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Hallescher FC Hallescher FC: Abgeschoben in die dritte Liga

Von CHRISTOPH KARPE UND MICHAEL PIETSCH 13.05.2011, 19:50
HFC-Angreifer Markus Müller bejubelt einen Treffer. (FOTO: LÖFFLER)
HFC-Angreifer Markus Müller bejubelt einen Treffer. (FOTO: LÖFFLER) CARDO

Halle (Saale)/MZ. - Morgendliche Zeitungslektüre kann einen fröhlich in den Tag führen. So sollte es jedenfalls sein. Als Markus Müller am Freitag aber zum Frühstück durch seine Lektüre blätterte, fand er da eine kleine, versteckte Notiz: Er bekomme keinen neuen Vertrag beim Halleschen FC, las er da. Das verdarb ihm gründlich den Appetit. "Dass ich aus der Zeitung erfahre, woran ich bin, hat mich schon irritiert", sagte der Stürmer am Freitag zur MZ. Er wusste, dass er auf der Kippe steht, na klar, seit Wochen, doch sein definitives Aus hatte ihm bis dato keiner mitgeteilt. Trainer Sven Köhler war es dann später, der den bald 23-Jährigen beim Vormittags-Training beiseite nahm und ihm übermittelte, was er schon wusste.

"Es ist schade, dass es so gekommen ist. Ich habe immer beteuert, dass ich gern in Halle bleiben möchte. Doch in diesem Geschäft ist es natürlich auch legitim, jemandem keinen neuen Vertrag zu geben", sagt Markus Müller. Seit einem Fußbruch zu Saisonbeginn hatte er es nie wieder in die Stammelf des Fußball-Regionalligisten geschafft. Auch die zwei Treffer im Landespokal-Halbfinale beim SSV Landsberg (3:0) taugten kaum noch zu Pluspunkten für das Talent, das Köhler im Winter 2009 aus Aue geholt hatte.

Doch Müller trägt die Abschiebung mit Fassung. Der Grund: Er hatte sich natürlich, als er ahnte, in Halle würde es eng werden für ihn, nach Alternativen umgesehen. Mit Erfolg. "Zu 90 Prozent bin ich mir mit einem Verein einig. Die Zusage habe ich schon", erzählt er und hebt die Stimme: "Es ist ein Klub, der einst ein Regionalliga-Gegner des HFC war und jetzt dritte Liga spielt." SV Babelsberg? Müller schweigt vielsagend. "Alle haben in der letzten Zeit nur über Selim Aydemir und dessen großartige Angebote geredet. Ich war dagegen abgeschrieben. Jetzt werden wir wohl beide in einer Liga spielen", sagt Müller. Es klingt wie ein Seitenhieb. Aydemir, der angeblich auch vom 1. FC Nürnberg umworben war, wird aller Voraussicht nach beim potenziellen Aufsteiger Chemnitzer FC landen.

Angesichts seiner Perspektive hält sich Müllers Groll auf den HFC in Grenzen. Bis Sonntag möchte er die Zeit mit Freundin Julia genießen. Dann wird er sich mit Feuereifer in die Punkte-Partie bei RB Leipzig stürzen. "Ja, ich soll stürmen. Da wir ja am Dienstag schon zum Pokalfinale gegen Grün-Weiß Piesteritz ran müssen, hat Trainer Köhler den Plan, praktisch die Zweitbesetzung in Leipzig spielen zu lassen, damit ein Großteil der Stammelf Kräfte spart", sagt Müller. Er sieht dieses Spiel als Chance und als "großes Erlebnis".

Zugleich freut er sich auf den Leipziger Stefan Kutschke. "Gegen den habe in jungen Jahren, als er noch bei Dresden-Laubegast war und ich in Aue, manch heißes Spiel gemacht. Wir kennen uns prima und schätzen uns. Doch für 90 Minuten ruht die Freundschaft. Aber nach dem Abpfiff wird es wohl zum Trikottauschen reichen", sagt Müller und lacht.

Kutschke, ein Schlaks von 1,94 Meter, sitzt derweil bei der Pressekonferenz seines Vereins im noblen Radisson Blue Hotel in Leipzig. Na klar kennt er Markus Müller. "Als ganz junge Kerle haben wir in der sächsischen Landesauswahl zusammen gespielt. Und als ich dann in Babelsberg war, hat uns Markus vor zwei Jahren mal einen Fernschuss eingeschenkt. Schade, dass er keine Chance mehr in Halle bekommt", sagt der 22-Jährige. Doch den Treffer und den Schützen haben die Babelsberger wohl nicht vergessen.

Kutschke selbst darf im Gegensatz zu Kumpel Müller bei seinem Klub bleiben. Obwohl bei RB, nachdem der Drittliga-Aufstieg verpasst wurde, erneut ein großer Personaltausch bevorsteht, erhielt er einen Zweijahresvertrag. "Stefan hat eine sehr gute Entwicklung genommen", sagt Trainer Tomas Oral, der künftig durch Peter Pacult ersetzt wird.

In der nächsten Saison zählt das Halle-Leipzig-Derby dann zu den brisantesten der Liga. Beide Klubs haben schließlich den Aufstieg als Ziel. Diesmal ist es ein Duell von Verlierern um die "Goldene Ananas", das seine einzige Brisanz daraus zieht, dass RB dem HFC einen Spieltag-Tausch auf Samstag verweigerte. Doch hätte das geklappt, wäre Müller nur Zuschauer gewesen.