Halle Halle: Ein Bauernhof für Kinder auf der Silberhöhe
Halle (Saale)/MZ. - Im August 2012 hatte der offene Brief einer Studentin an den Stadtrat für Wirbel gesorgt: Die Silberhöhe sei abgehängt von der Stadt, sozial und kulturell. Die Menschen vergessen und ohne Zukunft, die Umgebung trostlos. Was darauf folgte, war eine lange Diskussion. Doch passiert ist bislang nichts Konkretes.
Und das ärgert Schwester Berkana, die seit einem Jahr auf der Silberhöhe lebt und sich dort engagiert: "Die Ratlosigkeit und die unangefochtene Bezeichnung Ghetto verdichten die Notwendigkeit, hinzuschauen." Ihre Idee: auf dem Abrissgebiet an der Willy-Bredel-Straße gemeinsam mit Schulen der Silberhöhe einen Kinderbauernhof aufzubauen, um den Kindern in der Plattenbausiedlung Naturnähe zu vermitteln: "Manche Kinder wissen gar nicht mehr, dass Kirschen auf Bäumen wachsen und nicht in Tüten."
Die 65-Jährige ist von Beruf Psychotherapeutin und gehört zu dem nicht religiös gebundenen Beginen-Verband. In dieser humanistischen Bewegung, so Schwester Berkana, gebe sich jede Gruppe ihre eigenen Regeln. "Ich bin dem Ruf von Franz von Assisi gefolgt, der den Ärmsten half und kam so auf die Silberhöhe", erklärt sie.
Zusammen mit Antje Manteuffel vom Waldgartenverein hat Schwester Berkana ein Schulgarten-Projekt an der Grundschule Hanoier Straße betreut - doch nach einem Jahr gab es kein Geld mehr dafür, bedauern die beiden. So entstand die Idee zu dem Kinderbauernhof, auf dem Mädchen und Jungen etwas anpflanzen können, sich um Tiere kümmern, aber auch Laufen, Klettern und Balancieren können.
Gespräche dazu gab es bereits: "Wichtig für die Silberhöhe ist, dass sich endlich etwas Konkretes ergibt", meint sie. Doch neben mehreren Wohnungsgesellschaften ist auch die Stadt Eigentümer einer Teilfläche des Areals und müsste somit ins Boot geholt werden.
"Das ist ein inhaltlich interessantes Projekt", sagt Uwe Stäglin, Beigeordneter für Stadtentwicklung. Allerdings müsse die Idee noch genauer ausgearbeitet werden. Dennoch soll Schwester Berkana nun eingeladen werden, das Projekt im Arbeitskreis Silberhöhe vorzustellen.
Wie es ansonsten mit der Silberhöhe weitergehen soll, dazu bleibt Stäglin noch verhalten: In diesem Jahr soll das integrierte Stadtentwicklungskonzept überarbeitet werden - für alle Stadtteile. "Der Fahrplan wird noch aufgestellt", sagt er. Und für das Konzept werde auch die Bürgerumfrage ausgewertet werden und Bürgerforen hierzu sollen in allen Stadtteilen in diesem Jahr laut Stäglin stattfinden.
Und auch das vom CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Keindorf initiierte "Forum Silberhöhe" steckt noch in der Warteschleife. Bei einem Treffen im Oktober 2012 kam dort die Idee auf, einen Ideen-Wettbewerb für die Silberhöhe mit der Uni Halle auszurichten. "Wir warten noch auf eine positive Rückmeldung der Uni, sind aber zuversichtlich", so Keindorfs Büroleiter Johannes Streckenbach.