1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Halle-Neustadt: Halle-Neustadt: Tödlicher Unfall nach drei Jahren verhandelt

Halle-Neustadt Halle-Neustadt: Tödlicher Unfall nach drei Jahren verhandelt

Von Silvia Zöller 15.01.2013, 18:49

Halle (Saale)/MZ. - Es war am Sonntag, 15. November 2009: Der sieben Jahre alte Florian wollte zusammen mit seiner Mutter, einer Bekannten und deren Kindern die Straße an einem Fußgängerüberweg an der Albert-Einstein-Straße in Neustadt überqueren. Doch ein Pizzabote sah den Jungen offenbar zu spät und erfasste das Kind. Der Junge wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert und starb unmittelbar nach dem Unfall an seinen schweren Verletzungen. Ab Mittwoch muss sich der damals 22-jährige Fahrer des Autos vor dem Amtsgericht Halle verantworten: Auf fahrlässige Tötung lautet die Anklage.

Mehr als drei Jahre nach dem Unfall will sich auch die Mutter des Jungen den schrecklichen Erlebnissen stellen - sie tritt als Nebenklägerin in dem Prozess auf. "Ich habe immer versucht, das alles weit weg zu schieben", sagt die heute 26-Jährige. Aber mit dem Prozessauftakt kommt alles wieder hoch in der jungen Frau, die Florian zur Welt gebracht hatte, als sie selbst 15 Jahre alt war. Um alles zu vergessen, ist sie aus Halle weggezogen und lebte ein Jahr in Berlin, wo ihr Vater wohnt. Doch ihrer sechsjährigen Tochter zuliebe zog sie wieder nach Halle zurück: "Aber ich fühle mich hier unwohl, weil ich in der Nähe des Unfallortes gewohnt habe", sagt sie. Demnächst will sie mit ihrem Lebensgefährten, mit dem sie noch einen gemeinsamen Sohn bekommen hat, in Eisleben zusammenziehen. "Ich denke auch heute noch viel an Florian. So oft ich es schaffe, besuche ich sein Grab."

Der Tod des kleinen Jungen löste damals eine Welle der Anteilnahme aus. Viele Hallenser zündeten Kerzen an der Unfallstelle an und legten Blumen nieder. Zahlreiche Spenden gingen bei dem MZ-Verein "Wir helfen" ein, um der jungen Mutter den großen Wunsch zu erfüllen: einen Grabstein für Florian. Doch den fertigte der Steinmetzbetrieb von Christian Matyus und Jens Mennicke kostenlos - auch die beiden hatte der Tod des Siebenjährigen tief berührt. Dennoch erhielt die 26-Jährige die Spendengelder und konnte so die schwierige Situation bewältigen.

Anwohner forderten nach dem Unfall mehr Sicherheit durch eine Ampel an dem Fußgängerüberweg. Doch die gibt es bis heute nicht. "Es hat an dieser Stelle seitdem keinen schweren Unfall mehr gegeben", sagt Polizeisprecher René Richter. Auch vor dem 15. November 2009 hatte die Polizei dort nur wenige Einsätze: Seit 2005 hatten die Beamten an dem Fußgängerüberweg drei Unfälle aufgenommen.

Dennoch war die Aufklärung des Zusammenstoßes schwierig. Zwei technische und ein gerichtsmedizinischer Gutachter werden in der Verhandlung gehört. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Florian noch leben könnte, wenn der Unfallverursacher die vorgeschriebenen 50 statt etwa 70 Stundenkilometer gefahren wäre.