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Dicke Luft rund um Händel Händelfestspiele in Halle: Was läuft da schief?

Von Detlef Färber 22.06.2016, 17:00
Waren die Festspiele nur ein gefühlter Erfolg? Das muss sich Festspielchef Clemens Birnbaum dieser Tage fragen lassen.
Waren die Festspiele nur ein gefühlter Erfolg? Das muss sich Festspielchef Clemens Birnbaum dieser Tage fragen lassen. Archiv

Halle - Die Erfolgsmeldung am Ende des Festivals klang etwas kurios. Doch so manchen Beteiligten konnte sie nicht aufheitern: Einen Rekord bei „verkauften Tickets“ vermeldete das veranstaltende Händelhaus am Tag nach dem Abschlusskonzert der Festspiele - und das trotz mehrerer ungünstiger Voraussetzungen: „Vor Beginn der Festspiele stand bereits fest, dass aufgrund fehlender Kapazitäten innerstädtischer Hotelbetten die Kartennachfrage bei Reiseunternehmen und Reisegruppen gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent sinken wird“, hieß es gleich eingangs der euphorischen Bilanz.

Der hierin enthaltenen Behauptung freilich wird nun ausgerechnet aus dem hiesigen Beherbergungsgewerbe widersprochen. Dorint-Chef Bertram Thieme hatte - wie andere Hotels auch - Kontingente fürs Festival reserviert, die dann gar nicht ausgeschöpft wurden. Und die erst, als klar war, dass von Händel nichts mehr kommt, wieder auf den Markt geworfen werden konnten.

Weniger Auslastung

„Am Ende hatten wir“ , so Thieme, „weniger Auslastung als 2015“. Und das trotz des weggefallenen Bettenangebots im zwischenzeitlich zur Flüchtlingsunterkunft umfunktionierten Maritim-Hotel. „Wir hatten Geschäftskunden empfohlen, in der Festivalzeit nicht bei uns zu buchen“, ärgert sich der Dorint-Chef im Nachhinein. Und auch darüber, dass Festival-Intendant Clemens Birnbaum im Vorfeld oft öffentlich betont habe, es gebe zu wenig Hotelkapazitäten.

Der Besucherrückgang also als ein Fall von selbsterfüllender Prophezeiung? Thieme sagt, es wäre besser gewesen, vorher nach möglichen Lösungen - etwa Shuttle-Bussen zu Hotels außerhalb - zu suchen, „als ständig zu wiederholen“, dass wohl Betten fehlen werden.

Rückgang der Besucherzahlen

Doch womöglich hatte der Rückgang der Besucherzahlen auf unter 50.000 in diesem Jahr auch noch andere Gründe. Hinter einigen Merkwürdigkeiten im Eröffnungszeremoniell konnte man vermuten, dass das Verhältnis der Hauptakteure - Festival-Chef Birnbaum und der Oper - gelinde gesagt nicht das Beste ist. Angesprochen darauf, bestätigt der scheidende Geschäftsführer der Theater, Oper, Orchester GmbH (TOOH), Rolf Stiska, dass das Tischtuch zerschnitten sei. Und zwar seit nunmehr drei Jahren: Seit der schnellen Festivalabsage beim Saalehochwasser 2013. Denn diese Absage, meint Stiska, „wäre zu verhindern gewesen.“

Und auch „seine Leute“ in der Oper seien aus diesem Grund heute noch sauer auf die Festspielleitung. Damals sei eine Chance leichtfertig vergeben und nicht um die Festspiele gekämpft worden: Und es sei künstlerischer wie wirtschaftlicher Schaden entstanden, so Stiska.

Konflikt Oper und Festival

Seither liefen und laufen die Kontakte zwischen Oper und Festival nur noch auf Mitarbeiter-Ebene leidlich - was sich atmosphärisch und wohl auch im Programm bemerkbar gemacht hat. So bei einem recht merkwürdigen Empfang im Händelhaus zur Eröffnung kurz vor Beginn der ersten Opernpremiere - zehn Minuten Fußweg entfernt! In den Jahren zuvor hatte es noch Eröffnungskonzerte in der Händel-Halle und Empfänge im Stadthaus oder auch im Konzerthaus selbst gegeben.

Auch mit der Vermarktung der Festspiele war Stiska in den vergangen Jahren gar nicht zufrieden: „Die Platzauslastung bei der Opernpremiere nur 74 Prozent, bei der Wiederaufnahme der Vorjahresinszenierung gar nur 54 Prozent“ - das sei einfach zu wenig.

Abschaffung von „Händels open“

Für die Zukunft wünscht sich der langjährige Bühnenmanager, „dass sich das Festival öffnet“. Die Abschaffung von „Händels open“ sei ein Fehler gewesen. Ein Element wie dieses müsse ins Festival integriert werden. Hier dürften nicht allein die „Gralshüter “ das Sagen haben, so Stiska. Das sieht Hotel-Chef Thieme ganz ähnlich: „Wir brauchen in Halle etwas wie einen Runden Tisch für Händel“, fasst er seinen Eindruck zusammen.

Die MZ hat der Händelstiftung und Festival-Chef Clemens Birnbaum zu den genannten Themen Fragen gestellt. Geantwortet hat er nicht. (mz)