Halle-Süd: Halle-Süd: Grundstein für erste Nichtraucher-Wohnanlage gelegt

Halle (Saale) - Am Rande einer Grundsteinlegung wird üblicherweise, bei einem Gläschen Sekt, auch die eine oder andere Zigarette geraucht. Bei der Grundsteinlegung für das „Schwalbennest“ an der Elsa-Brändström-Straße klickten hingegen nirgends Feuerzeuge. Kein Wunder: Die Wohnungsgenossenschaft Halle-Süd legte den Grundstein für die erste Wohnanlage Deutschlands für Nichtraucher.

Anfang 2016 soll die kleine Anlage mit 33 Wohnungen bezogen werden. Weder in der Wohnung noch auf dem Balkon darf dort später geraucht werden. Dies soll in einem Zusatz zum Mietvertrag festgelegt werden. Nach zweimaligem Verstoß soll eine Kündigung möglich sein. Auch Besucher dürfen nicht rauchen, sie müssten auf ein begrüntes „Raucherplätzchen“ ausweichen.

Das Projekt hatte bundesweit für Diskussionen gesorgt: Dies sei Gesundheitsdiktatur und mietrechtlich überhaupt nicht durchsetzbar, hieß es oft. „Ich glaube, in zehn Jahren regt sich darüber überhaupt niemand mehr auf“, sagte Siegfried Ermer bei der feierlichen Grundsteinlegung. Auch die Rechtsprechung werde sich weiterentwickeln. Der Chef des deutschlandweit aktiven Nichtraucher-Vereins „Pro rauchfrei“ hat das neuartige Projekt in Halle mitinitiiert. „Ich glaube aber gar nicht, dass da eigens eine Rechtsprechung notwendig ist. Denn alle Mieter verzichten ja bewusst aufs Rauchen“, sagte Martina Beßler vom Vorstand der kleinen Wohnungsgenossenschaft.

Wegen der Nichtraucher-Debatte fänden die anderen umweltfreundlichen Aspekte der Anlage kaum Beachtung, wie Erdwärme-Energie oder Photovoltaik auf dem Dach. In der Tiefgarage werde es außerdem etwa eine Tankstelle für Erdgasautos geben.

WG-Prokuristin Susanne Rackwitz wies bei der Grundsteinlegung darauf hin, dass das Interesse an Deutschlands erster Nichtraucherwohnanlage ungebrochen sei. „140 Bewerber stehen inzwischen auf der Warteliste. Uns liegt sogar eine Anfrage zur Kooperation zum Bau einer zweiten Nichtraucher-Wohnanlage vor.“ (mz)