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Hannes H. Wagner Hannes H. Wagner: Der Künstler im Glashaus

Von Detlef Färber 07.10.2003, 20:04

Halle/MZ. - Selbstironie im Selbstporträt ist dann auch ein wichtiges Thema der Grafik-Ausstellung von Hannes H. Wagner, die der Hallesche Kunstverein am Wochenende im Opernhaus eröffnet hat. Sie zeigt einige weniger bekannte Arbeiten und Seiten des halleschen Künstlers und einstigen Burg-Professors, zu dessen letztjährigem 80. Geburtstag es ja einige ehrende Präsentationen gab. In den Selbstporträts reflektiert er zeichnerisch eine zuweilen fast mürrisch wirkende Nachdenklichkeit, die sich oft schon auf den zweiten Blick ins Schelmische wandelt, sobald der Betrachter realisiert, dass die Linienführung von Wagners Schnauzbart nicht mit etwa nach unten hängenden Mundwinkeln konform geht. Auch ein Stück der speziell auch hiesigen Schwierigkeit des Künstlerlebens scheint thematisiert in der Radierung "Hochzeitstag". Sie zeigt den Alt-Bräutigam, wie er die Gemahlin über den schmalen Steg eines Haifisch-Beckens balancierend hinweg trägt. Überstandene Versuchung?

Die Ausstellung wird komplettiert durch eine Reihe von Literatur-Illustrationen zu Elias Canetti oder zu Wieland, mit teils spitzen, teils liebevollen Skizzen von Kollegen und Zeitgenossen sowie einigen reizvollen Typen oder Begriffs-Illustrationen. So kann man einen Rezensenten sehen, der blind schreibt, weil sein Kopf verhüllt ist, eine voll beladene "Treuhand" oder einen Schubladen-Denker. Der ist gerade beim schlimmeren Teil seiner Verrichtung. Er schiebt die Kästchen gerade zu, wobei er die darin einsortierten Leute leider recht brutal zerquetschen muss.

Die Schau läuft bis noch zum 30. November in der Foyer-Galerie des Opernhauses