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Halle Halle: Picknick voller Romantik

Von Felix Knothe 01.07.2012, 17:15
Klassik-Picknick auf der Peißnitz-Insel in Halle
Klassik-Picknick auf der Peißnitz-Insel in Halle Archiv/THOMAS MEINICKE Lizenz

Halle (Saale)/MZ. - Sogar die Wetterdienste hatten mitgespielt. Wüste Unwetter mit Hagel waren für Sonnabendnachmittag angesagt worden. Nichts ist romantischer als eine Idylle mit heraufziehendem Unheil am Horizont.

Das Unheil blieb aus, dem Happy-End der Orchestersaison der Staatskapelle Halle beim Klassik-Picknick auf der Peißnitz stand also erst recht nichts im Wege, und die Romantik war Programm.

Mehrere Hundert Hallenser und ihre Gäste hatten sich bei strahlendem Sonnenschein mit Decken, Campingtischen und Picknickkörben auf zur Peißnitzbühne gemacht, so wie Sylvia und André Schulz mit ihren Berliner Gästen Gerd und Irene Rauhöft. "Wir wollen einfach die klassische Musik genießen und dabei im Freien sitzen", sagt André Schulz. Für Irene Rauhöft kam in Halle durchaus Waldbühnen-Charme auf.

Extravagant gestalten Sabine und Jochen Burnus aus Hohenweiden seit Jahren ihr Klassik-Picknick. Mit großer Picknickdecke, Silberbesteck, Hähnchenschenkeln, Käseoliven und Schichtsalat. Gereicht wurde ihren zwölf Gästen - die Damen mit elegantem Hut - Prosecco und Aperol Sprizz. "Wenn wir hier schon Kultur im Freien genießen, dann wollen wir auch ein bisschen Kultur auf die Decke bringen", meint Jochen Burnus. Sabine Burnus ergänzt: "Das hier ist eine schöne Gelegenheit, zusammenzukommen und mit Stil und Contenance den Nachmittag zu verbringen."

Da wehte ein Hauch des romantischen 19. Jahrhunderts, das auch musikalisch im Mittelpunkt stand. Zunächst begann quasi als Vorband der Staatskapelle das eigens für das Picknick ins Leben gerufene Quartett "Adolphi & Die hallesche Streicheleinheit" rund um Allround-Musiker Klaus Adolphi mit eigenen Kompositionen und Arrangements deutscher Lieder der Romantik, aber auch schottischer und irischer Weisen.

Die Staatskapelle unter Dirigent Andreas Henning wartete dann mit den Größen der klassischen Romantik auf, Richard Wagner und Antonín Dvorák. Ausgerechnet Wagner, der durch die Ring-Inszenierung am Opernhaus aus Halle derzeit nicht wegzudenken ist. Durch Ouvertüren, Arien und Liedern aus den Meistersingern, Lohengrin und Tannhäuser sollte wohl das Thema Wagner auf lockere Art gehalten werden, ehe dann 2013 der Abschluss des Rings und die Gesamtaufführung anstehen. Überhaupt war der Auftritt der Staatskapelle im Grünen ausgesprochen entspannt - Picknick-Atmosphäre eben. "Lautes Schmatzen und Schlürfen ist heute während des Musikvortrags ausnahmsweise erlaubt", scherzte Henning.

Und wirklich: Knallende Sektkorken, übersprudelnde Wasserflaschen und sogar der sonst verpönte Applaus zwischen den Sätzen der neunten Sinfonie von Antonin Dvorák störten die Peißnitzromantik ebenso wenig wie der laut tutende Peißnitzexpress, der sich mit den Posaunen locker messen konnte.