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Halle Halle: Stadt verärgert Pächter

Von INES KRAUSE 14.06.2010, 19:36

HALLE/MZ. - Seine Garage ist für Frank Becker mehr als nur ein Platz, an dem er sein Auto abstellen kann. "Ich nutze sie als Werkstatt, und ich habe in den vergangenen Jahren viel in ihre Einrichtung investiert", sagt der Hallenser, der zugleich als Vorstand des Garagenvereins in der Seebener Straße an der Ecke zur Mötzlicher Straße in Trotha agiert. Doch zum Monatsende müssen Frank Becker und mit ihm 53 andere Pächter von ihren Garagen Abschied nehmen, und das, obwohl sie ihnen gehören. Der Grund: Sie stehen auf städtischem Gelände und die Stadt hat die Pachtverträge gekündigt.

Rechtlich gibt es daran nichts zu deuteln, dennoch fühlen sich die Garagenbesitzer von der Stadt im Stich gelassen. Denn sie fordert außerdem die Räumung des Grundstücks und bürdet die Kosten für den Abriss der Garagen ihren Besitzern auf. Viele von ihnen sind Rentner. Die entstehenden Kosten sind für sie ein herber Schlag. "Wir fühlen uns quasi doppelt enteignet, denn wir verlieren unsere Garagen und müssen auch noch dafür bezahlen. Diese Vorgehensweise der Stadt hat bei uns Frust, Enttäuschung und Unverständnis hervorgerufen", sagt Frank Becker, der zugleich die schlechte Informationspolitik der zuständigen Behörden moniert.

Die Garagenbesitzer sind nicht die einzigen, denen das Vorgehen der städtischen Behörden in diesem Fall gegen den Strich geht. Auch die Anwohner sind verärgert. Denn der Garagenkomplex soll einem Einkaufsmarkt Platz machen, den der neue Besitzer des Grundstücks dort bauen will. "Doch trotz mehrfacher Nachfragen beim Umweltamt und beim Bürgerbüro der Stadt will uns niemand Auskunft zum Umfang der geplanten Bebauung geben", sagt Waltraud Schmidt aus der Mötzlicher Straße. Auch ob und inwieweit der Baumbestand auf dem Garagenkomplex gefährdet ist, konnte ihr und den anderen besorgten Anwohnern bisher niemand sagen. "Diese Bäume sind auch ein Stück Lebensqualität für uns", sagt die Frau, die direkt gegenüber dem Garagenkomplex wohnt. Zugleich, so meinen Anwohner und Garagenbesitzer, werde in Trotha kein weiterer Einkaufsmarkt benötigt. Alle gemeinsam fühlen sich ungenügend informiert und schlicht nicht ernst genommen.

In der städtischen Pressestelle sieht man das anders. "Bei den Pachtverträgen der Garagenbesitzer handelt es sich um privatrechtliche Verträge. Deshalb ist es nicht notwendig, die Bürger zu beteiligen", sagt Sprecherin Ria Steppan. Doch warum die Anwohner von der Stadtverwaltung bisher keine Antworten auf ihre Fragen erhalten haben, konnte dort bisher niemand sagen.