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Hochwasser in Halle und im Saalkreis Hochwasser in Halle und im Saalkreis: Kabelske gerät außer Rand und Band

Von Ralf Böhme und Heidi Pohle 03.01.2003, 20:57

Halle/Saalkreis/MZ. - Außer Rand und Band geriet die Kabelske, sonst ein kleiner Bach zwischen A 14 und B 6. Sechs Häuser von Schwoitsch, einem Ortsteil von Gröbers, wurden dadurch von der Außenwelt abgeschnitten, so Feuerwehr-Einsatzleiter Holger Baumann. 30 Bewohner konnten die Gebäude nicht mehr verlassen. Feuerwehrleute füllten die Nacht über rund 6 000 Sandsäcke und stapelten Schutzmauern auf.

Der Bürgermeister von Gröbers, Reinhard Stahl (parteilos), ersuchte unterdessen die Deutsche Bahn um Hilfe. Weil die geplanten Sammelbecken für Regenwasser am künftigen Eisenbahnknoten noch nicht fertig seien, so die Auskunft des Unternehmens, müssten Niederschläge in die Kabelske, Teiche und Gräben geleitet werden.

Die Feuerwehren konzentrierten ihre Kräfte an den gefährlichsten Stellen im Saalkreis. Nicht überall, wo das Wasser in Keller schwappte, war deshalb rasche Hilfe möglich. Dazu gehörten laut Kreisbrandmeister Ralf Hermann mit Dieskau und Dölbau zwei weitere Dörfer im Kabelsketal. Der Strengbach trat in der Gemeinde Sietzsch über die Ufer. An der Saale in Wettin begannen die Feuerwehrleute, einen Wall aus Sandsäcken zu errichten. Der Keller des Jugendklubs "Nest" lief voll. Wenn der Pegel noch einen halben Meter steigen würde, so Sprecher Jens Rudolph, steht das Wasser im Café.

Unterspülungen und Überflutungen von Fahrbahnen zwangen die Behörden zur teilweisen Sperrung der viel befahrenen Harzstraße zwischen Salzmünde und Fienstedt. Nach Auskunft der Verwaltungsgemeinschaft Westlicher Saalkreis kam es zu langen Staus. Auch die Straße im Saaletal stand unter Wasser. Pfütztal und Gödewitz waren zeitweise nicht zu erreichen. Dagegen ist die durch einen Erdrutsch blockierte Straße zwischen Langenbogen und Höhnstedt nun halbseitig befahrbar.

Kleingärtner der Anlage "Am Passendorfer Damm" südlich von Neustadt sahen mit Sorge, wie das Wasser stieg. Rund 100 Parzellen waren überflutet. "In unserem Vereinshaus, das wir erst saniert habten, steht die Brühe bis zur Kellerdecke", so Vereinsvorsitzender Lothar Hausmann. Besonders ärgerlich war er, dass er von keiner Stelle Auskunft bekam, ob sich die Situation entschärfen lasse: "Ich telefoniere seit Tagen, aber man lässt uns einfach absaufen." Denn mit dem Hochwasser der Saale hat die Überflutung der Gärten nichts zu tun. Wie Manfred Wagenschein vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, Flußbereich Merseburg, erklärte, liege der Abfluss des Rossgrabens unter der B 80 knapp einen Meter zu hoch. Deshalb sammle sich dort Regen- und Schmelzwasser. "Der Stadt ist das Problem seit Jahren bekannt", sagte er. Deshalb nütze es nichts, das Neustädter Schöpfwerk stärker laufen zu lassen. "Das Wasser müsste dort erst einmal ankommen." Nach Auskunft der Stadt lasse sich der Abfluss des Grabens baulich nicht mehr verändern. Dafür sei der Zulauf zum Kirchteich gereinigt worden; dies entspanne die Situation. Betroffen von der Überschwemmung waren auch Bewohner von Angersdorf. "Bei mir steht das Wasser im Keller", sagte Wolfgang Schwundeck, "das gab es seit rund 50 Jahren nicht mehr." Die Freiwillige Feuerwehr half, die Häuser vor dem Wasser zu schützen.