Halle Halle: Peißnitz wird wiederbelebt
Halle (Saale)/MZ. - Der Sonnenschein lockte am Mittwoch wieder reichlich Spaziergänger und sogar einen Angler auf die Peißnitzinsel. Doch das gute Wetter konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Halles grüne Oase, die durch das jüngste Saalehochwasser arg in Mitleidenschaft gezogen worden war, derzeit noch einen traurigen Anblick bietet: Wege sind mit Schlammresten überzogen, in Sträuchern und Büschen hat sich Treibgut verfangen, außerdem haben die Fluten in den Gebäuden auf der Peißnitzinsel und an der Parkeisenbahn zum Teil verheerende Schäden angerichtet (die MZ berichtete). In Zahlen können die vom Rathaus noch nicht benannt werden. Dutzende Mitarbeiter der Stadt sind aber inzwischen vor Ort, um erste Aufräumarbeiten anzugehen. Wann aber wird wieder Normalität einkehren? Und welches Ausmaß haben die Schäden? Die MZ machte sich am Mittwoch selbst ein Bild vom Grad der Zerstörung.
1 Baschkirischer Spielplatz: Der Weg dorthin war für Mütter und Väter mit ihren Kinder in den vergangenen Tagen und auch am Mittwoch vergebens. Die auch als Holzspielplatz bekannte und beliebte Freizeitanlage hinter dem Peißnitzhaus ist noch immer gesperrt. Die Geräte sind mit Schlamm bedeckt und müssen gereinigt sowie wichtige Sicherheitseinrichtungen, etwa ein Fallschutz, sogar komplett ausgetauscht werden. Außerdem soll vor der Wiedereröffnung die Statik der Spielgeräte überprüft werden. Das gilt im übrigen auch für alle anderen Kinder-Freizeiteinrichtungen auf der Peißnitz. Dazu zählen die Spielplätze "Seilzirkus" und der an der Steinmühle.
2 Planetarium und Peißnitzhaus: Beide Einrichtungen standen im Januar mittendrin in den Fluten. Aber: Die Schäden sind längst nicht so hoch, wie befürchtet. So sagte Norbert Böhnke, Referent im Sozialdezernat der Stadt, dass etwa das Planetarium in den kommenden Tagen wieder den Betrieb aufnehmen kann. Die neuen Stühle sind intakt, der Sternenprojektor funktioniert. Techniker der Firma Zeiss Jena haben ihn bereits unter die Lupe genommen. Noch aber laufen die Lüfter, um die Mauern trocken zu bekommen.
Optimistisch schaut man auch beim Peißnitzhaus-Verein in die Zukunft. Zwar muss an den Kolonnaden kräftig Hand angelegt werden (Arbeitseinsatz am Samstag, 12. Februar, ab 10 Uhr). Das Gebäude selbst aber hat kaum Schäden davon getragen. Denn als es 1890 projektiert wurde, hat man die Hochwassergefahr bereits beachtet und das Haus deshalb auf Gewölbestützen gebaut.
3 Freilichtbühne: Von außen kaum sichtbar sind die Hochwasserschäden an der Feilichtbühne, die mitten auf der Peißnitz steht. Doch es gibt sie auch dort, wie Detlef Stallbaum, Leiter des städtischen Kulturbüros, der MZ bestätigte. Betroffen sind die Heizung in den Nebengebäuden und die Elektrik. Dabei handelt es sich aber nur um kleinere Schäden, die zum Teil bereits beseitigt wurden. Aber auch die Fußböden und der Putz an den Wänden sind vom Wasser nicht verschont geblieben. Die Reparaturen sollen jedoch so schnell wie möglich erfolgen. Denn: Zur Eröffnung der Spielzeit Anfang Mai, so der Plan der Stadt, soll die Freilichtbühne wieder uneingeschränkt nutzbar sein.
4 Brücke von der Eissporthalle zur Peißnitzinsel: Der Übergang ist weiterhin für Fußgänger gesperrt. Noch ist völlig unklar, welche Schäden das Hochwasser an der ohnehin desolaten Brücke angerichtet hat. Das Bauwerk soll in den kommenden Tagen untersucht werden - von einem Boot aus, wenn es der Pegel zulässt. Denn der Wasserstand schwankt noch immer. Wann und ob die kleine Brücke - eine der wichtigsten Verbindungen von Neustadt zur Peißnitz - wieder freigegeben wird, ist nach wie vor offen. Oder wird der für das kommende Jahr geplante Abriss und Neubau des Übergangs nun vorgezogen?
Dazu konnte die Stadtverwaltung noch keine konkrete Auskunft geben. Fest steht aber seit langem, dass die Peißnitzbrücke bereits seit Jahren ein Sicherheitsrisiko ist, weil sie von Pilzen zersetzt wird. Experten im Rathaus haben bereits im vergangenen Jahr gesagt, dass das Bauwerk nicht zu retten ist. Deshalb wurde die Nutzung mit Gittern eingeschränkt, die äußeren Bereiche sind seit langem gesperrt. Für einen Neubau fehlte der Verwaltung bisher aber das nötige Geld. Das Hochwasser könnte der Brücke nun schneller den Rest gegeben haben, als es dem Rathaus lieb ist.
5 Universitätssportzentrum: Eine Spur der Verwüstung zieht sich auch durch das Uni-Sportzentrum. Zaunelemente sind eingefallen, Heizung und Sanitäranlagen beschädigt, im Außengelände ist die Sprunganlage in Mitleidenschaft gezogen worden. "Wir haben noch keinen Überblick", sagt Rolf Graubner vom Uni-Sportzentrum. So habe die Strömung vermutlich auch die Tennisplätze ausgewaschen. Doch um das feststellen zu können, müsse erst der Schlamm austrocknen. Graubner und seine Kollegen hoffen, dass es gelingt, die Schäden bis zum Saisonstart zu beheben. Dann wird das Areal dringend wieder für die Ausbildung gebraucht.