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Halle Halle: Ehrung auf der roten Couch

Von MARTINA SPRINGER 27.03.2011, 20:40
Am 27.03.2011 wurde im Großen Saal des Neuen Theaters zum 9. mal der Bürgerpreis, „Der Esel, der auf Rosen geht“ verliehen. (FOTO: MZ/MEINICKE)
Am 27.03.2011 wurde im Großen Saal des Neuen Theaters zum 9. mal der Bürgerpreis, „Der Esel, der auf Rosen geht“ verliehen. (FOTO: MZ/MEINICKE) CARDO

Halle (Saale)/SAALEKREIS/MZ. - "Nicht klatschen, kein Blitzlicht", bat Moderator Sven Stephan die etwa 400 Gäste, die im Neuen Theater Platz genommen hatten. Weder Beifall noch Fotos bei einer Festveranstaltung? Bei einer Auszeichnungsfeier sogar? Das Ganze klärte sich sofort: Der Esel, der mit dem Müllerburschen auf duftenden roten Rosen zur Bühne lief, sollte nicht verschreckt werden. Tatsächlich zeigte sich Eselstute Lena kein bisschen störrisch, sondern trottete mit stoischer Ruhe bis an die Rampe und dann ganz gemächlich wieder zurück.

Na da konnte ja nichts mehr schief gehen. Und so war es natürlich auch. Zum 9. Mal wurde Sonntagnachmittag im stimmungsvoll ausgeleuchteten und mit Blumen geschmückten großen Saal auf der Kulturinsel der Bürgerpreis "Der Esel, der auf Rosen geht" vergeben. Mehr als 60 Vorschläge waren eingereicht worden, um Menschen zu ehren, die unentgeltlich und mit großer Lust in ihrer Freizeit etwas für andere tun.

Großen Einsatz gezeigt

Den Ehrenpreis der Initiatoren - Neues Theater, Mitteldeutsche Zeitung und Stiftung der Saalesparkasse - nahm Pianistin Ragna Schirmer entgegen, die als musikalische Botschafterin den Namen Halles in die Welt trägt und ihm einen guten Klang verleiht.

Zuvor hatten engagierte Frauen und Männer aus Halle und dem Saalekreis als Preisträger auf der stilvoll geschwungenen roten Couch Platz und - manche sichtlich gerührt - die Skulptur und eine langstielige weiße Rose in Empfang genommen. Anett Schüler erhielt die Auszeichnung, weil sie trotz einer schweren Krebserkrankung sowohl in der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft als auch im Kinder- und Jugendhaus "Flick-Flack" ehrenamtlich mitarbeitet. Die Hallenserin bekam dafür zusätzlich von Mädchen und Jungen, denen sie sonst bei den Hausaufgaben hilft oder eine vertrauensvolle Ansprechpartnerin ist, einen ganzen Arm voll bunter Tulpen.

Ebenfalls ausgezeichnet wurde das Ehepaar Sigrid und Erich Bleimeister. Die beiden Senioren haben in der Heimatstube in Lodersleben bei Querfurt Gegenstände aus 1 400 Jahren Dorfgeschichte zusammengetragen und wollen auch weiterhin als Ortschronisten tätig sein. Voller Stolz saß darüber hinaus Anton Zimmermann auf der Bühne. Weil der 78-Jährige seit ewigen Zeiten im Reit- und Fahrverein Salzmünde Pferde betreut und erst jüngst seine eigene Stute ein Fohlen zur Welt brachte, gab's neben dem Bürgerpreis noch ein großes Glas Eukalyptus-Bonbons. Die mag der jüngste Pferdenachwuchs nämlich besonders.

"Tequila"-Rhythmus als Dank

Stimmungsvoll nicht nur mit Pauken und Trompeten, sondern auch mit Klarinetten und Posaunen brachten sich Mitglieder des Jugendblasorchesters Halle sozusagen selbst ein Ständchen. Der insgesamt rund 100 Mitglieder umfassende Klangkörper, der im nächsten Jahr 40 Jahre alt wird, erhielt den Preis der Jury und schmetterte als Dank den Titel "Tequila". Verdient haben die Auszeichnung alle - da war sich der Saal sicher. Reichlich Beifall wurde gespendet.

Die Anerkennung der Gäste - darunter der Chef von Sachsen-Anhalts Staatskanzlei, Rainer Robra, und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Christoph Bergner (beide CDU), - war beinahe mit Händen zu greifen. Die Ehrenamtlichen "spenden Zeit, damit es anderen besser geht", hatte Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) gelobt. Und Saalekreis-Landrat Frank Bannert (CDU) betonte, es sei wichtig, "dass viele einen Karren ziehen, dabei aber nicht zum Esel gemacht werden". Das haben die Ehrenamtlichen alle nicht. Vielmehr haben sie sich den "Esel, der auf Rosen geht" durch großen Einsatz verdient.