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Haussanierung in Eigenregie Haussanierung in Eigenregie: Neues Zuhause nach halbjährigem Kraftakt

Von Martin Schramme 29.07.2002, 19:20

Halle/MZ. - Mit dem Gründerzeithaus in der Viktor-Scheffel-Straße 13 hat es etwas Besonderes auf sich: Fünf Frauen und Männer im Alter von 28 bis 36 Jahren haben es gekauft, saniert und sind nun Eigentümer. "Und alles ist bezahlt", freut sich Hausvorstand Christian Zeigermann.

Das Gebäude im Paulusviertel ist im Vergleich zu seinem Zustand im Herbst 2001, damals kauften es die jetzigen Besitzer, kaum wieder zu erkennen. Fensterrahmen und Tür des 1900 erbauten Gründerzeithauses strahlen in einem warmen Rot, gelb leuchtet die Ziegelfassade, schwarzgrau das Dach.

Im Obergeschoss wohnen der Stadtplaner Thomas Braunschweig, Architektin Norma Hellmann und die gemeinsamen Kinder Helene und Johanna. In der Mitte haben sich Christian Zeigermann, ein Architekt, und seine Freundin Carola Kynast - sie ist Kauffrau - eingerichtet. Ganz unten schließlich "residiert" Bauingenieur Thomas Bechstein.

Dass das Haussanierer-Team alle bauplanerischen Kompetenzen bündelt, war von Vorteil. Dass sie sich schon vorher gut kannten, auch. "Wir haben schon zwei Jahre nach einem passenden Haus gesucht", berichtet Braunschweig. Suchkriterien: Lage, Zuschnitt und das Verhältnis zwischen Bauzustand und Kaufpreis. Schließlich wurden sie im Gründerzeitsammelsurium der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG) fündig. Das Angebot: rund 95 000 Euro.

"Das Haus befand sich in einem kritischen Zustand - baulich gesehen", sagt Bechstein. "Noch fünf Jahre, dann hätte man es nur noch abreißen können." Die HWG hat schnell die Schlüssel rausgerückt. Mit fachmännischen Blick erfassten sie alle Schäden, prognostizierten die Kosten und befanden, dass sich der Kauf lohnen könnte. Der von den HWG-Sachverständigen nicht angegebene Hausschwamm bot die Möglichkeit, den Preis zu drücken. Für 75 000 Euro wechselte das Haus den Besitzer.

"Die reine Sanierung hat dann noch einmal etwa 250 000 Euro gekostet", sagt Bechstein. Und von Anfang an habe festgestanden, dass alle Kosten auf die drei Mietparteien gleichmäßig verteilt werden. In kaum sechs Monaten ging die Instandsetzung von Dach, Fassade und Wohnungen über die Bühne. Bechstein, der die Bauleitung übernommen hat, konsultierte dafür seine umfangreiche Kartei über Baufirmen. Ende gut, alles gut, könnte man sagen. "Wir haben uns nicht verschätzt. Die Rechnung ist aufgegangen", sagt Norma Hellmann. Daran konnte auch eine vermaledeite Abwasserleitung nichts ändern. Die jungen Sanierer mussten ewig suchen und tief graben, ehe sie herausfanden, wohin eigentlich das Abwasser läuft.

Während die Eigentümer ihre Toreinfahrt pflastern, haben sie eine Vision. Zeigermann: "Wir wollen, dass andere in Halle das auch machen, was wir gemacht haben." Doch nicht jeder sei ein Fachmann. Daher schlägt Zeigermann vor, einen Pool aus Fachleuten aufzubauen. "Dort hinein gehören Architekten, Bänker, Notare und Wohnungswirtschaftler."