Nahverkehr mit Elektrobussen Halle: havag testet Nahverkehr mit Elektrobussen nach Kröllwitz

Halle (Saale) - Kaum Vibrationen, kein Motorenlärm, keine Abgase. Elektrobusse versprechen gegenüber konventionellen Dieselmodellen einige Vorteile. Doch bisher sucht man sie auf Halles Straßen vergebens. Dies könnte sich im kommenden Jahr ändern, sagt Peter Kolbert.
Er ist im Stadtwerkekonzern für die Elektromobilität zuständig, kümmert sich etwa um die im vergangenen Jahr angeschaffte Elektroautoflotte und um den Aufbau der Lade-Infrastruktur in der Stadt. Und eben auch um die Frage, welche neuen Möglichkeiten Elektroantriebe für die Havag eröffnen.
Die könnte 2017 ein Pilotprojekt auf der Linie 21 von Kröllwitz nach Neustadt starten. Diese hat die Havag zumindest als Studienobjekt für eine Studie der Nasa GmbH benannt. „Der Plan ist, erstmal zwei Busse testweise fahren zu lassen“, erklärt Kolbert.
Doch zunächst ein Schritt zurück: Während in anderen Regionen und Städten wie Leipzig, Hamburg oder Berlin bereits E-Busse zu mindest im Testbetrieb Passagiere befördern, bildet Sachsen-Anhalt auf der Karte der Elektrobuspioniere einen weißen Fleck.
Kolbert hat dafür eine einfache Erklärung: „Es gibt in Sachsen-Anhalt noch kein Förderprogramm für E-Busse. Ohne Förderung ist die Anschaffung wirtschaftlich jedoch noch nicht darstellbar.“ Heißt: zu teuer.
In der Tat kosten die E-Busse derzeit etwa zwei bis drei Mal soviel wie die Dieselvariante. Leipzig hat für seinen E-Bus 650.000 Euro auf den Tisch gelegt, Berlin pro Fahrzeug gar 700.000 Euro. Ein normaler Bus koste etwa 200.000 Euro, liefert Kolbert den Vergleichswert.
Der hohe Preis ist nicht der einzige Grund für die bisherige Zurückhaltung der Havag: „Obwohl viele Städte bereits E-Busse haben, sind das alles prototypische Anwendungen.“
Die Elektromobilität auf der Straße steckt noch in den Kinderschuhen, mit den entsprechenden Kinderkrankheiten. In Halle hatte man sich daher dafür entschieden, erstmal die Erfahrungen andernorts abzuwarten.
Da sich mittlerweile abzeichnet, dass diese überwiegend positiv ausfallen und sich auch die Batterieleistung und damit die Reichweite der Elektrobusse stetig verbessert, ist nun jedoch Bewegung in das Thema gekommen. Auch auf Landesebene.
Im Auftrag des Verkehrsministeriums hat die Nasa GmbH die Möglichkeiten für die Einführung von E-Bussen im Linienverkehr untersucht. Geprüft wurden dabei elf Linien, unter anderem auch in Magdeburg, Sangerhausen und Naumburg, um festzustellen, welche Batterieleistungen und Lade-Infrastruktur jeweils notwendig wären.
Denn E-Bus ist nicht gleich E-Bus. Es gibt unterschiedliche Technologien, um die Fahrzeuge mit der notwendigen Energie zu versorgen. Die Aufladung der Batterien per Stecker an einer Elektrosäule zum Beispiel, wie sie zumeist auch bei E-Autos genutzt wird.
Alternativen sind etwa die Ladung per kurzen Oberleitungsstücken, die aber anders als der Fahrdraht der Straßenbahn einen Minusleiter bräuchten, oder die Ladung per Induktionsplatten an den Endhaltestellen.
Kolbert erklärt, für die Anschaffung sei letztlich entscheidend, welche Busse man einsetzen könnte, ohne dass dies Einfluss auf den Fahrplan hätte. Für das hallesche Pilotprojekt würde er lediglich die Elektrosäulen als Option ausschließen. Für den Rest möchte er die Empfehlungen der Nasa abwarten.
Die liegen dem Verkehrsministerium mittlerweile vor. Doch Nasa-Sprecher Wolfgang Ball erklärte auf Nachfrage, der Nahverkehrsservice wolle die Studie zunächst selbst und dann mit den Verkehrsunternehmen auswerten, bevor man sie öffentlich macht. An der grundsätzlichen Stoßrichtung „Pro E-Busse“ ließ er aber wenig Zweifel: „Die Absicht dort voranzukommen besteht.“
Dass dafür in Halle die Havag zunächst die Linie 21 ins Auge gefasst hat, ist deren abwechslungsreichem Streckenprofil geschuldet: Auf dem Weg von Kröllwitz zum Bruchsee passiert sie Wald- wie Wohngebiete.
„Außerdem hat sie die richtige Streckenlänge, und an der Endhaltestelle in Kröllwitz ist bereits eine Trafostation vorhanden“, begründet Kolbert die Wahl. Mit Hilfe der E-Busse könne man dann künftig vielleicht auch das Krankenhaus in Dölau besser erschließen. (mz)