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Havag: "Wir sind es nicht" Havag: "Wir sind es nicht": Das mysteriöse Piepen in der Großen Uli ist wieder da

Von Dirk Skrzypczak 13.03.2019, 06:00
In der Großen Ulrichstraße piept es mysteriös.
In der Großen Ulrichstraße piept es mysteriös. Silvio Kison

Halle (Saale) - Fünf Tage herrschte bis auf den Alltagslärm Ruhe rund um das Neue Theater in der Großen Ulrichstraße. Dann setzte er am 5. März abends wieder ein, der dauerhafte Piepton. Erst leise, zuletzt wieder penetrant laut. Und es bleibt bei dem Mysterium: Niemand weiß, woher das Fiepen kommt, das zwischen dem Restaurant „House of India“ und dem Bekleidungsgeschäft „Ann Christine“ (New Yorker) besonders eindringlich nervt. Nur eines scheint Gewissheit zu sein. Das Piepen kommt von oben.

„Das geht schon eine Weile. Kurz vor Weihnachten hatte es angefangen, aber nur einmal die Woche. Jetzt fiept es über Stunden. Ich bin froh, dass ich hier nicht wohne“, sagt Uwe Gaube, der in einem Fahrradgeschäft arbeitet. Abends gehe er oft mit Kopfschmerzen nach Hause. Sei die Tür des Ladens zu, dann könne man es ertragen - zu Hören ist der Ton dennoch.

Große Ulrichstraße in Halle: Piepen beeinträchtigt mittlerweile ganz erheblich die Lebensqualität der Anwohner

Das geheimnisvolle Piepen beeinträchtigt mittlerweile ganz erheblich die Lebensqualität der Anwohner. „Bei offenem Fenster zu schlafen, ist nicht möglich“, sagt der Stadtrat Bodo Meerheim. Im Modeladen „Ann Christine“ ist das Piepen im Erdgeschoss kein Thema. Hier überlagert die Musik das störende Geräusch von draußen. „In der ersten Etage hört man es schon. Ich habe aber den Eindruck, dass es etwas leiser geworden ist“, sagt Verkäufer Patrick Siedentopf.

Nur eines steht bislang fest: Der nervige Piepton hat eine Frequenz von zwei Kilohertz. Das hatten Messungen des städtischen Umweltamts ergeben. Die Quelle könnten Trafostationen, defekte Lüftungsanlagen, die Oberleitungen der Straßenbahn aber auch Beleuchtungsanlagen sein, heißt es aus der Stadtverwaltung. Da das Umweltamt an seine technischen Grenzen gestoßen war, hatte die Stadt das Landesamt für Umweltschutz um Amtshilfe gebeten. Immerhin scheint von dem Piepen keine Gesundheitsgefahr auszugehen - von der psychischen Belastung einmal abgesehen. Eine akute Schädigung des Innenohrs drohe nicht, sagt Professor Jürgen Lautermann aus dem Martha-Maria-Krankenhaus.

Die Behörden sind noch ratlos. Auch die Dauermessung des Landesamts für Umweltschutz hatte nichts ergeben. „Wir haben vom 1. bis zum 4. März vor Ort gemessen. Es konnten keine ,tonhaltigen Geräusche’ entsprechend der Beschwerden festgestellt werden. Es hatte nicht gepiept“, sagt Ines Wahl, Sprecherin im Landesamt. Ausgelöst durch die neuen Beschwerden sei die Stadt nun erneut an das Landesamt herangetreten. „Wir werden die Untersuchungen zur Klärung der Ursache fortsetzen“, so Wahl.

Piepen in Halle - Havag: „Wir sind es nicht.“

Dass die Straßenbahn oder ihre Anlagen in der Großen Ulrichstraße, beispielsweise die Oberleitungen, die Quelle allen Übels sein könnten, schließt die Hallesche Verkehrs AG (Havag) aus. „Wir fahren mit Gleichstromspannung. Ein Pfeifen oder Schwingungen entstehen nur bei Wechselstrom“, sagt Erhard Krüger, Bereichsleiter für die Infrastruktur in der Havag. Auch die technischen Anlagen habe man überprüft: „Wir sind es nicht.“

Vielleicht handele es sich auch um einen banalen Hintergrund, meint Christian Beuchel, Vorstandsvorsitzender der Diakonie in Halle. Er kauft sich an der Theaterkasse gerade ein Ticket für die Oper. „ Ich würde es hier dauerhaft nicht aushalten“, sagt er. „Eventuell hängt es auch mit der Witterung zusammen. Ich hatte mal ein neues Auto, das hat beim Fahren auch angefangen zu fiepen. Irgendwann stellte die Werkstatt dann fest, dass der Wagen falsch lackiert wurde, was die Geräusche verursachte“, erzählt er. Das Rätselraten geht weiter.  (mz)