Halle Halle: Parkplatz-Chaos ohne Ende

Halle (Saale)/MZ. - Parkplatzsuche in der Humboldtstraße im halleschen Paulusviertel: Die Autos stehen am Straßenrand Stoßstange an Stoßstange. Keine Lücke ist frei. Zudem behindern sich entgegenkommende Fahrzeuge in der engen Gasse, die zwischen den parkenden Autos bleibt. Das gleiche Bild in der Hardenbergstraße und in der Schleiermacherstraße. Ah, dort ist was frei! Pustekuchen. In der vermeintlichen Lücke steht bereits ein Motorrad, das hinter den Autos nicht zu sehen war. Es ist zum Verzweifeln! Immer wieder geht es ums Häuserkarree herum. Ein Stellplatz ist nicht zu finden. Das ist der bittere Alltag der Paulusviertel-Bewohner. Aussichten auf Besserung? Fehlanzeige. Die Situation wird sich sogar noch zuspitzen.
Denn mit dem geplanten Ausbau des ehemaligen Regierungspräsidiums in der Willy-Lohmann-Straße zu einem Wohnkomplex und den mit diesem Projekt verbundenen Neubauten sollen insgesamt 130 neue Wohnungen entstehen. Die neuen Bewohner werden etliche Pkw mit ins Viertel bringen. Und obwohl Teil des 20-Millionen-Euro-Vorhabens auch eine Tiefgarage ist, räumt Halles Planungsdezernent Uwe Stäglin ein: "Der Neubau wird die Parkplatzsituation nicht entspannen."
Der Ressortchef muss zudem eingestehen, dass es im Rathaus keinerlei Pläne gibt, dem Stellplatzchaos zumindest entgegenzuwirken. "Wir sind noch dabei, nach Lösungen zu suchen", sagte Stäglin. Die Überlegungen, die bislang im Raum stünden (Parkraumbewirtschaftung, Einrichtung von Kurzzeitparkplätzen) überzeuge ihn noch nicht. "Damit gebe ich mich nicht zufrieden. Wir müssen schon noch schauen, wo wir Hebel ansetzen können." Wann mit einem Konzept zu rechnen ist, dazu wollte er sich nicht festlegen. "Unser Hauptproblem bei den Parkplätzen ist der Mangel an Flächen im Paulusviertel. Es kommt da auch nichts hinzu", so Stäglin.
Parkhaus trotzdem kaum belegt
Im Paulusviertel leben knapp 12 000 Menschen. Rein statistisch verfügt in Halle etwa jeder dritte Einwohner über einen Pkw, das wären für das Paulusviertel 4 000 Autos. Ein Stellplatzbedarf, der bei weitem nicht gedeckt werden kann. Genaue Zahlen konnte die Stadt auf Nachfrage nicht vorlegen.
Doch während im Paulusviertel Pkw teilweise schon auf die Gehwege gestellt werden, steht das vollautomatische Parkhaus in der Franz-Andres-Straße am Rande des Viertels seit kurzem leer. Erst 2007 war die zwei Millionen Euro teure Anlage mit 124 Stellflächen eröffnet worden. "Die Garage war nur zu 30 Prozent ausgelastet", beklagte Stefan Zorn, Chef der Betreiberfirma. "Dadurch hatten wir nicht mehr genug Einnahmen, um das Parkhaus weiter zu betreiben." Zorns Firma hat Insolvenz angemeldet. Nun suche er nach einem finanzstarken Partner, um die Garage weiter betreiben zu können. Billig waren die Plätze in der Garage mit 75 Euro pro Monat freilich nicht. Zorn beteuerte, dass der Preis nicht gesenkt werden konnte, weil die Kosten sonst nicht gedeckt worden wären. "Das Paulusviertel ist wie kein zweites Viertel zugeparkt. Trotzdem sind die Leute nicht bereit, auch mal 100 bis 150 Meter von der Wohnung bis zum Auto zu laufen", so Zorn. Zudem wachse die Zahl von Parkplätzen auf provisorisch hergerichteten Abrissgrundstücken.
Ungeliebte Provisorien
Angesichts der Parkhaus-Pleite ist Dezernent Stäglin skeptisch, dass weitere Garagen in Häuserlücken eine Lösung wären. So hatten sich auch entsprechende Pläne eines Investors in der Hollystraße zerschlagen. Garagen, die mit einer ansehnlichen Fassade versehen werden könnten, wären dem Dezernenten aber ganz lieb: "Zu viele Parkflächen in Häuserlücken sind nicht im Sinne der Stadt."