Investor der "Spitze" will am Riebeckplatz bauen Halle: Investor der "Spitze" will am Riebeckplatz ein Hotel bauen - Der Patriarch kehrt zurück

Halle (Saale) - Am 17. März 2011 hat Jürg E. Köllmann vor dem Landgericht in Frankfurt(Main) das letzte Wort in einem Prozess um die Frankfurter Immobilienaffäre. „Es tut mir leid, dass meine Berufsentwicklung so enden musste“, zitiert die „Immobilien Zeitung“ den damals 70-Jährigen, eine der schillerndsten Figuren der Baubranche in der Nachwendezeit.
Köllmann wird wegen Bestechung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von 700.000 Euro verurteilt. Er hatte im Prozess eingeräumt, einem Fondsmanager der Deutschen Bank über 400.000 Euro gezahlt zu haben, damit er sich für den Kauf von zwei Köllmann-Projekten in Wiesbaden und Rotterdam einsetzt.
In Halle blieb das große Loch an der „Spitze“
Was das mit Halle zu tun hat? Köllmann, 1941 in Wuppertal geboren, ist in der Saalestadt kein Unbekannter. Zwischen 1996 und 1999 hatte er zusammen mit dem Baukonzern Philipp Holzmann und dem Baufinanzierer OFB die Spitze entwickelt - mit der Händel-Konzerthalle, der MDR-Hörfunkzentrale, dem Bürohaus der Stadtwerke und einem Wohnkomplex, ein Meilenstein für die Stadtentwicklung, der die Innenstadt bis heute prägt.
Das Trio hinterließ aber auch ein gigantisches Bauloch, das 15 Jahre die Spitze als Schandfleck prägte, ehe dort das Finanzamt errichtet wurde. Und Köllmann, mittlerweile 77, hat seine Berufsentwicklung keineswegs beendet. Als Generalbevollmächtigter des Familienunternehmens Fibona mit Sitz in Wiesbaden will er jetzt ein Grundstück am Riebeckplatz kaufen, direkt in Nachbarschaft des Maritim, und dort ein Hotel errichten. Der Finanzausschuss der Stadt wird sich am 21. August im nicht öffentlichen Teil der Sitzung damit beschäftigen.
Riebeckplatz in Halle: Firma plant ein Drei- oder Vier-Sterne-Hotel
Auf der Fläche im südwestlichen Quadranten, direkt an der Abbiegespur Richtung Merseburg, stand seit Ende der 1960er Jahre ein Wohnhochhaus, das 2012 abgerissen wurde. 852 Quadratmeter gehören der Stadt, etwa 900 Quadratmeter der Wohnungsgesellschaft HWG. Auf dem Areal befindet sich heute ein Spielplatz. Fibona will beide Grundstücke erwerben. Der Preis pro Quadratmeter liegt bei 600 Euro.
Die Firma plant ein Drei- oder Vier-Sterne-Hotel mit einem elf- und einem siebengeschossigen Gebäudeteil, die beiden Türme 35 und 23 Meter hoch, mit 150 Gästezimmern, Tagungsräumen, Lounge, Gastronomie und Fitness. 13 Millionen Euro will das Unternehmen investieren, 19 bis 22 Arbeitsplätze schaffen und das Haus selbst betreiben. Die Fibona ist nach eigenen Angaben seit 30 Jahren spezialisiert auf die Entwicklung und Bewirtschaftung von Hotelketten. Auch in Leipzig bauen die Hessen gerade ein Hotel.
Investition am Riebeckplatz Halle: Verwaltung befürwortet den Verkauf
Die Verwaltung befürwortet den Verkauf, weil das Projekt laut Beschlussvorlage „einen wichtigen Beitrag zur städtebaulichen Entwicklung, Attraktivitätssteigerung und Belebung des Riebeckplatzes leistet“. Die Fibona selbst verweist in einem Schreiben an die Stadt ausdrücklich auf die „umfangreichen Erfahrungen der Eigentümerfamilie“ am Standort in Halle. Gemeint ist natürlich die Spitze.
Im Stadtrat regt sich allerdings bereits der Widerstand. „So geht das nicht. Die Kernfrage ist für mich, ob der Riebeckplatz noch ein weiteres Hotel verträgt. Und was wird aus dem Kongresszentrum? Der Fall zeigt, dass wir endlich den Rahmenplan für den Riebeckplatz brauchen, den der Stadtrat fordert“, sagt CDU/FDP-Fraktions-Chef Andreas Scholtyssek. Die Papenburg AG baut am Haus des Lehrers ein Hotel mit 186 Zimmern, nördlich des Busbahnhofs soll ein weiteres entstehen. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) sucht zudem einen Investor für ein Kongress- und Hotelzentrum als Ersatz für das alte Maritim.
Mega-Projekte deutschlandweit: Licht und Schatten für den Manager
Bodo Meerheim, Vorsitzender der Linksfraktion, war schon Stadtrat, als Jürg E. Köllmann Mitte der 1990er Jahre mit seinen Partnern an der Spitze loslegte. „Anfangs ging es gut. Ende der 1990er Jahre gerieten die Investoren dann in finanzielle Schwierigkeiten. Um die große Pleite zu verhindern, hatte der Stadtrat seinerzeit den städtebaulichen Vertrag zur Spitze aufgehoben“, sagt Meerheim. Zurück blieb das Loch an der Spitze, dort sollte eigentlich eine Shoppingmeile entstehen. Doch mögliche Kandidaten winkten ab.
Mit Blick auf den Riebeckplatz hat auch Meerheim Zweifel. „Wir können ihn nicht zerstückeln. Es zeigt sich, wie dringend notwendig der Rahmenplan ist. Und wenn es um Köllmann geht, bin ich sehr vorsichtig.“
Es sind Licht und Schatten, die den Manager begleiten, nicht nur in Halle. Er setzt Mega-Projekte wie den Humboldt-Park München oder das Eurotheum Frankfurt um, sorgt mit dem gescheiterten Space Park in Bremen und einem Verlust von 650 Millionen Euro aber auch für eine der größten Baupleiten der Nachkriegsgeschichte. Die Fibona freilich bleibt von Skandalen verschont. (mz)
