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Halle Halle: Acht Neue tanzen bei Rossa

Von CLAUDIA CRODEL 02.09.2011, 18:20

Halle (Saale)/MZ. - Sie kommen aus Brasilien, Frankreich, Japan, Russland, der Ukraine, der Schweiz und aus Deutschland. Seit gut zwei Wochen sind sie Neu-Hallenser, um eines zu tun: tanzen. Das Ballettensemble von Ralf Rossa hat in dieser Spielzeit acht neue Mitglieder: drei Damen und fünf Herren. Für sie hieß es vom ersten Tag an hart trainieren im Ballettsaal des Opernhauses, denn schon am nächsten Samstag (9. September) stehen allesamt mit den gestandenen Ensemblemitgliedern auf der Bühne im Hof der Moritzburg in Ralf Rossas Ballett-Fassung von Orffs "Carmina Burana".

"Das ist unsere Inszenierung mit den schwierigsten Schrittfolgen", erzählt der Ballettchef. Aber nach der ersten Woche hätten bei allen die Schritte gesessen, so Rossa weiter. Nun müsse - und das gilt für alle Ensemblemitglieder nach der langen Sommerpause - noch die Kondition in Form gebracht werden. In Rossas Truppe arbeiten Tänzer aus 13 Nationen. "Bei uns geht es ums Tanzen, da ist es egal, woher die Leute kommen", meint der Ballett-Chef. Er findet es sogar gut, dass alle von anderen Schulen, mit anderen Prägungen und kulturellen Hintergründen kommen und man sie ihrer Ausprägung gemäß dann einsetzen könne.

Der Jüngste im Bund der neuen Tänzer ist Jonathan dos Santos aus Brasilien. Er ist 21 Jahre alt, aber nicht direkt aus seiner Heimat nach Halle gekommen, sondern mit dem "Umweg" über Nordhausen, wo er zwei Jahre lang am Theater getanzt hat. Dagegen schon seit 2001 dagegen ist die Japanerin Kaori Morito in Deutschland und war an verschiedenen Theatern engagiert.

Fast alle können interessante Geschichten von ihren Lebenswegen erzählen. Der Russe Vasily Glushchik zum Beispiel davon, dass er erst sehr spät, nämlich mit 14, beschlossen hatte, Tänzer zu werden. Paloma Figueroa aus der Schweiz dagegen ist schon mit elf Jahren an die Hamburger Ballettschule gekommen. Mit 16 nahm sie an einem Tanz-Wettbewerb teil. "Alle glaubten, ich müsse gewinnen. Das habe ich aber nicht", erzählt sie. Danach wollte sie nicht mehr tanzen. Aber ein Jahr später zog es sie doch wieder in den Ballettsaal - und nun meint sie: "Die Rückkehr war richtig. Ich habe nämlich jetzt den schönsten Beruf der Welt."

Aus ihrer Hamburger Zeit kennt sie Niels Funke, einen Deutschen, der auch neu in Rossas Truppe ist. Er folgte mit 16 Jahren einer Freundin nach Australien, wo er auch sein Tanz-Diplom ablegte. Doch hat er keine Arbeitsgenehmigung in Australien bekommen und ist darum nach Deutschland zurückgekehrt.

Und dann ist da Johan Plaitano aus Avignon. Er liebt seine südfranzösische Heimat - meint aber, die Franzosen interessierten sich nicht so sehr für Kunst und hätten allerlei Vorurteile gegenüber Ballett-Tänzern. Da sei er lieber in Deutschland. "Und außerdem ist hier das Bier besser", sagt er und lacht.

Yuliya Gerbyna aus der Ukraine kann fließend Deutsch. Mit 14 Jahren kam sie an die Ballettschule in Stuttgart und lernte die neue Sprache ganz nebenbei. Aufgrund ihrer guten Deutschkenntnisse hat sie sogar einen deutschen Realschulabschluss gemacht. Am Theater in Eisenach lernte sie vor fünf Jahren Gorden Wannhoff kennen, der aus Berlin stammt. Beide wechselten vor zwei Jahren nach Dessau und tanzen ab dieser Spielzeit gemeinsam in Halle. Sie sind nicht nur auf der Bühne ein Paar, sondern auch im Privatleben. Ihre bislang wenige Freizeit in Halle haben sie bereits dazu genutzt, die Stadt zu erkunden: die Moritzburg und die Peißnitz. An der Schleuse gefällt es ihnen am besten.

Die neuen Tänzer sind am 9., 10. und 11. September erstmals in "Carmina Burana" im Hof der Moritzburg (Beginn jeweils 20 Uhr) zu sehen.