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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Aus dem Büro auf den Traktor

Von JAN MÖBIUS 12.08.2011, 20:03

SALZATAL/MZ. - Viel Zeit hat Thomas Otto nicht. Gerade mal für einen Kaffee reichen die wenigen freien Minuten, die er momentan hat. Die Ernte muss rein. Der Mähdrescher ist bereits unterwegs. Ein kurzes Gespräch mit seiner Schwester Katrin Mertens, die ein Café auf dem Familienhof Gut Trebitz betreibt, muss genügen. Dann geht es weiter - wieder raus aufs Feld, das direkt in der Saaleaue liegt. Dennoch: "Auch wenn es manchmal stressig ist, möchte ich das alles hier nicht missen. Ich liebe das Landleben und das Leben am Fluss", sagt der 42-Jährige.

Gut Trebitz ist fest in Familienhand. Und das seit den 30er Jahren. "Zu DDR-Zeiten durften wir aber keine private Landwirtschaft betreiben", erklärt Thomas Otto. Das ist erst nach der Wende wieder möglich geworden. "Ich habe mich damals erkundigt, was auf uns zukommt und dann eine Ausbildung zum Landwirt gemacht." Zuvor hatte Thomas Otto einen Bürojob. "Ich bin praktisch vom Schreibtisch auf den Traktor gewechselt." Den konnte er freilich als Kind schon fahren. Denn der hoch geschossene Mann ist auf dem Hof aufgewachsen.

Heute bewirtschaftet er gut 200 Hektar Land. Weizen, Gerste und Raps baut er in der Saaleaue an. Unterstützt wird er dabei unter anderem von Schwager Reinhard Mertens, der im Familienunternehmen angestellt ist. Auch Sohn Aaron Otto mischt mittlerweile auf den Feldern mit. Der 13-Jährige darf dort unter Aufsicht fern von den Straßen sogar schon selbst mit Traktor und Pflug fahren.

Die Lage direkt an der Saale macht die Arbeit der Landwirte schwierig. "Nach dem Hochwasser im Januar hatten wir enorme Probleme", erinnert sich Thomas Otto, der in Trebitz auch den Winterdienst übernommen hat und sich mit Traktor und Mäher um die öffentlichen Grünflächen kümmert. Der Ort war von der Außenwelt abgeschnitten, die Ackerflächen waren völlig überschwemmt. "Dann hat uns das andere Extrem getroffen. Zehn Wochen gab es keinen Regen", so der Landwirt. Den Kopf will Thomas Otto deswegen aber nicht hängen lassen: "Wir sind mit der Ernte relativ zufrieden." Um den Ertrag mit dem besten Gewinn verkaufen zu können, studiert der Bauer sogar jeden Morgen die Börsenberichte. "Das gehört heute nun mal zur Landwirtschaft dazu."

Bei der Grünflächenpflege kann Thomas Otto übrigens auf tierische Unterstützung setzen. Eine Herde von 25 Highland-Rindern grast gemütlich auf den weiten Streuobstwiesen, die Trebitz umgeben. Mit denen kann der Bauer hin und wieder schon mal in der Saale angetroffen werden. "Wenns klappt, baden wir zusammen im Fluss."

Gut Trebitz ist aber nicht nur ein reiner Landwirtschaftsbetrieb. Im Hof-Café hat Thomas Ottos Schwester Katrin Mertens das Sagen. In einem ehemaligen, stilvoll umgebauten Stall bietet sie seit acht Jahren selbst gebackenen Kuchen an. Für die gutbürgerliche Küche ist ein weiteres Familienmitglied zuständig: Der 22-jährige Christoph Mertens schwingt in der Küche den Kochlöffel. Vor allem für die kleinen Gäste gibt es auf dem Hof viel zu erleben. Während Mama und Papa es sich im Biergarten gut gehen lassen können, wartet auf die Jüngsten sogar ein kleiner Streichelzoo. Wer die Nähe zum Fluss etwas länger genießen und die langen Wanderwege entlang der Saale erkunden möchte, kann sich auf Gut Trebitz auch einmieten. Insgesamt 16 Betten in sechs Zimmern werden in der Pension angeboten.