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Streit um Bahnhofsdach Hauptbahnhof Halle: Streit um Bahnhofsdach: Politiker und genervte Reisende fordern wetterfesten Schutz

Von Dirk Skrzypczak 02.12.2018, 07:00
Einladend sieht anders aus. Auf dem Bahnsteig 12/13 fehlt ein schützendes Dach. Zum Unterstellen gibt es hier nur Wetterhäuschen.
Einladend sieht anders aus. Auf dem Bahnsteig 12/13 fehlt ein schützendes Dach. Zum Unterstellen gibt es hier nur Wetterhäuschen. Silvio Kison

Halle (Saale) - Wenn der nasskalte Wind pfeift, dann wird es auf dem Bahnsteig 12/13 im Hauptbahnhof ungemütlich. Im Gegensatz zu den anderen Gleisen ist dieser Bahnsteig nicht überdacht. Einen gewissen Schutz bieten zwar mehrere Wetterhäuschen. Der Politik in Halle reicht das aber nicht. Das rot-rot-grüne Bündnis im Stadtrat macht sich für ein Dach stark und will erreichen, dass die Stadt entsprechende Gespräche mit der Bahn aufnimmt. „Ungeschützt Wind und Wetter ausgesetzt zu sein, macht den Bahnhof unattraktiv“, hatte OB-Kandidat Hendrik Lange erklärt.

Doch bei der Bahn beißt die Initiative auf Granit. „Aus Betreibersicht und auch unter Berücksichtigung der Rückmeldungen von Reisenden ergibt sich keine Notwendigkeit eines Dachs über Bahnsteig 12/13“, heißt es in einer Antwort aus der Pressestelle des Konzerns auf eine MZ-Anfrage. Die Überdachung sei auch zu keinem Zeitpunkt ein Bestandteil der Projektplanungen gewesen, betont das Pressebüro.

Hauptbahnhof Halle: Kritik aus den Reihen der Reisenden

Allerdings gibt es, anders als von der Bahn dargestellt, sehr wohl Kritik aus den Reihen der Reisenden. So hatte MZ-Leser Daniel Reimann schon im vergangenen Jahr wegen einer Überdachung bei der „DB Station & Service AG“, die die Bahnhöfe betreibt, nachgebohrt. „Wenn hier so viel Geld in die Erneuerung der Anlagen gesteckt wird, hätte auch ein Ideenwettbewerb gestartet werden können, wie man am besten ein Dach an die historische Hülle des Bahnhofs anfügen kann“, hatte Reimann argumentiert.

Doch die Bahn wiegelte ab und schob den Denkmalschutz vor. Eine Erweiterung sei aus denkmalpflegerischen Gründen nicht möglich. Reimann blieb hartnäckig, schrieb die Denkmalbehörden bei Stadt und Land an. Ergebnis: Dort wollte man von einer Ablehnung nichts wissen. Das Landesamt für Denkmalschutz zeigte sich sogar gesprächsbereit. 

Hauptbahnhof Halle: Das sagt ein Ingenieur zu einer Bahnsteigüberdachung

Harald Voigt, der in der Gemeinde Salzatal wohnt und viele Jahre als Bauingenieur für die Bahn arbeitete, nimmt seinen ehemaligen Arbeitgeber in die Pflicht. „Noch ist es nicht zu spät, denn baurechtlich lässt sich eine Bahnsteigüberdachung durch einen Nachtrag zum Planrecht legalisieren“, sagt Voigt. Nach seinem Kenntnisstand war der frühere Bahnsteig 11/12 - heute trägt er die Nummern 12 und 13 - abschnittsweise mit einem Behelfsdach versehen, „das vor einigen Jahren aufgrund seines maroden Zustands abgerissen wurde“, sagt er.

Die Bahn widerspricht. Besagte Gleise seien seit ihrem Bau in den 1930er Jahren nie überdacht gewesen. Die Bahn hatte bereits zwischen 2001 und 2003 die Gebäudesubstanz des Hauptbahnhofs grundlegend sanieren lassen. Dazu gehörte auch die Sanierung der markanten und genieteten Hallendächer für seinerzeit 14 Millionen Euro. „Damals gab es sehr wohl enge Abstimmungen mit dem Denkmalschutz und tatsächliche Vorbehalte zum Neubau eines Bahnhofsdachs über dem heutigen Bahnsteig 12/13“, erklärt die Pressestelle.

Die Bahn geht davon aus, dass sich der Publikumsverkehr auf dem „nackten“ Bahnsteig ab Ende 2019 reduzieren wird. Aktuell fahren fast alle Züge über die Gleise in der Osthalle. In einem Jahr geht der neue Westflügel in Betrieb. Dann werde sich der Verkehr wieder verteilen. (mz)