1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Halle: Halle: Kein Geld für die Miete, Ärger mit dem Ordnungsamt

Halle Halle: Kein Geld für die Miete, Ärger mit dem Ordnungsamt

Von HEIDI JÜRGENS 09.08.2010, 18:10

HALLE/MZ. - Bei den Geschäftsleuten nahe der gesperrten Klausbrücke geht die Existenzangst um. Seit Beginn der Bauarbeiten bleiben bis zu 90 Prozent der Kunden aus. Die Umsätze brechen ein. Einige Händler haben ihre Läden zumindest zeitweise geschlossen. Manche können ihre Miete nicht mehr zahlen.

"Außer den Stammgästen kommt so gut wie keiner mehr", sagt Gabi Krzizak. Die Inhaberin der Gaststätte "Zum Salzwirker" ist ratlos. "Was soll ich machen, Laufkundschaft ist ja schon abgeschreckt, wenn sie die ganzen Sperrschilder sieht." Mit den Einnahmen, die ihr von den wenigen Stammkunden bleiben, kann sie nun die Miete für die Gasträume nicht mehr zahlen.

Noch musste sie deshalb die Gaststätte nicht schließen - "der Vermieter weiß ja, was hier los ist", sagt sie. Und: "So schnell gebe ich nicht auf." Allerdings erklärt sie auch: Lange kann ich mir das hier nicht mehr leisten. So wie ihr geht es etlichen Anliegern im Baubereich. Und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Denn die Arbeiten zur Erneuerung der Klausbrücke und in der Mansfelder Straße, die im April begonnen haben, sollen sich noch bis zum Dezember hinziehen, die im Bereich zwischen Herrenstraße und An der Schwemme mindestens bis zum 6. Oktober. Auf existenzielle Sorgen wegen massiver Umsatzeinbrüche hatten Geschäftsleute schon im Juni verwiesen und von der Stadt gefordert, mehr Hinweisschilder für Fußgänger aufzustellen.

Das ist passiert, auch einen Shuttle-Service der Havag gibt es seit gut vier Wochen. Der sollte Fußgängern weite Umleitungswege über den Domplatz oder das Gelände am MDR-Gebäude ersparen. Doch gebracht hat das bisher offenbar wenig. Gabi Krzizak vermutet ebenso wie Cord Lührmann vom Möbelhaus in der Mansfelder Straße, "dass da kaum jemand mitfährt". Bei der Havag hält man sich bedeckt. Der Bus werde in dieser, eventuell auch der kommenden Woche noch fahren, so Corinne Richert von der Pressestelle. Nach einer Auswertung werde entschieden, ob das Fahrzeug im Einsatz bleibt.

Auch Möbel-Händler Lührmann verzeichnet Umsatz-Einbußen, deren Höhe er jedoch schwer schätzen kann. "Auswärtige, die mit Navigationssystemen anfahren, finden sich nur schwer durch und bleiben dann fern", sagt er. Während einige Händler und auch das Café König am Robert-Franz-Ring derzeit Urlaub machen, haben andere offenbar zeitweise aufgegeben. Am Döner-Laden in der Mansfelder Straße ist auf einem Zettel zu lesen, dass man erst nach Ende der Bauerei wieder öffnet.

Im Laden "Russische Piroggen" steht derweil Halina Kühne so gut wie auf verlorenem Posten. "90 Prozent der Kunden bleiben weg, so kann man nicht leben", sagt sie. Wahrscheinlich wird sie zum Arbeitsamt gehen und Leistungen beantragen.

Was Halina Kühne ebenso wie Gabi Krzizak und auch Katrin Hildebrand aus dem Lebensmittelgeschäft an der Ecke zum Robert-Franz-Ring ärgert, ist das Vorgehen des Ordnungsamtes. Es würden immer wieder Knöllchen verteilt, obwohl die Wirtschaftsförderung zugesagt habe, dass Zugeständnisse für Händler gemacht würden - besonders zum Be- und Entladen.

Innendezernent Bernd Wiegand erklärt daraufhin, dass durch parkende Autos keine Wege oder Rettungszufahrten verstellt und Gefahren herauf beschworen werden dürften. "Wenn sich jemand aber ungerecht behandelt fühlt, kann er das beim Ordnungsamt klären", verspricht er.