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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Solbad Wittekind ist ein Ladenhüter

Von HEIDI JÜRGENS 17.04.2011, 18:16

Halle (Saale)/MZ. - Ein trauriges Jubiläum steht 2011 im Solbad Wittekind an: Seit 20 Jahren verfällt das einstige Kleinod mit Badehaus, Brunnen, Gesellschaftshaus und Park, das im Oktober 1991 der Stadt übertragen wurde. Bis heute ist es nicht gelungen, einen Investor zu finden, der Gebäude und Park erhält und bewirtschaftet.

Das Wittekind ist zum Ladenhüter verkommen. Während in der Umgebung - in der Kurallee, der Frieden- und der Wittekindstraße - herrschaftliche Villen restauriert und Mietshäuser saniert wurden, ist das einst so anziehende Wittekind-Gelände zu einem Schandfleck geworden. Die Bausubstanz bröselt immer mehr, teils mussten Gebäude vernagelt werden, der einst so gepflegte Park verwildert. Ausschreibungen hat es in all den Jahren gegeben, unterschiedliche Verträge und Nutzungsvorstellungen und am Ende immer wieder Pleiten.

Gibt es dennoch Hoffnung? Nach Meinung von Stefan Jaeger, Referent im Wirtschaftsdezernat der Stadt, durchaus. "Mehrere private Investoren haben seit dem Vorjahr wieder Interesse am Erwerb des Solbades gezeigt, deshalb ist entschieden worden, es öffentlich zum Kauf anzubieten", sagt er. Seit März läuft deshalb eine Ausschreibung. Ziel sei es, so Jaeger, "das historische Gebäudeensemble zu erhalten und wieder einer Nutzung zuzuführen".

Und wie ist bisher die Reaktion auf die Ausschreibung? Genaue Zahlen nennt der Referent nicht, aber er spricht von "regem Interesse". Angaben zu Interessenten macht er ebenfalls nicht - auch nicht zu eventuellen Nutzungsideen. "Noch ist bis Ende Juni Zeit", sagt er.

Mehrere Interessenten aus Halle sind in den vergangenen Wochen ins Spiel gebracht worden: der Stadtinselverein, die Bartholomäus-Gemeinde, die Villa Jühling und der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) mit seinem Familienzentrum.

"Völliger Blödsinn", sagt Stadtinsel-Vereinschef Berthold Krause. "Wir kämpfen um Förderung fürs laufende Jahr." Eine Teilnutzung als Mieter in einem sanierten Wittekind-Areal sei denkbar - allerdings "immer eine Frage des Preises". Bartholomäus-Pfarrer Rainer Katzmann bestätigt, dass "wir Interesse hatten, hier unseren Kindergarten unterzubringen - aber das ist lange vom Tisch". Als Käufer oder Investor hätte die Kirchgemeinde ohnehin nicht auftreten können - allenfalls als Mieter. So etwas könnte man sich auch beim CVJM vorstellen, jedoch "nur zu einem ganz kleinen Teil", heißt es dort. Von der Villa Jühling gab es keinen Kommentar.

Eine klare Absage erteilte mittlerweile der Verein Riesenklein seinen Wittekind-Plänen. "Das wäre nur mit hoher öffentlicher Förderung aus verschiedenen Quellen möglich gewesen und das hat sich zerschlagen", sagt Geschäftsführerin Susanne Horn. Die wie andere aber auch davon gehört hat, dass es "einen sehr ernsthaften Interessenten geben soll".

Nach MZ-Informationen soll es sich dabei um Lutz Rademacher, Chef einer halleschen Hausverwaltungsfirma, handeln, der das historische Ensemble herrichten und vermieten könnte. Rademacher will sich dazu nicht äußern: "Ich werde dies weder bestätigen noch dementieren", sagt er.

Im Wirtschaftsdezernat geht man davon aus, dass es dieses Mal mit einem Investor klappt. Und wenn nicht? Was macht die Stadt dann mit ihrem "Ladenhüter Wittekind"? Wird alles abgerissen oder von allein zusammenfallen? Darüber will Stefan Jaeger nicht spekulieren. "Auf keinen Fall wird das Wittekind abgerissen und ein Supermarkt hingebaut", sagt er. "Schließlich handelt es sich um ein Denkmal." Im Blick auf das Interesse an der Ausschreibung rechne man mit einem Erfolg der Aktion. "Wir sind guter Dinge", sagt der Referent. Was ein Investor vom Wittekindbad erhalten müsse oder was er verändern könne, das müsse dann abgesprochen werden, so Jaeger.