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Hallescher FC Hallescher FC: Plötzlich Medien-Star

Von CHRISTOPH KARPE UND MICHAEL PIETSCH 31.07.2011, 20:09

Halle (Saale)/MZ. - Da stand er, eingehüllt in eine Decke vom Fernsehsender Sky. Der gefragte Mann des Halleschen FC sollte schließlich nicht frieren vor seinem großen Auftritt nach dem Pokal-Spiel gegen Eintracht Frankfurt. Das hatte der Hallesche FC unglücklich 0:2 verloren. Doch als Verlierer musste sich Michael Preuß nicht sehen.

Also stand er da und wartete. Der 27-Jährige konnte seine Aufregung kaum verbergen vor dem ersten TV-Interview seiner Fußball-Karriere. "Ich hätte die Sache gern schnell hinter mir", sagte Michael Preuß. Und als ihn der Reporter schließlich vor dem Mikrofon begrüßte und ihn als "den überragenden Mann des Spiels" einführte, wehrte der Gelobte dieses Kompliment artig ab. Er wollte es lieber auf die Mannschaft verteilt sehen.

Michael Preuß ist vor der Saison von Germania Halberstadt an die Saale gewechselt. Von einem Fünftligisten. Nicht unbedingt der Spieler, den man in der ersten Garde von Neuzugängen nennen würde. Schließlich ist da ein Maik Wagefeld mit Erstliga-Erfahrung. Eine Steven Ruprecht, der zweite Liga gespielt hat.

Trotzdem war nach dem Pokalspiel allen 2 800 Beobachtern im Neustädter Stadion klar: Der Mann hat das Potenzial zum neuen Publikumsliebling des HFC. "Halle hat uns vor allem über die rechte Angriffsseite vor Probleme gestellt", sagte Eintracht-Trainer Armin Veh. Eine Analyse, die zugleich ein Extralob für Preuß war. Der wirbelte eben auf jener Außenbahn die Abwehr des Zweitligisten gehörig durcheinander - solange Kraft und Kondition reichten. Frech, willensstark, technisch beschlagen und geschickt im Dribbling spielte er seinem Gegenspieler Benjamin Köhler Knoten in die Beine und schlug gefährliche Flanken.

Preuß selbst wollte das gar nicht allzu hoch bewertet wissen. "Ach, solche gestandenen Bundesligaspieler sind doch auch nur Menschen", meinte er. "Mir hat das richtig Spaß gemacht." Eher kam Selbstkritik bei ihm durch. "Schade, dass ich an die Flanke von Toni Lindenhahn nicht ganz rangekommen bin. Wer weiß wie es gelaufen wäre, wenn ich da das 1:0 gemacht hätte", sagte Preuß zu seiner Großchance in der 27. Minute.

An Lobeshymnen auf Preuß mangelte es trotzdem nicht. "Michael sollte weiter so intensiv am Mann spielen wie gegen mich. Dann braucht er nur noch etwas Glück, dass ein größerer Klub auf ihn aufmerksam wird", sagte Gegenspieler Köhler. Und Eintracht-Manager Bruno Hübner meinte: "Er ist ein guter Junge, der sich was zutraut." Dann legte er die Stirn in Falten und meinte schmunzelnd: "Preuß ähnelt ungemein Marcel Risse von Mainz 05. Er spielt genau den gleichen Stil." Dass Risse und Preuß auch äußerlich, mit ihren blonden Locken, eine Gemeinsamkeit aufweisen, ist natürlich Zufall.

Gegenspieler Benjamin Köhler, der in erster und zweiter Bundesliga schon 192 Spiele absolviert hat, fand die Aktionen seines Gegners nicht ganz so witzig. "Als ich nach der Verletzung von Constant Djakba auf die Außenbahn rückte, musste ich mich natürlich erst einmal auf meinen neuen Gegenspieler einstellen", sagte der gebürtige Berliner. "Zwei-, drei Mal hat er das gegen mich schon geschickt gemacht." Mehr wollte Köhler dann aber auch nicht zugeben. "Dann hatte ich ihn im Griff."

Lange sonnen konnte sich Michael Preuß nicht in der großen Aufmerksamkeit. Schon am Sonntag musste er mit seinen HFC-Kollegen wieder antreten. Dabei hätte er sich liebend gern das lästige Auslaufen erspart. "Schade, dass wir nicht gewonnen haben, dann hätte uns wohl der Coach den Tag freigegeben", sagte er und grinste dabei. Und auch die mediale Aufmerksamkeit wollte er nicht überbewerten. Schicksal, wenn gute Taten nur im Bezahl-Fernsehen live zu sehen sind. "Wir können den Sender zu Hause gar nicht sehen", erklärte Michael Preuß. "Das Abo ist ja schon ein wenig teuer."