Heilpädagogen begleiten behutsam und sachkundig
HALLE/MZ. - Auf den Stufen der Treppe ins Obergeschoss sind kräftig-bunte Fußtapsen zu sehen. Kleine natürlich. Schließlich dreht sich hier - in der Frühförderstelle des halleschen Lebenshilfe-Vereins - alles um Kinder bis zum Vorschulalter. Seit 15 Jahren gibt es die Einrichtung - und viel hat sich in dieser Zeit getan.
"Der Anfang war nicht leicht", weiß die heutige Leiterin Steffi Schwendler, obwohl sie damals noch gar nicht im "Amt" war. Aber es habe in der Natur der Sache gelegen, "dass die erste Zeit etwas schleppend war, die Angebote sich nach und nach herumsprechen mussten". Jedenfalls: Im Oktober 1993 hat das erste Kind eine Frühförderung bekommen, gut ein Jahr später wurden 20 Familien betreut.
Während laut Schwendler anfangs ein Raum für alles herhalten musste, verfügt das Haus jetzt unter anderem über drei Spielzimmer - eines davon auch mit Hilfe des MZ-Vereins "Wir helfen" ausgestattet - sowie zwei Wasserbereiche und zwei so genannte Matschräume. Mit der Leiterin und ihrer Stellvertreterin Claudia Büchner arbeiten hier sieben Heilpädagogen. Sie fördern derzeit 57 Mädchen und Jungen, die entweder eine Entwicklungsverzögerung haben und dadurch eventuell von einer Behinderung bedroht sind oder die schwerstbehindert sind.
So individuell wie jedes einzelne Kind ist, so spezifisch wird auf jedes eingegangen. Wobei für alle gelte: "Wir konzentrieren uns auf das, was das Kind kann, nicht auf das, was es nicht kann", sagt Steffi Schwendler. Zwei Schwerpunkte bestimmten die Arbeit. Das sei zum einen die Einzelförderung des Kindes. In der Regel erfolge sie zweimal wöchentlich. Das müsse nicht zwingend in der Einrichtung in Neustadt sein, könne auch zu Hause, bei einer Pflegefamilie, in einer Kita oder einem Krankenhaus geschehen. "Immer wird überlegt, was für das Kind und seine Familie am günstigsten ist." Es gelte, spielerisch und altersangemessen alle Anlagen und Fähigkeiten nachhaltig zu fördern. Aber: "Die Kinder sollen vor Über- wie vor Unterforderung bewahrt bleiben."
Das zweite große Augenmerk gelte den Eltern, die zum Teil von Kinderärzten, Ämtern oder Betreuungseinrichtungen an die Frühförderstelle der Lebenshilfe verwiesen werden. Zum Teil aber kommen sie auch aus eigenem Antrieb, denn eine Überweisung ist nicht nötig (siehe auch Beitrag "Eltern haben Recht auf Unterstützung"). Ihnen das Gefühl der Hilflosigkeit und die Unsicherheit zu nehmen, sie zu beraten und zu begleiten, Angebote für Veränderungen im Umfeld zu unterbreiten und auf weitere Hilfen zu verweisen - das alles sehen die Mitarbeiter als unabdingbaren Teil ihrer Tätigkeit.
Und offenbar ist es ein erfolgreicher. Das zeigten viele Gespräche mit Eltern, die kürzlich bei einem großen Fest erzählten, wie gut sich ihre Sprösslinge entwickelt haben. Das ergibt sich laut Schwendler aber auch aus positiven Antworten einer anonymen Elternbefragung.