Hallescher FC Hallescher FC: Vereinstreue zahlt sich aus
Halle (Saale)/MZ. - Noch lange nach dem Auslaufen steht Martin Fiebiger vor dem Gang zur Umkleidekabine. Der 20-Jährige unterhält sich mit Bekannten vom ZFC Meuselwitz und erklärt Freunden und Bekannten, wie das denn nun war mit dem Debüt in der Fußball-Regionalliga. Er tut das mit dem Schuss Zurückhaltung, die einem Debütanten beim Halleschen FC gebührt. Doch er ist auch davon überzeugt, seine Sache ganz gut hinbekommen zu haben. "Ich glaube, das war fürs Erste so schlecht nicht", sagt er.
Nach nur einem halben Jahr in der U 23 der Saalestädter gelang dem defensiven Mittelfeldspieler der Sprung in den Regionalliga-Kader. Er ist der Dritte nach Toni Lindenhahn 2009 und Benjamin Knaack im letzten Jahr, der den Übergang von der A-Junioren-Bundesliga in die vierte Liga der Männer fast nahtlos geschafft hat. Dabei soll Denis Wegner nicht unterschlagen werden, der auch direkt zur Mannschaft von Trainer Sven Köhler wechselte, aber wegen eines Kreuzbandrisses erst einmal ein halbes Jahr pausieren musste. Die Beharrlichkeit, dem Verein die Treue zu halten, hat sich nun auch für Fiebiger ausgezahlt.
Der 1,91-Meter-Hüne spielt seit zehn Jahren beim HFC. Spätestens seit seinen Auftritten bei den B-Junioren stand der Name Fiebiger in den Notizbüchern der Scouts nicht nur in Deutschland. Die Bundesligisten Hertha BSC und der Hamburger SV waren an ihm interessiert. Vor vier Jahren weilte er bereits zum Probetraining bei Werder Bremen, ein Jahr später beim englischen Klub West Bromwich Albion. Bei beiden Vereinen hatte er mit seinen Leistungen zu überzeugen gewusst. Doch mit einem Wechsel wurde es nichts. "Ich hatte nicht nur Glück als Fußballer. Immer dann, wenn ein Wechsel anstand, war ich verletzt", sagt er.
Nun wurden die Verletzungen von Spielern aus dem Regionalliga-Kader zum Glücksfall für ihn. Um im Winter-Trainingslager in der Türkei mit zwei kompletten Mannschaften proben zu können, bekam Fiebiger ein Ticket von Köhler. Und er hat seine Chance genutzt. "Er hat die gesamte Vorbereitung bei uns absolviert und sich diese Chance verdient", erklärt Köhler. Während Fiebiger bei den A-Junioren und auch in der U 23 vorwiegend damit beschäftigt war, die Vierer-Abwehrkette zusammen zu halten, durfte er gegen Meuselwitz im defensiven Mittelfeld ran. "Das war keine Umstellung für mich. Ich habe in meiner gesamten Jugendzeit entweder als Sechser oder Innenverteidiger gespielt", sagt er.
Trotzdem war das Debüt in der Regionalliga kaum mit den Spielen in der Junioren-Bundesliga zu vergleichen. "Wir haben dort zwar auch schon mit hohem Tempo und viel Einsatz gespielt, aber bei den Männern geht es doch noch ganz anders zur Sache", erklärt Fiebiger. Auch für Köhler war der Einstand des Mittelfeldspielers, der gerade sein freiwilliges soziales Jahr absolviert, in Ordnung. "Er war anfangs ein wenig nervös, hatte ein paar kleine Unzulänglichkeiten. Aber das muss ich einem jungen Spieler auch einmal zugestehen", erklärt der Trainer. "Außerdem wollte ich einmal sehen, was Fiebiger drauf hat, wenn er 90 Minuten durchspielen muss."
Köhler und Manager Ralph Kühne hatten in der Winterpause angekündigt, auch den potenziellen Nachrückern im eigenen Verein im Verlauf der Rückrunde eine Chance zu geben. Tom Butzmann war bereits im letzten Jahr dabei. Jetzt schaffte es Fiebiger. Außerdem wartet Stürmer Denis Wegner auf seinen Einsatz. Mit Sebastian Dräger und Marcel Trojandt stehen weitere Talente auf dem Sprung. Und wer weiß, wen A-Junioren-Trainer Hagen Schmidt nach der Saison wieder für Cheftrainer Sven Köhler präsentieren wird?