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Halle Halle: Findet Schimpansen-Dame nun ihr spätes Liebesglück?

28.05.2010, 12:15

HALLE/MZ. - Ob's diesmal gut geht? Ob der Neue galanter ist? Nicht so ein Rabauke wie der Vorgänger? Im Moment sieht alles danach aus - und so herrscht in Halles Bergzoo derzeit vor allem Freude. Freude, weil Schimpansen-Dame Bangi nicht mehr Single ist. Bereits am Dienstag reiste - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - ihr neuer Mitbewohner in der Schimpansen-WG an: Er heißt Sebastian, ist 34 Jahre alt und kommt aus dem Tierpark Straubing.

Die Zoo-Mitarbeiter drücken nun alle Daumen und hoffen, dass die ersten Sympathie-Bekundungen der beiden Affen auf eine dauerhaft funktionierende Partnerschaft hindeuten. Schon am Tag nach der Ankunft kamen sich Bangi und Sebastian näher - freilich noch durch ein Gitter getrennt, weshalb es beim gegenseitigen Beschnüffeln blieb.

Am Donnerstag dann die erste Bewährungsprobe. Bangi und Sebastian wurden "aufeinander losgelassen". Und siehe da: Beide Tiere gingen sehr "respektvoll und freundlich miteinander um", wie Zoo-Sprecher Gunther Bigl zufrieden berichtet. Wobei sich die 36-jährige Bangi sogar eher von ihrer draufgängerischen Seite zeigte: Sie begann sofort, Sebastian zu "groomen" - so nennen Biologen die "soziale Körperpflege" der Tiere, also das gegenseitige Lausen.

Und Sebastian? Der schien, wenngleich zunächst etwas zurückhaltend, schnell Gefallen an den Streicheleinheiten der neuen Partnerin zu finden. Darf man das schon Liebe auf den ersten Blick nennen? Die Straubinger Tierpflegerin Anja Eichler ist sicher, dass es so was bei Schimpansen gibt - andererseits muss es gar nicht die große Liebe werden im Schimpansenhaus. Ein gutes Miteinander würde allen Beteiligten schon reichen.

Anja Eichler begleitet Sebastian und wird noch bis Sonntag in Halle bleiben, um ihm die Eingewöhnung einfacher zu machen. Zehn Jahre war die 31-Jährige die Hauptbezugsperson für das Tier. In Straubing teilte Sebastian nämlich ein ähnliches Schicksal wie Bangi in Halle: Obwohl es im Tierpark des ostbayerischen Städtchens drei Schimpansen gibt, lebte Sebastian allein. Der Grund: Mit seinen beiden deutlich jüngeren Artgenossen verstand er sich gar nicht gut - was indes vor allem an der Flegelhaftigkeit der anderen lag, wie Anja Eichler sagt. Sebastian selbst sei ein "ganz Lieber, ganz Netter".

Bangi wiederum war seit dem Tod des Schimpansen-Manns Satcho im Frühjahr Jahr 2008 solo. Zwar bekam sie im August desselben Jahres einen neuen Gefährten: Der erst 13 Jahre alte Unyoro erwies sich jedoch als echter Rüpel. Schien es zunächst zwischen den beiden ordentlich zu funken, flogen wenig später die Fetzen: Unyoro griff Bangi an und verletzte sie mit Bissen schwer.

Immerhin: Die Chancen stehen gut, dass nun Frieden einkehrt. Sebastian ist nur zwei Jahre jünger als Bangi - und damit auch in einem Alter, in dem man es eher etwas ruhiger angehen lässt. Abwarten ist angesagt. Bergzoo-Tierpflegerin Kerstin Gribbe war nach dem ersten Zusammentreffen ihres alten und neuen Schützlings dennoch mehr als erleichtert: "Ich kann meine Freude gar nicht beschreiben", sagt die 46-Jährige. Sie habe Gänsehaut gehabt und, ja: "Ich hatte Tränen in den Augen."

Hinweisschilder am Schimpansenhaus bitten die Besucher derzeit noch um erhöhte Rücksichtnahme. Sebastian scheint allerdings gewillt zu sein, zu zeigen, wer Herr im Haus ist: Besucher, die arglos an den Glasscheiben standen, erschreckte er ein ums andere Mal mit einem kraftvollen Sprung gegen die Scheibe.

Die Straubinger Tierpflegerin Eichler sieht derweil ihrer Abreise mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie werde mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen, sagt sie. "Aber ich bin froh, dass es Sebastian hier gut geht. Und dass er wieder eine Partnerin hat." Fest steht für sie auch: "Ich werde Sebastian immer wieder mal besuchen."