Halle Halle: Tritt ein in den Dom!
Halle (Saale)/MZ. - Bekanntlich sind das Gleiche und dasselbe nicht dasselbe. Doch nicht nur dass das Gleiche nicht dasselbe ist, nein - besser noch: Dasselbe ist zum Glück auch nicht immer das Gleiche - zumindest nicht in der Optik. Dieser Umstand, der zum Beispiel die Schöpfer von Damenmode weitgehend von Zukunftsängsten verschont, ist auch für Maler von höchster Wichtigkeit. Ermöglicht er ihnen doch, sich identischen Motiven immer neu zu widmen, ohne dass man ihnen dann vorwerfen könnte, sie würden immer dasselbe - pardon - das gleiche Bild malen.
Magische Anziehung
Beispiel Hans-Joachim Triebsch: Der Maler aus dem Kabelsketal vor Halles Toren stellt gerade in der Zeitkunstgalerie aus - und zeigt in der soeben eröffneten Schau nicht weniger als vier Bilder des hiesigen Doms. Und auf zwei dieser Bilder nicht nur denselben Dom, sondern auch gleich noch die identische Außenperspektive, also auch identische Formen. Die Unterschiede sind freilich die für die Malerei entscheidenden: Licht, Farbe Stimmung - also auch Tageszeit. Und genau das ist es, was das Auge des Betrachters fast schon magisch hineinzieht in diese Außenbilder: "Tritt ein in den Dom!", so könnte - analog zu einer alten, etwas düsteren Ostrock-Hymne - hier die Botschaft lauten. Eintreten kann man in dieser Schau dann auch in die Stimmungswelt von Triebsch, den viele Hallenser vor allem durch seine großen Wandbilder im öffentlichen Raum kennen.
Doch außer mit Ehrfurcht einflößenden Gemäuern lebt Triebsch seine Stimmungen und Farbspiele auch gern in Stillleben auf Landschaftsbildern aus. Diverse Früchte-Arrangements oder Natur im Irgendwo zeigt er auf etlichen Gemälden seiner Schau bei "Zeitkunst", deren vierter Schwerpunkt dann doch noch der Mensch sein darf - freilich ein ganz spezieller, nämlich der eher traurige Clown als ein Mann, der halb Maske ist, sich dann aber doch zumindest halb zu erkennen gibt. Und auch er bittet quasi zum Eintritt - in eine Welt, in der noch gestaunt werden darf. Zumindest das haben Triebschs Clownsbilder mit seinen Bildern vom Dom gemeinsam.
Raum für Assoziationen
Zwischen den Gemälden von Triebsch hat dessen Frau, die hallesche Keramikerin Susanne Rothe, ihre Arbeiten aufgebaut. Wie es in diesem Hause Programm ist, wird auch hier ein Bogen der Assoziationen zwischen den gezeigten Kunstwerken angestrebt - und hier auch wieder erreicht. Denn zu sehen sind nicht nur Gefäße, sondern auch Objekte, die zwar Gefäße sein und als solche dienen können, die aber auch bestens mit den Gemäuern auf Triebschs Bildern korrespondieren. Diese Objekte sind selber Räume und bieten "Raum für Gedanken und Gedankenfreiheit", wie Halles Maler-Philosoph Rüdiger Giebler in seiner Rede zur Vernissage treffend festgestellt hat.
Die Ausstellung ist noch bis 11. Mai in der Kleinen Marktstraße 4 zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags ab 11 Uhr, samstags ab 10 Uhr.