Halle Halle: Plan B für die Reilsche Villa
HALLE/MZ. - Nach neuen Plänen soll in das historische Prachthaus, das einst der hallesche Mediziner Johann Christian Reil (1759 bis 1813) bauen ließ, stattdessen ein Kindergarten oder eine Schule einziehen.
Dabei gab es vor genau einem Jahr noch ganz andere Pläne. Die Zoo Halle GmbH, deren Gesellschafterin die Stadt ist, hatte zum Oktober 2009 ihre gesamte Gastronomie neu ausgeschrieben. Eingeschlossen in das Paket war neben den Biergärten bei den Bären und Bergterrassen erstmals auch der Gaststättenbetrieb der Reilschen Villa. Das Problem: Die begonnene Sanierung des Gebäudes ist bis heute nicht beendet. Rund zwei Millionen Euro fehlen, um den Innenausbau abzuschließen. Deshalb wurden bei der Ausschreibung der Gastronomie auch Bedingungen gestellt. Der künftige Wirt sollte demnach rund eine halbe Million Euro in das Domizil mitinvestieren.
Laut Halles Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann haben sich fünf Gastronomen auf die Ausschreibung hin beworben. Aber kein einziger sei bereit oder wirtschaftlich in der Lage gewesen, diesen geforderten Zuschuss zu leisten. Danach war die Sache eigentlich schon vom Tisch. Denn eine Wirtschaftlichkeits-Berechnung ergab, dass der Zoo ohne einen Investor die Sanierung nicht stemmen kann.
"Jetzt geht es um alternative Finanzierungskonzepte", sagt Neumann. Eine Schule oder ein Kindergarten könnte als PPP-Projekt (Projekte in öffentlich-privater Partnerschaft) realisiert werden. Bereits in der nächsten Aufsichtsratssitzung der Zoo GmbH im Oktober werde man diesen Weg den Gesellschaftern vorstellen.
Im Zoo ist man völlig überrascht von den neuen Plänen für eine Kita oder Schule. Schließlich hoffte vor allem Zoodirektor Andreas Jacob auf eine attraktive, hochwertige Zoo-Gastronomie mit Biergarten. Daran knüpften sich große Erwartungen, zusätzliche Besucher anzulocken. Auch Zoo-Verwaltungsleiter Friedrich Knorpp lässt seine Enttäuschung über den plötzlichen Kurswechsel durchblicken, räumt dann aber ein: "Wenn sich kein Gastronom findet, müssen wir Plan B akzeptieren."
Chancen sieht er aber auch darin. So könne man mit einer Schule oder Kita zumindest die kinderpädagogischen Angebote des Zoos erweitern. Pläne dieser Art gab es schon einmal 2008, als der Zoo auf dem Gelände des Wittekind-Solbads ein Zoo-Kindermuseum sowie eine Kindertagesstätte eröffnen wollte. Fünf Millionen Euro sollten dort investiert werden. Doch das ambitionierte Projekt scheiterte kläglich, weil der Zoo damals keine Fördermittel erhielt.