1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Halle: Halle: Mit Feder-Boa und Bubikopf

Halle Halle: Mit Feder-Boa und Bubikopf

Von CLAUDIA CRODEL 03.02.2011, 19:36

Halle (Saale)/MZ. - Feder-Boa, Bubikopf, Schlangenledertasche, knielanges Hemdkleid verziert mit Pailletten, Stabperlen oder Seidenfransen - das gehörte zur modischen Ausstattung der Frau in den Goldenen Zwanzigern. Unter dem Titel "Veronika der Lenz ist da" präsentiert das Kunstforum der Stiftung Sparkasse in der Bernburger Straße gemeinsam mit dem Stadtmuseum eine Ausstellung, die einen Einblick in Mode und Lifestyle der 1920er Jahre gibt.

In den Großstädten pulsierte das Leben und die Menschen, ganz besonders die Frauen emanzipierten sich immer mehr von der durch Gehorsam und Strenge geprägten Kaiserzeit. Auch in Halle zeigte sich dieser Wandel. Man ging tanzen und zu rauschenden Partys, in eins der rund ein Dutzend Kinos oder ins frech-erotische Varieté-Theater. Dafür bedurfte es entsprechender Kleidung. "Es gab große Modehäuser wie ,Endepols & Duncker', ,Weddy & Pönicke', Freund oder das Modehaus Assmann. Zudem waren in Halle über 100 selbständige Schneiderwerkstätten angemeldet", beschreibt Stadtarchivar Ralf Jacob.

Im Kunstforum kann man nun in die Modewelt der Zwanziger eintauchen, kann sich mit der Alltagsmode und Sportbekleidung ebenso bekannt machen wie mit Unterwäsche und Festbekleidung. Waren vor dem Ersten Weltkrieg noch ein üppiger Busen, ausladende Hüften sowie Kleider mit Falten und Rüschen Kennzeichen der Modewelt, gab es nun einen ganz anderen Look, jugendlich frisch mit einfach-eleganten Schnitten: Die Taille rutschte hinunter bis auf Oberschenkelhöhe, der Rocksaum dagegen hinauf bis zum Knie. Eine durchweg schmale Silhouette dominierte nun die Mode. Passend dazu waren die Accessoires der Damen, die Hüte und Handtaschen. Auch weniger betuchte Menschen trugen die angesagten Kleidungsstücke. 70 Originalkostüme, 60 Modezeichnungen, etwa 100 Puderdosen und weitere 200 Accessoires hat die neue Schau im Kunstforum zu bieten. "Ein Kleidungsstück hatte zu dieser Zeit viel mehr Bedeutung als heute", sagt Josefine von Krepl, die im Modemuseum Schloss Meyenburg in Brandenburg eine der größten Privatsammlungen historischer Kleidungsstücke und Accessoires hat und eine der Hauptleihgeberinnen der Ausstellung ist. Jede Frau habe damals ein Tanzkleid gehabt, aber meist auch nur ein Sommerkleid und ein Winterkleid. Diese seien jedoch mit Bedacht ausgewählt gewesen. Die Puderdosen und das Kosmetikzubehör waren oft in aufwändigem Design gestaltet und spiegelten die gehobene Bedeutung von Kosmetik und Schönheitspflege jener Zeit wider.

Die im Kunstforum diesbezüglich gezeigten Gegenstände stammen zu einem großen Teil aus der privaten Sammlung von Sabine Bohle-Heintzenberg aus Berlin.

Vernissage am Sonntag um 15 Uhr. Die Schau ist bis 27. März zu sehen.