Halle Halle: Reif für Hollywood
Halle (Saale)/MZ. - Nicht zu hoffen, ja nicht einmal davon zu träumen, hatten sie gewagt. Die Oscar-Nominierung, die an diesem Dienstag der halleschen Filmproduktionsfirma "Schmidtz Katze Filmkollektiv" für ihren Streifen "In Darkness" ins Haus geflattert war, kam für deren drei Inhaber so überraschend wie Blitzeis im August. "Wir wollten zwar immer Großes schaffen", sagt Steffen Reuter, "aber dass es so was Großes wird, ist wahnsinnig toll."
Nun, da die deutsch-kanadisch- polnische Koproduktion im Rennen für den sogenannten Auslandsoscar ist, sind auch bei "Schmidtz Katze" Hoffnungen auf den Goldjungen geschürt. "Man munkelt, dass es unter den nominierten Filmen, drei Favoriten gibt: darunter unserer", verrät Reuter.
Zusammen mit Patrick Knippel und Leander Carell gründete der gebürtige Berliner, der heute in Halle wohnt, 2003 die Filmproduktionsfirma "Schmidtz Katze". Die drei lernten sich in der Saalestadt kennen, in der sie zu der Zeit unterschiedliche Filmprojekte realisierten. "Schnell haben wir gemerkt, dass wir aus einem Holz geschnitzt sind", erinnert sich Reuter. Denn Kino sei für sie alle zu allererst ein emotionales Erlebnis, erst danach komme der intellektuelle Aspekt. "Hochwertigen Mainstream wollen wir machen", erklärt Reuter, der ebenso wie Carell und Knippel, Eigentümer des Unternehmens ist.
Während Reuter seinen Kollegen Carell als großartigen Networker beschreibt, der sowohl im Marketing und Vertrieb als auch im Online-Bereich zu Hause ist, charakterisiert er Knippel als einen extrem verhandlungsstarken Manager mit umfassendem wirtschaftlichen Know-how. "Ich selbst bin der kreative Kopf von uns dreien. Unter anderem habe ich Schauspiel studiert und als Storyboard-Zeichner gearbeitet", sagt Reuter. "Ein großer Bestandteil unseres Erfolges ist auf jeden Fall die Teamarbeit", sagt er. "Wir ergänzen uns einfach sehr gut."
Vor der Gründung von "Schmidtz Katze" hatte jeder der Partner bereits Erfahrungen in der Filmbranche und mit der Selbstständigkeit gemacht. Sie hatten ihr Lehrgeld bereits bezahlt, wie es Reuter ausdrückt. Die folgenden Jahre waren mitunter ein Auf und Ab. Je größer die Projekte wurden, umso größer waren auch die Budgets - und damit die finanziellen Risiken für jeden Einzelnen. Doch bald zahlten sich Mut und Durchhaltevermögen aus und das Trio gewann das Vertrauen von Investoren und Filmverleihern. 2007 gründeten sie ein weiteres Unternehmen: Nowtilus. Vergangenes Jahr verkauften sie die erfolgreiche Tochterfirma.
Mittlerweile zählt "Schmidtz Katze" insgesamt acht Mitarbeiter an den beiden Standorten. Die Firma produziert für den deutschen und den internationalen Markt. 16 realisierte Filmprojekte haben das Unternehmen als Marke etabliert. "In Darkness" ist bereits das dritte Projekt im siebenstelligen Bereich, das die Firma produziert hat. "In Branchenkreisen nennt man das ein höheres Budget", erklärt Reuter. Für diesen Film konnte sogar Sony Classic, gewonnen werden, um den Streifen in Amerika in die Kinos zu bringen.
Das könnte ein gutes Ohmen für die Oscar-Verleihung am 26. Februar in Los Angeles sein, schließlich brachte der amerikanische Riese einst auch den Oscarpreisträger "Das Leben der Anderen" auf die Leinwand.
Und wer fliegt von dem halleschen Trio in vier Wochen zur Preisverleihung über den Teich? Steffen Reuter muss gar nicht überlegen: "Na, alle drei - natürlich!"