Halles Sozialdezernent Tobias Kogge Halles Sozialdezernent Tobias Kogge: Ein Abschied mit leisen Tönen

Halle (Saale) - Zum Schluss seiner Rede wird Tobias Kogge nachdenklich: Seine Stimme wird weicher, seine buschigen, weißen Augenbrauen ziehen sich ein wenig zusammen. „Ich möchte mich auch entschuldigen. Bei denjenigen, die ich mit meiner Härte verletzt habe“, sagt der 60-Jährige am Mittwoch im Stadthaus bei seiner Verabschiedung als Sozialbeigeordneter.
Es sind ungewöhnliche Worte, die Kogge wählt. Aber sie treffen ein Gefühl, das seine siebenjährige Amtszeit geprägt hat. Kogge ist im Stadtrat immer für seine fachliche, inhaltliche Arbeit respektiert worden. Geliebt worden ist er nie. „Das ich heute unbeliebt bin, kann ich zutiefst verstehen. Aber ich bin nach Halle geholt worden, um den Sozialbereich umzubauen und nicht, um mir Freunde zu machen“, sagt Kogge.
Es war im Jahr 2008, als Kogge unter Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) zum Sozialbeigeordneten gewählt wurde. Eine ungewöhnliche Aufgabe für einen CDU-Mann. Deutschlandweit gibt es kaum Sozialdezernenten der Union - schon gar nicht in Großstädten wie Halle. Doch Kogge ist Sozialpolitiker durch und durch. Der gebürtige Westberliner ist zutiefst kirchlich geprägt.
Ausbildung in der Sozialdiakonie
Nach seiner Ausbildung in der Sozialdiakonie in der Schweiz arbeitet er in verschiedenen Städten in Baden-Württemberg bei kirchlichen Trägern in der praktischen Sozialarbeit. Im September 1990 wechselt Kogge als Chef des Jugendamtes nach Chemnitz, 2001 wird er in Dresden Sozialbeigeordneter. „Ich bin immer geholt worden, um Probleme zu lösen. Ich bin Landschaftsgärtner, kein Landschaftspfleger“, sagt Kogge.
In Halle baut er zunächst die Verwaltung um. In seiner Amtszeit kann Kogge alle Fachbereichsleiter im Sozialbereich neu besetzen. „Ich bin diesem Team sehr dankbar“, sagt er. Ein Hauptziel seiner Amtszeit: die Finanzierbarkeit des Sozialbereiches in Halle zu sichern. Dazu führt Kogge harte Verhandlungen mit den Freien Trägern in der Jugendhilfe und im Kita-Bereich. „Es ging darum, Geld für freiwillige Aufgaben zu sichern“, sagt er.
„Affäre“ wird Stadtgespräch
Und Kogge legt sich mit dem Stadtrat an - mehrfach und vor allem bei dem polarisierenden Thema Schulentwicklung. Mehr als zehn Monate streiten die Stadträte mit ihm über das neue Gymnasium am Hallmarkt, über die neue Gesamtschule in der Rigaer Straße. Am Ende setzt sich Kogge weitgehend durch. „Da war ich sehr wenig diplomatisch, aber ich hatte den wichtigen Beschluss.“
Das sind schon schlechte Voraussetzungen für seine Wiederwahl. Doch endgültig zum Verhängnis wird ihm ein privater Vorfall im Juli 2012. Da wird eine tätliche Auseinandersetzung in seinem Büro mit einer jüngeren Rathausmitarbeiterin öffentlich bekannt - samt gegenseitiger Anzeigen wegen Körperverletzung. Tagelang ist die „Affäre“ Stadtgespräch. „Ich bedauere diesen Vorfall bis heute. Ich habe mich danach bewusst zurückgezogen“, sagt Kogge heute.
Nun verlässt er als letzter CDU-Beigeordneter das Rathaus. Seine Nachfolgerin wird Katharina Brederlow (SPD), die lange unter ihm als Fachbereichsleiterin gearbeitet hat. Kogge wird künftig in der Privatwirtschaft in den Bereichen Flüchtlinge und Jugendhilfe arbeiten. Aber einen Wunsch an Halle hat der Träger des polnischen Verdienstordens noch: „In zehn Jahren sollen die Leute sagen, dass ich einen guten Job gemacht habe.“