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Ehrenamtspreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Deshalb ist die Volksbank Halle vernarrt in einen Esel

Die Volksbank gehört zu den Initiatoren des „Esels, der auf Rosen geht“. Im Gespräch sagt Sascha Gläßer, warum sich das Format nicht abnutzt.

Von Dirk Skrzypczak Aktualisiert: 05.03.2023, 18:00
Sascha Gläßer ist Vorstandschef der Volksbank. Den Ehrenamtspreis zu unterstützen, sei Herzensache.
Sascha Gläßer ist Vorstandschef der Volksbank. Den Ehrenamtspreis zu unterstützen, sei Herzensache. Foto: Dirk Skrzypczak

Halle (Saale)/MZ - Von seinem Büro in der vierten Etage hat Sascha Gläßer einen traumhaften Blick auf den Joliot-Curie-Platz. Noch besser ist es vom Balkon in der Konferenzzone. „Es ist immer wieder beeindruckend, Halle so zu sehen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Halle. Und beeindruckend sei auch, was die Menschen der Stadt und aus dem Saalekreis ehrenamtlich auf die Beine stellten.

Dieses Engagement würdigt der Ehrenamtspreis „Der Esel, der auf Rosen geht“. Die Volksbank gehört mit der Mitteldeutschen Zeitung und dem Neuen Theater zu den Initiatoren. Warum die Genossenschaft den „Esel“ unterstützt, wollte Dirk Skrzypczak im Gespräch mit Sascha Gläßer wissen.

Herr Gläßer, finden Sie die Zeit, sich selbst ehrenamtlich zu engagieren?

Sascha Gläßer: Da muss ich ehrlich sein, es fällt derzeit hinten runter. Ich habe drei Kinder und den Job bei der Volksbank und bin froh, beides im Gleichgewicht zu halten. Ich finde es aber gut, dass sich Menschen für andere einsetzen. Umso wichtiger ist es, dass wir als Volksbank einen Teil dazu beitragen können, dass dieses Engagement unterstützt wird.

Lesen Sie auch: Ehrenamtspreis: Warum ein Esel für Halle und den Saalekreis so wichtig ist

Die Volksbank ist seit 2018 Partner des Ehrenamtspreises. Warum unterstützen Sie den Esel?

Es ist quasi ein Teil unserer DNA. Wir sind eine Genossenschaftsbank und gehören den Menschen in dieser Region. Und wir wollen bei unseren Wurzeln bleiben und der Region etwas zurückgeben. Der Esel ist gesellschaftlich relevant. Er entspricht dem Sinn einer Genossenschaft: Hilfe zur Selbsthilfe. Deshalb passt er auch so gut zu uns. Andererseits ist es immer wieder beeindruckend, zu sehen, wie sich Menschen in Halle und dem Saalekreis für die Gesellschaft einsetzen. Das verdient Anerkennung.

Sie sind Banker. In Ihrer Branche zählen Zahlen und Gewinne. Wie passen unentgeltliche Initiativen in diese Welt?

Das Ehrenamt ist für die Gesellschaft wichtig. Es ist der Kitt, der die Menschen zusammenhält. Jeder hat andere Probleme. Die Gesellschaft verändert sich. Wir müssen zusammenstehen, um uns gegenseitig helfen zu können. Früher gab es Mehrgenerationenhäuser. Da haben vom Baby bis zum Senior alle unter einem Dach gelebt und sich unterstützt. Heute gibt es so etwas nicht mehr. Familien sind weit verstreut. Und da setzt das Ehrenamt an. Vor zwei Jahren hatten wir als Paten die Aktion ,Klingelzeichen’ unterstützt. Da kümmern sich Hallenser um Senioren, die alleine sind, damit sie vor allem sozial nicht vereinsamen. Das ist super.

Den Esel gibt es in der 19. Auflage. Warum nutzt sich das Format nicht ab?

Tatsächlich sind wir jedes Jahr überrascht, dass es immer wieder neue Initiativen gibt. Uns erreichen für die Ehrenamtspreise zwischen 60 und 80 Vorschläge. Und eigentlich müsste man doch mal durch sein, denkt man. Aber ich glaube, wir werden das nie schaffen. Gesellschaftliches Engagement kennt keine Grenzen. Es gibt so viel, das wir nicht kennen. Deshalb geht auch Jahr für Jahr der breite Aufruf an die Bürger, Vorschläge einzureichen, auch wenn wir es nie schaffen werden, alle auszuzeichnen.

