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Halle Halle: Thalia-Theater vor Schließung gerettet

Von Michael Tempel 26.01.2011, 18:41
Das Thalia Theater in Halle, aufgenommen mit einem Fischaugenobjektiv. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Das Thalia Theater in Halle, aufgenommen mit einem Fischaugenobjektiv. (FOTO: ARCHIV/DPA) dpa-Zentralbild

Halle (Saale)/MZ. - Die Mitglieder aller Fraktionen klopften zustimmend auf die Tische, nachdem der Chef der städtischen Kultur GmbH, Rolf Stiska, berichtet hatte, wie die Rettung der Kinder- und Jugendbühne gelungen ist. Damit können nicht nur Schauspieler und Bühnenkräfte aufatmen. Es ist zudem ein Streitthema abgehakt, dass in den vergangenen Wochen auch die Räte unter Druck gesetzt hatte.

In seiner Rede während der Ratssitzung bestätigte Stiska, was die MZ am Morgen vermeldet hatte: Die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter haben sich auf einen Haustarifvertrag für die Kultur GmbH geeinigt. Der hat eine Laufzeit bis 2016 und sieht im Kern einen Gehaltsverzicht durch die etwa 400 Mitarbeiter und somit spürbare Kosteneinsparungen vor. "Wir gehen davon aus, dass wir ab März mit dem Haustarif arbeiten können", so Stiska. Die Vertragsparteien seien sich einig und man richte sich "darauf aus, dass das Thalia weiter bestehen kann", sagte er.

Bis vor kurzem sah es nicht danach aus: Der Aufsichtsrat der Kultur GmbH hatte die Schließung der Kinder- und Jugendbühne in der Kardinal-Albrecht-Straße für den Fall beschlossen, dass kein Haustarif zustande kommt. Hintergrund: Bei der Finanzierung des Kulturbetriebs hatte sich eine Lücke von rund zwei Millionen Euro aufgetan. An eine Aufstockung der Zuschüsse von Stadt und Land war nicht zu denken. Die sind bis 2012 auf rund 30 Millionen Euro jährlich festgesetzt. In der Kultur GmbH sind alle städtischen Spielstätten und Ensembles wie Oper und Kulturinsel zusammengefasst. Die drohende Schließung des Thalia hatte eine massive Protestwelle ausgelöst. Sie gipfelte im Oktober darin, dass Freunde der Bühne die Ratssitzung stürmten und Politiker teilweise attackierten. Am Mittwoch blieben Demonstrationen aus. Die Verwaltung hatte dennoch vorsorglich Ordnungskräfte ins Stadthaus geschickt.

Noch ist der Tarifvertrag nicht unterzeichnet. Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD), die auch Chefin des Aufsichtsrats der Kultur GmbH ist, rechnet aber fest damit, dass dies im Februar erfolgt. Wie sie erläuterte, bedeute der Gehaltsverzicht für die Kultur-Mitarbeiter, auch weniger Arbeitsstunden leisten zu müssen. "Dadurch reduzieren wir zwar auch die Angebote. Aber die kulturelle Vielfalt ist nicht gefährdet." Formell werde ihr zufolge der umstrittene Aufsichtsratsbeschluss nicht aufgehoben. "Er wird nur umgesetzt", so Szabados.

Genau dies, eine Aufhebung des Aufsichtsrats-Beschlusses, wollten zuvor die Grünen mit einem Antrag erreichen. Sie strebten damit auch ein klares Bekenntnis des Parlaments für den Erhalt des Thalia an. Auch die Fraktion Mitbürger / Neues Forum plädiert für einen Fortbestand des Theaters. Ihr Antrag zielte darauf ab, eine Auslagerung der Bühne aus der Kultur GmbH zu prüfen. Beide Vorstöße verfehlten deutlich eine Mehrheit. Damit signalisierte der Rat, die Entscheidungskompetenz in erster Linie beim Aufsichtsrat der Kultur GmbH zu sehen. Außerdem wurde deutlich, dass die meisten Räte zwar den Erhalt von Theater-Angeboten für Kinder ausdrücklich wünschen. Eine Integration der Sparte etwa in die Kulturinsel und eine Aufgabe des Standorts Thalia fände aber auch Befürworter.