Hallescher FC Hallescher FC: Eine Wand aus Ordnern
Halle (Saale)/MZ. - Für den Gastgeber-Verein steht nun das Thema Sicherheit ganz oben auf der Agenda. Schließlich haben Scharfmacher und Chaoten aus beiden Fan-Lagern angekündigt, Randale anzetteln zu wollen. Und: Am vergangenen Sonnabend musste das Testspiel des HFC gegen Hessen Kassel unterbrochen werden. Erst waren Kassler Fans gegen Absperrungen gesprungen und hatten versucht, über Sicherheitszäune zu klettern. Später waren HFC-Anhänger in den Innenraum gestürmt. Damit stellt sich die Frage: Wie sicher sind die echten Fans, die am Samstag dabei sein wollen?
Eine gelbe Wand
Der HFC wappnet sich - außerhalb des Stadions mit erhöhten Kontrollen und abgestimmten Routen, auf denen die Fans an- und abreisen. Und im Stadion mit verstärkten Einlasskontrollen, mit zusätzlichen Zäunen und einem verstärkten Sicherheitspersonal.
Dirk Claus ist überzeugt: "Wir werden die Sache im Griff haben." Er ist Geschäftsführer von BRU-Security, dem neuen Ordnungsdienst des HFC, und kündigt an: "Im Stadion wird eine gelbe Wand zu sehen sein." Claus spielt damit auf die Farbe der Leibchen an, die seine Mitarbeiter bei ihren Einsätzen tragen. Wie viele Kräfte er nach Halle schickt, bleibt geheim. "Die Polizei verrät doch auch nicht ihre Einsatzstärke." Allerdings dürfte mit etwa 250 Ordnern zu rechnen sein. Reiner Erfahrungswert. "Wir sind seit sieben Jahren Partner von Carl Zeiss Jena. Im letzten Jahr haben wir dort bei ganz anderen Zuschauerzahlen fünf Risikospiele über die Bühne gebracht - ohne dass es Zwischenfälle gab." Bei Partien der dritten Liga gegen Dresden, Erfurt oder Hansa Rostock waren etwa 300 Ordner vor Ort.
Der Hallesche FC hat das Konzept der Firma vorliegen, umgekehrt gingen die Stadion-Bau- und Wegepläne zu Claus. Am Mittwoch gibt es einen letzten Ortstermin, bei dem sich die Experten die neuralgischen Punkte besonders anschauen. Einer davon ist die Haupttribüne. Dort stiegen am Wochenende gegen Hessen Kassel etwa 20 hallesche Ultras über die nur etwa einen Meter hohen Behelfs-Absperrungen und stürmten in Richtung Spielfeld. "Das darf überhaupt nicht passieren. Es kann nicht sein, dass irgendjemand in den Innenraum gelangt. Wir werden so etwas verhindern", sagt Dirk Claus.
Beim Pokalspiel will Claus einen solchen Vorfall von vornherein ausschließen. Das Sicherheitskonzept sieht vor der Haupttribüne Extra-Zäune vor. Zudem werden dort verstärkt Ordner positioniert. "Da steht eine dicke Kette." Darüber hinaus werden die Fan-Bereiche - im Stadion Neustadt sind dies kleine, käfigartig umzäunte Tribünen-Abschnitte - zusätzlich von außen gesichert. Damit niemand rein, aber auch niemand rausklettern kann.
Schon vor dem Spiel wird das Stadiongelände abgesucht, um eventuell versteckte Böller oder Waffen aufzuspüren. Für den Spieltag sind verstärkte Einlass-Kontrollen angekündigt. "Es gibt Leibesvisitationen. Aber wir versuchen, diese zügig durchzuziehen, damit sich keine Staus bilden", sagt Claus.
Dennoch: Hier herrscht die größte Schwachstelle. Denn den Sicherheitsleuten ist es nicht erlaubt, Personen im Schritt zu kontrollieren oder etwa in den BH von Frauen zu schauen. Weil viele Krawallmacher genau das wissen, sind gerade dort die beliebten Verstecke etwa für Böller. Trotzdem ist Claus überzeugt, dass durch die Vorab-Maßnahmen die Gefahr reduziert sein wird. "Alle, die Karten gekauft haben, sind erfasst. Sie mussten ja ihren Personalausweis vorlegen." Das sollte von Aktionen abhalten. Schließlich können Täter so schnell ermittelt werden. Deshalb erwartet auch HFC-Trainer Sven Köhler: "Ich denke mal, dass im Stadion alles ruhig bleibt."
BRU hat sich den Auftrag des HFC, der dann auch für Einsätze im neuen Stadion gilt, einiges kosten lassen. "Wir haben extra noch einmal 20 000 Euro in die Hand genommen", verrät Dirk Claus. Zum Beispiel wurden 60 Funkgeräte angeschafft, dazu neue Kleidung. Von der Vorbereitung des Pokalspiels ist er sehr angetan. "Die Zusammenarbeit mit dem HFC und der Polizei läuft hochgradig professionell. Da sind Experten am Werk, die wissen, was sie tun."
300 Frankfurter kommen in Bussen
Den Verein kostet der Sicherheitsaufwand für das brisante Spiel rund 15 000 Euro. Und das betrifft nur den Stadion-Innenraum. Außerhalb ist die Polizei für den reibungslosen Ablauf zuständig. Und dort gibt es das größte Fragezeichen. Die 300 Frankfurter Fans reisen mit sechs Bussen an, das war Bedingung, um überhaupt ein Ticket zu bekommen. Die Busse nach Neustadt zu eskortieren und die Insassen in ihren Bereiche zu begleiten, ist kein Problem. Doch die Unwägbarkeit ergibt sich daraus: Wie viele Anhänger des Zweitligisten zieht es auch ohne Tickets nach Halle? Wie viele suchen im Umfeld der Arena die Konfrontation?
Etabliertes Mittel ist die Kontrolle der wichtigsten Zufahrtsstraßen. Dort können Autos mit Nummernschildern aus dem Rhein-Main-Gebiet überwacht und gegebenenfalls zurückgeschickt werden. Auch Züge werden beobachtet. Und sicher ist: Die Polizei wird auch ein Auge auf den geplanten Marsch der HFC-Anhänger aus der Innenstadt zum Stadion haben.