Halle Halle: Designer-Brunnen ist weg
Halle (Saale)/MZ. - "Wir tun unser Bestes, ihn wieder instand zu setzen", sagt Iris Rudolph von der Pressestelle der Stadtwerke. In der hauseigenen Werkstatt werde geprüft, ob und wie das Kunstwerk repariert werden kann. Der frühere Design-Professor Rolf Roeder von der Kunsthochschule Burg Giebichenstein hatte den Brunnen in den 90er Jahren entworfen. 1999 wurde sein Werk am Charlottenplatz aufgestellt.
"Ersatzteile für dieses Unikat zu bekommen, ist sehr schwierig", dämpft Rudolph die Hoffnung, dass der Brunnen irgendwann an seinen Platz zurückkehrt. Was Roeder, der heute als Emeritus in Dresden lebt, wenig wundern würde: "Es gab von Anfang an technische Probleme. Jahrelang bin ich morgens vor dem Dienst zum Brunnen gefahren und habe ihn von Müll befreit", so der heute 72-Jährige.
Über die Geschichte des Trinkwasserspenders muss der Professor heute selbst ein wenig schmunzeln. 1993, als er noch nicht an die Burg berufen worden war, hatte er ein Stipendium des Ulmer Internationalen Forums für Gestaltung bekommen. Zum Thema "Das Einfache" sollte er innerhalb eines Jahres eine Arbeit abliefern. Dass er Wasser als das einfachste Lebensmittel und Gusseisen als einfachen Werkstoff dabei verwenden wollte, war dem Industriedesigner gleich klar. "Aber dass es ein Brunnen werden würde, entwickelte sich erst mit der Zeit."
Allerdings durchkreuzte sein Ruf an die Kunsthochschule die Pläne - kurzerhand machte er das Thema "Das Einfache" mit gut einem Dutzend Studenten zum Semester-Projekt. Doch die etwa zehn Brunnen-Modelle überzeugten das Internationale Forum in Ulm nicht. Also legte Roeder selbst einen Entwurf vor, samt "zusammengebastelter Innentechnik", wie er heute selbstkritisch anmerkt.
Eine Firma stellte die Brunnen bis 2006 sogar in Serie her - nicht nur in Halle, sondern auch in Dresden, Konstanz und anderen Orten wurden etwa 15 der Brunnen aufgestellt. Der hallesche ist also kein Unikat. Allerdings sei die Firma Roeders Wunsch nicht nachgekommen, seine zusammengebastelte Innentechnik von einem Fachmann überarbeiten zu lassen. Die Brunnen gingen mit den Mängeln in Serie - und waren deshalb störanfällig.
"Es ist ein völlig unspektakuläres Industrieprodukt, das so selbstverständlich wie ein Hydrant auf der Straße stehen sollte. Es ist ein Stadtmöbel", so Roeder. Auch mit seinen weiteren Brunnen-Entwürfen, das räumt der Designer ein, habe er nicht viel Glück gehabt. In seiner neuen Heimat Dresden stehen mehrere Trinkbrunnen, die jedoch kaum genutzt würden. "Die Leute trauen dem öffentlichen Netz nicht zu, dass dort sauberes Wasser herauskommt", bedauert er.
Dabei war gerade in Halle die Wasser-Qualität nicht das Problem - nach Angaben der Stadtwerke mussten vom Brunnen auf dem oberen Boulevard jede Woche Wasserproben genommen werden. Ob der Roeder-Brunnen noch jemals an seinen Platz zurückkehrt, steht in den Sternen.