Händler fordern mehr Kontrollen Händler fordern mehr Kontrollen: Ärger über Falschparker am Graseweghaus

Halle (Saale) - Durch die beiden Fachwerkhäuser erhält der kleine Platz zwischen Graseweg und Große Klausstraße einen mittelalterlichen Charme. Obwohl er sich direkt in der Innenstadt befindet, herrscht Ruhe. Nur wenige Passanten kreuzen den Weg, der Lärm von den Straßenbahnen am Roten Turm dringt ebenfalls nicht durch. Doch das Idyll des Platzes wird täglich zerstört – von Falschparkern.
Vor allem den ansässigen Händlern sind die dreisten Autofahrer ein Dorn im Auge. „Die schöne Atmosphäre des Platzes kommt dadurch überhaupt nicht rüber“, sagt Michael Bellmann, Inhaber des Musikladens. Doch er hat meistens noch Glück: Sein Eckgeschäft wird selten zugeparkt. Schlechter ergeht es zum Beispiel dem Modegeschäft „Frauenzimmer“ wenige Meter entfernt.
Am Graseweghaus in Halle: „Wir haben hier jeden Tag Probleme mit Falschparkern“
Ein großer Transporter versperrt mitten am Tag die Sicht auf den Laden. „Wir haben hier jeden Tag Probleme mit Falschparkern“, sagt Mitinhaberin Susanne Wust. Sie weiß sich jedoch zu helfen: Parkt ein Fahrzeug direkt vor einem ihrer Schaufenster, informiert sie das Ordnungsamt. „Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung kommen dann sofort vorbei und kontaktieren den Autobesitzer“, sagt Wust.
Das Wildparken rund um diesen Platz beschäftigt auch den SPD-Stadtrat Detlef Wend. „Die Verwaltung sollte dieses Areal stärker im Blick behalten“, sagt Wend. Schließlich würden neben den Hallensern auch viele Touristen durch die verkehrsberuhigten Straßen streifen und die denkmalgeschützten Häuser begutachten. Das touristische Potenzial des Platzes bekräftigt das Stadtmarketing. Alle Stadttouren führen an dem Graseweghaus entlang. Dabei wird unter anderen die Legende zur Namensgebung des Grasewegs erzählt.
Laut Stadtverwaltung kontrolliert das Ordnungsamt bereits regelmäßig Areal am Graseweghaus in Halle
Laut der Stadtverwaltung kontrolliert das Ordnungsamt bereits regelmäßig dieses Areal. „Die Kontrollen können aber nicht überall zeitgleich stattfinden“, sagt Sabine Ernst, Büroleiterin des Oberbürgermeisters. Doch Wend geht es nicht nur um falsch abgestellt Autos, die das Bild des Platzes schmälern. Seiner Meinung nach fehlt es an einer grundsätzlichen Gestaltung an diesem Ort.
„Eine Begrünung durch Bäume oder andere Pflanzen würde die Aufenthaltsqualität beispielsweise steigern“, sagt der SPD-Stadtpolitiker. Denn abgesehen von kleineren Blumentöpfen, die einige Händler und Gastronomen vor ihre Geschäfte stellen, mangelt es an grünen Blickpunkten.
In Sachen Gastronomie wünscht sich der Stadtrat ein größeres Angebot am Graseweghaus
Aber auch in Sachen Gastronomie wünscht sich der Stadtrat ein größeres Angebot. Ein Café würde seiner Meinung nach noch mehr Menschen in diese etwas versteckte Ecke der Innenstadt locken. Im Moment gibt es dort lediglich eine Shisha-Bar, die Freisitze aufstellt, und einen Döner-Imbiss. Zwischen diesen beiden Läden war zuletzt ein italienisches Restaurant angesiedelt. Doch der Betreiber hat sich zurückgezogen, das Lokal steht im Moment leer.
Die Idee, ein Konzept für diese Ecke des Zentrums zu entwickeln, unterstützt auch Modedesignerin Susanne Wust. „Bisher arbeitet hier jeder für sich allein“, sagt sie. Dabei könnten sich die Händler und Gastronomen zusammenschließen und gemeinsam Werbung für das Gebiet machen. Früher sei schon einmal eine Kreativmeile angedacht gewesen, so Wust. Perspektivisch entsteht noch mehr Entwicklungspotenzial für den Platz, wenn die ehemalige Poliklinik Mitte endlich saniert ist. Ein Leipziger Investor hat angekündigt, ab Mitte dieses Jahres mit dem Bau von 45 Ein- bis Fünf-Raum-Wohnungen zu beginnen. (mz)