Da fiel die Gala im nt aus: In der Corona-Pandemie hatte Volksbank-Vorstand Sascha Gläßer den Preis der Initiatoren an den Landesarchäologen Harald Meller übergeben.
Da fiel die Gala im nt aus: In der Corona-Pandemie hatte Volksbank-Vorstand Sascha Gläßer den Preis der Initiatoren an den Landesarchäologen Harald Meller übergeben.
Foto: TV Halle

Stellvertretend für alle Ehrenamtlichen kann der Esel nur an ausgewählte Personen oder Initiativen verliehen werden. In diesem Jahr sind sechs Preise vorgesehen. Wie schwer ist es, die Wahl zu treffen?

Das geht nur, indem wir Kriterien festlegen, an denen wir uns orientieren. Und wir müssen die Frage klären, in welche Richtung wir gehen wollen. Unter anderem zählt bei der Bewertung, wie viele Menschen von dem Engagement profitieren und welche gesellschaftliche Bedeutung es hat. Neben den Ehrenamtspreisen vergeben wir auch den Preis der Initiatoren. Er richtet sich an Persönlichkeiten, die sich für Halle und den Saalekreis verdient gemacht haben. Wie wichtig dieser Preis ist, zeigt die Tatsache, dass Sachsen-Anhalts Ministerpräsident diese Würdigung unterstützt.

Und dennoch werden alle Nominierten nicht vergessen und zur feierlichen Ehrung in das nt eingeladen, dieses Jahr am 1. Juli. Wie wichtig ist so eine Veranstaltung als Abschluss?

Enorm wichtig. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Der Esel gibt uns die Chance, einmal innezuhalten und uns bewusstzumachen, dass es Menschen gibt, die sonst nicht im Rampenlicht stehen, ohne die unsere Gesellschaft aber viel ärmer wäre. Für so etwas braucht man auch eine so niveauvolle Veranstaltung. Ich bin Matthias Brenner jedenfalls sehr dankbar, wie er diesen Abend gestaltet. Und dass er es künstlerisch auch immer wieder schafft, für Abwechslung zu sorgen.

Das klingt danach, dass sie sich um das Jubiläum im nächsten Jahr, die 20. Preisverleihung, nicht sorgen.

Wir werden nie im nt sitzen und vor Langeweile Däumchen drehen. Das Ehrenamt wird nie ein alter Hut sein. Und wir dürfen nicht vergessen, dass der Esel auch ein permanenter Ansporn ist, sich für andere einzusetzen. Auch das vermittelt dieser Preis.

Das ist der „Esel“ - Und so machen Sie mit

Der Ehrenamtspreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ wird seit 2003 an engagierte Menschen und Initiativen aus Halle und dem Saalekreis verliehen.

Auszeichnungen: In diesem Jahr werden sechs Eselskulpturen aus Bronze vergeben: Drei Bürgerpreise, der Preis der Initiatoren und der Preis der Jury. Neu ist der Publikumspreis, für den online gevotet werden kann. Die Wahl startet nach dem 25. Mai, wenn die Jury die zehn Teilnehmer an dem Voting bestimmt hat. Auch die Bürgerpreise werden durch die Jury vergeben.

Jury: Über die Preisträger beraten Matthias Brenner (nt), Sascha Gläßer (Volksbank), Bob Dauer (MZ), Antje Häge (Volksbank), Hans-Jürgen Kant (Kirchenkreis Halle), Karen Leonhardt (Freiwilligenagentur), Judith Marquardt (Beigeordnete Stadt Halle), Angela Papenburg (Papenburg AG), René Walther (Geschäftsführer Stadtwerke) sowie Annett Wernicke (Direktorin PI Halle).

Höhepunkt ist die Preisverleihung mit Intendant Matthias Brenner im nt - und einem künstlichen Esel.
Höhepunkt ist die Preisverleihung mit Intendant Matthias Brenner im nt - und einem künstlichen Esel.
Foto: Silvio Kison

Modus und Vorschläge: Wenn Sie, liebe Leser, engagierte Bürger, Vereine oder Initiativen kennen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, dann können sie diese Personen oder Gruppen vorschlagen. Dazu müssen Sie online ein Formular auf der Internetseite esel-auf-rosen.de ausfüllen. Im oberen Feld der Seite findet sich dazu ein extra Button. Sie bekommen danach eine Mail als Bestätigung. Die Nominierungsphase läuft bereits und endet am 6. Mai.

Preisverleihung: Höhepunkt ist eine bunte Festveranstaltung am 1. Juli im „neuen theater“. An diesem Abend sind nicht nur alle Nominierten eingeladen, sondern auch alle, die Ehrenamtliche vorgeschlagen haben. Im großen Saal werden die Preise übergeben. Ehrengast ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Die Preisverleihung wird mit viel Kultur und Musik umrahmt.

Informationen: Gebündelt werden alle Infos auf der Internetseite esel-auf-rosen.de Die MZ wird multimedial die 19. Auflage des „Esels, der auf Rosen geht“ begleiten. Dazu gehören Porträts der Kandidaten, Blicke hinter Kulissen sowie Audio- und Videobeiträge.