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Hallescher FC Hallescher FC: Der HFC führt RB Leipzig vor

Von GOTTFRIED SCHALOW 11.12.2011, 20:33

LEIPZIG/MZ. - Halle hat die 40 Kilometer entfernte Nachbarstadt Leipzig erobert. Die Stadt, die sich gern ein Stück feiner, ein Stück näher am Nabel der Welt fühlt, ein Stück teurer und nobler - auch und besonders gern in den letzten zweieinhalb Jahren im Fußball. Der Hallesche FC hat an einem denkwürdigen Sonnabend im Gastspiel bei RB Leipzig nachdrücklich seine Aufstiegsambitionen unter Beweis gestellt. Die Rot-Weißen haben 1:0 beim scheinbar übermächtigen Rivalen gewonnen. Gut 5 000 HFC-Fans hatten sich schon zwei Stunden vor dem Spiel in einer Autoschlange mit Kennzeichen aus Halle, dem Saalekreis oder Bitterfeld durch die Zufahrtsstraßen Richtung Red-Bull-Arena gequält. Ein Kampf, der sich lohnen sollte. Denn was sie dann zu sehen bekamen, waren 90 überraschend einseitige Minuten, in denen ihre Mannschaft klar den Ton angab. Zum Schluss feierten die Fans ihr Team mit dem bemerkenswert einfachen Spruch "Auswärtssieg", bewusst auf jede Häme und jeden Hochmut verzichtend. Da war der Teil der 18 295 Zuschauer, die nicht aus Halle und Umgebung kamen, längst auf dem Heimweg. Sprachlos waren die, die sichtbar mit RB Leipzig hielten, schon lange zuvor.

Präsident sagte 1:0 voraus

"Ich habe unter Zeugen schon am Donnerstag einen 1:0-Auswärtssieg getippt", erzählte der glückstrahlende HFC-Präsident Michael Schädlich. Auch Vizepräsident Jörg Sitte hatte, ebenfalls unter Zeugen, seinen Tipp abgegeben, und das war sogar ein 4:0. Und Sitte musste sich dafür nicht einmal mangelnden Fußball-Sachverstand nachsagen lassen. Denn ein 4:0 hätte die 90 Minuten wesentlich besser in Zahlen ausgedrückt. "Da lagen ja Welten zwischen RB und Halle", staunte MDR-Reporterlegende Walter Weiz.

In der 35. Minute ging der HFC durch den im Sommer eigentlich schon aussortierten Telmo Teixeira-Rebelo in Führung. Vier Minuten später klingelte es wieder im Kasten vom RB. Maik Wagefeld hatte getroffen, wurde aber mitten im Torjubel zurückgepfiffen. Fifa-Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte Steven Ruprecht im Abseits gesehen. Es war die strittigste Entscheidung der Partie, denn Ruprecht stand zwar tatsächlich abseits und auch in der Nähe der Schussbahn, verhielt sich aber passiv und irritierte auch den Torhüter nicht. "Ich kann die Situation aus meiner Sicht nicht beurteilen", sagte Wagefeld später.

Toni Lindenhahn und der überragende Teixeira-Rebelo ließen in der zweiten Halbzeit weitere Großchancen liegen. "Ich weiß, ich hätte mich heute berühmt schießen können. Aber es hat ja auch so gereicht", sagte der Torschütze. Dass es reichte, war den an diesem Tag harmlosen Leipzigern geschuldet. Mehr als eine ansehnliche, aber letztlich wirkungslose Flanke von Sebastian Heidinger und ein abgefälschter Freistoß von Timo Röttger kamen nicht heraus. "Ich habe mir nie Sorgen gemacht, dass wir uns noch ein Tor einfangen", sagte HFC-Torwart Darko Horvat und wurde vom ansonsten reichlich einsilbigen RB-Trainer Peter Pacult bestätigt. Der grantelte: "Wir hätten wohl noch bis zum St. Nimmerleinstag spielen können."

Wenn dem HFC an diesem Tag in Leipzig überhaupt etwas die Stimmung verhagelte, dann war es eine Nachricht aus dem Norden. Holstein Kiel, die dritte Mannschaft im Aufstiegsrennen, hatte in der dritten Minute der Nachspielzeit den 2:1-Erfolg gegen Wolfsburg II perfekt gemacht. Kiel führt damit in der Tabelle mit einem Punkt vor RB und einem weiteren vor dem HFC. Zumindest bis zum Freitag, bis zum Heimspiel gegen Halle.

Kampfansage an Kiel

"Wir werden uns auch dort nicht verstecken. Mindestens ein Unentschieden soll rauskommen. Dann können wir den kurzen Weihnachtsurlaub so richtig genießen", versprach Wagefeld noch in der Leipziger Arena. Der Sieg in Leipzig hat den HFC mutig und selbstbewusst gemacht. "Dieser Tag macht stolz. Stolz auf das, was wir in den letzten Jahren erreicht haben", sagte Michael Schädlich. Einen Tipp, unter Zeugen, gab er für das Spiel in Kiel nicht ab.