Hinter den Kulissen Hinter den Kulissen: Die Maskenbildner der Bühnen Halle

Halle (Saale) - Acht Perücken stehen auf Gipsköpfen in der Maskenabteilung des Neuen Theaters. Sie sehen nahezu gleich aus. Gefertigt wurden sie aus gekauften Kunsthaar-Perücken für die acht Schauspieler, die am heutigen Freitag erstmals in dem Stück „Die Blechtrommel“ in der Inszenierung von Ronny Jakubaschk auf der Bühne des großen Saals im NT stehen. Das Stück entstand nach dem berühmten Roman von Günter Grass und erzählt den Lebensweg des Sonderlings Oskar Matzerath, der sich der Welt der Erwachsenen verweigert und mit drei Jahren beschließt, nicht mehr zu wachsen.
„Die acht Schauspieler stellen alle Oskar Matzerath dar, schlüpfen aber immer wieder auch in andere Rollen, deswegen die gleichaussehenden Perücken“, sagt Christina Simon, Chefin der Maskenbildner im NT. Dass man Kunsthaarperücken als Grundlage gekauft hat, liege vor allem am Zeitkontingent. „Ein Maskenbildner kann auch Echthaarperücken selbst knüpfen. Das dauert aber rund 40 Arbeitsstunden pro Perücke“, erläutert sie. Das mache man vor allem dann, wenn Natürlichkeit gefragt ist, man einen Menschen verwandeln wolle, ohne dass er verwandelt aussieht.
Christina Simon ist seit dieser Spielzeit Leiterin der Maske am NT. In diesem Arbeitsfeld ist sie seit Jahren tätig. Nach ihrer Ausbildung zur Maskenbildnerin von 1997 bis 2000 - zuvor war sie bereits ausgebildete Friseurin, eine ideale Voraussetzung für den Theaterberuf - kam sie an das Theater Neustrelitz/Neubrandenburg, wo sie die Leitung der Maskenabteilung übernahm.
„Ich merkte gleich, dass das meins ist: Konzeptionsgespräche führen, selbst gestalten, eine Abteilung leiten, in guten menschlichen Verhältnissen zu sehr guten Arbeitsergebnissen zu kommen“, fasst sie zusammen. Eine weitere Station war das Schauspiel in Magdeburg, ehe sie nun nach Halle kam und am NT mit drei anderen Maskenbildnerinnen zusammenarbeitet.
Die Inszenierung der Blechtrommel sei für die Maskenbildner sehr aufwendig. Bei den Herren mit Kurzhaarfrisur sei alles relativ einfach, aber bei den Damen mit längeren Haaren müssen die erstmal am Kopf „geschneckelt“ werden, wie der Ausdruck der Maskenbildner heißt. An jedem Theaterabend, an dem das Stück „Blechtrommel“ aufgeführt wird, können nur zwei der Mitarbeiterinnen der Abteilung dafür zuständig sein. „Denn oftmals haben wir drei Vorstellungen parallel, eine im großen Saal, eine in der Kammer und eine im Schaufenster“, erklärt Christina Simon. Für jede sind auch immer die Maskenbildner gefragt.
Egal was wo gespielt wird, immer gilt: „Man kann keinen Schauspieler auf die Bühne lassen, ohne dass er in der Maske war“, sagt die Abteilungsleiterin. Für diese Aussage kann sie eine Reihe von Gründen nennen. Es gehe dabei keineswegs unbedingt darum, demjenigen, der auf die Bühne will, eine Menge Schminke zu verpassen. Die Scheinwerfer geben ein besonderes Licht, die Leute schwitzen und müssen abgepudert werde. Oft sei die Herausforderung, dass mit wenig eine große Wirkung erzielt. Voraussetzung sei, dass man die Kunst des Maskenbildners beherrscht.
Der Beruf des Maskenbildners sei übrigens heute eine staatlich anerkannte dreijährige Ausbildung in der man sehr vielfältige Fertigkeiten erlernt, sagt Christina Simon. Man lerne Perücken, Bärte, Koteletten machen, müsste sich mit den Haartrachten aller Epoche auskennen und beschäftigen und auch Körperteile aus Silikon herstellen können, zählt sie nur einige der Dinge auf. Maskenbildner müssten vor allem die Arbeitszeiten am Theater mögen, die oftmals auch abends und am Wochenende liegen.
››„Die Blechtrommel“ hat am 17. November Premiere am NT. Weitere Aufführungen am 18. und 25. November
(mz)
