Halle Halle: Mit Bello an das Grab

Halle (Saale)/MZ. - Halles Friedhöfe - Orte des Gedenkens, des Trauerns, des Innehaltens. In Zukunft können die Angehörigen Verstorbener möglicherweise ihre Hunde dorthin mitnehmen. Zumindest gibt es in der CDU-Stadtratsfraktion Bestrebungen, das Hundeverbot, das auf den städtischen Friedhöfen gilt, aufzuheben oder zu lockern.
Gegenwärtig wird in den Stadtratsausschüssen die neue Friedhofsatzung beraten. CDU-Fraktionsmitglied Raik Müller kündigte am Montag an, dass er und seine Mitstreiter einen Pro-Hunde-Antrag einbringen wollen. "Für ältere Menschen, die nach dem Tod des Partners allein leben, sind Hunde oft der einzige soziale Bezugspunkt. Warum sollen sie ihre Hunde nicht mit auf den Friedhof nehmen dürfen?", sagte Müller, dessen Familie zwei Altdeutsche Schäferhunde hält. Voraussetzung müsse jedoch sein, dass die Vierbeiner an der Leine geführt und dass die Hunde keine Haufen hinterlassen würden.
Müller zufolge unterstütze die Mehrheit der 14-köpfigen CDU-Fraktion den Vorstoß. Allerdings haben die Christdemokraten damit in ein Wespennest gestochen. "Für mich ist das eine Horrorvorstellung, wenn ich an den Hundekot denke", sagte etwa Karamba Diaby (SPD) im Ordnungsausschuss. Dort lehnte auch die sachkundige Einwohnerin Marion Krischok (Die Linke) die Pläne ab: "Hunde haben auf Friedhöfen nichts zu suchen!" Am schärfsten argumentierte aber Müllers Parteikollege Werner Misch gegen den Vorschlag. Er ist einer der engagiertesten Kommunalpolitiker, wenn es um Friedhofsbelange geht. "Die Lockerung des Hundeverbots wäre das Schlimmste, was passieren könnte", sagte der 69-jährige. Hunde vertrügen sich nicht mit dem Gebot der Ehrfurcht gegenüber den Toten. Die Ruhe wäre durch mögliches Gebell vorbei. "Mancher wird seinen Hund - und sei es aus Versehen - frei herumlaufen lassen."
Die Verwaltung hat die seit 1993 geltende Friedhofsatzung überarbeitet, um neue gesetzliche Regelungen einzuarbeiten und im Trend liegende Beisetzungsarten wie naturnahe und Baumbestattungen anzubieten. Nach dem Entwurf soll am Hundeverbot festgehalten werden. Diese Regelung gilt auch auf Friedhöfen wie in Magdeburg, Dessau-Roßlau und Leipzig.
Der Unterstützung durch die Hundehalter kann sich die CDU gewiss sein. "Wir würden es begrüßen, wenn das Hundeverbot fällt. Gerade für ältere und alleinstehende Menschen wäre das gut", sagte Manuela Hanke von der Hundesportgemeinschaft Halle. Sie plädierte aber für Leinenzwang und die Einhaltung der Friedhofsruhe.
Dagegen rät Ordnungsdezernent Bernd Wiegand (parteilos) von einem Aus für das Hundeverbot ab. Die bisherige Regelung sei "praktikabel". "Es sind dadurch keine Zwischenfälle mit Hunden auf Friedhöfen aktenkundig." Bei Verstößen gegen das Hundeverbot drohten Strafzahlungen von bis zu 2 500 Euro.