positiven Grundgefühl und der Hoffnung, dass der Hochwasserschutz endlich kommt. 2019 könnte es soweit sein.

Hochwasserschutz am Gimritzer Damm: Innerhalb von zehn Monaten könnte das Projekt umgesetzt werden

Innerhalb von zehn Monaten könnte das Projekt umgesetzt werden - wenn das Baurecht vorliegt. „Da wir erst das Genehmigungsverfahren abwarten müssen, wäre es jetzt unseriös, bereits von einem genauen Zeitraum zu sprechen“, sagte LHW-Chef Burkhard Henning. Aber man sei bestrebt, so schnell wie möglich anzufangen und auch fertig zu werden. Entscheidend ist, wie viele Einwände im Verfahren vorgebracht werden - und ob Klagen ausbleiben.

Im Juni 2013 hatte die verheerende Kombination aus zwei zeitgleichen Flutereignissen der Saale und der Weißen Elster vor allem Halle schwer getroffen und hohe Millionenschäden hinterlassen. Der Stadtteil Halle-Neustadt mit seinen 45.000 Einwohnern konnte durch einen unermüdlichen und heroischen Kampf Hunderter Einsatzkräfte und freiwilliger Helfer vor einer Überschwemmung bewahrt werden.

Deichbruch: Halle-Neustadt hätte innerhalb von sechs Stunden unter Wasser gestanden

„Wäre der Deich gebrochen, hätten große Teile der Neustadt innerhalb von sechs Stunden unter Wasser gestanden“, sagte Frank Friedrich, Sachbereichsleiter im LHW. Und er stellte klar, dass der vorhandene Deich - als solches eigentlich nicht erkennbar - sowohl von seiner Funktion als auch der Standsicherheit nicht mehr nutzbar ist. Vier Varianten hatten die Planer für einen leistungsfähigen Hochwasserschutz untersucht. Dabei orientieren sie sich bei der Dimensionierung der Bauwerke an Flutkatastrophen, die so schwer sind, dass sie statistisch alle 100 Jahre vorkommen - die Fachleute sprechen vom HQ 100.

Verglichen wurden ein Deichneubau auf der vorhandenen Dammtrasse, eine Hochwasserschutzwand auf der Wasserseite des alten Deichs, ein neuer Damm an der Halle-Saale-Schleife und eine Kombination aus Stahlbetonwand direkt am Gimritzer Damm und dem Stück Deich, den der LHW bereits am Sandanger gebaut hatte. Der Landesbetrieb favorisiert die rund 1.290 Meter lange Stützwand am vorhandenen Deich und will den Wall am Sandager wieder abreißen lassen.

Gimritzer Damm in Halle: Stahlbetonwand soll auf Pfählen im Boden verankert werden

Die Stahlbetonwand soll auf Pfählen im Boden verankert werden. Durch die Stelzen werden die Grundwasserleiter nicht gestört. Die Wand soll je nach Geländeprofil zwischen 60 und 110 Zentimetern frei sichtbar sein - auf der Saaleseite wird die Mauer mit Erde angeschüttet und begrünt. Sitzgelegenheiten soll es direkt auf der Wand ebenso geben wie vier Durchlässe am Sandanger, an der Straße „Zur Saaleaue“, der Selkestraße und der Blücherstraße. Diese Passagen können im Hochwasserfall durch mobile Elemente verschlossen werden - die Technik soll vor Ort auch eingelagert sein.

Zum 3,3 Millionen Euro teuren Projekt gehört die Abtragung des künstlich entstandenen Plateaus, auf dem einst die Eissporthalle stand - das schafft mehr Überflutungsfläche. Nachteil sind Rodungen von Bäumen und Strauchwerk auf insgesamt 7.900 Quadratmetern am jetzigen Deich. Das sorgte auch für Missstimmung im Saal. Laut Landschaftsarchitektin Berit Kleine würden sich daraus aber keine Verbotstatbestände ergeben. Der Altdeich soll eine Asphaltdecke bekommen und für Fußgänger, Radfahrer und Skater auch künftig nutzbar bleiben.

›› Die Unterlagen zu dem Hochwasserschutzprojekt liegen im Landesverwaltungsamt aus. (mz)

Die Animation der Firma „imp“ zeigt den Gimritzer Damm, wie er nach den Bauarbeiten aussehen könnte - mit der Schutzmauer, die rechts zu sehen ist.
Die Animation der Firma „imp“ zeigt den Gimritzer Damm, wie er nach den Bauarbeiten aussehen könnte - mit der Schutzmauer, die rechts zu sehen ist.
imp/Animation